Briger Tötungsdelikt | Linker Altstaatsrat gibt CVP Mitschuld am Drama
Bodenmann erhebt haarsträubenden Vorwurf
Bis jetzt kam niemand ernsthaft auf den Gedanken, das Tötungsdelikt in Brig mit der Parteizugehörigkeit des mutmasslichen Täters in Verbindung zu setzen. Bis Peter Bodenmann in die Tasten griff.
Bald drei Wochen ist es nun her seit dem tragischen Vorfall. Der Partner des Opfers, der mutmassliche Täter, hatte seit Längerem finanzielle Probleme, ging schliesslich in Konkurs. Die Betroffenheit in der Region ist gross. Der 53-jährige Akademiker war in mehreren Vereinen und Stiftungen aktiv. Unter anderem bei der CVP-Ortspartei. Bisher kam aber niemand ernsthaft auf den Gedanken, die Tat in einen direkten Zusammenhang mit dessen Parteizugehörigkeit zu stellen. Bis der Briger Hotelier Peter Bodenmann in die Tasten schlug.
Drama politisch instrumentalisiert
Der vormalige SP-Präsident und Altstaatsrat mit Kurzzeit-Mandat baute das Drama in seine jüngste «Weltwoche»-Kolumne ein, um die Strategie des CVP-Präsidenten Gerhard Pfister zu bemängeln. Dessen Werte-Debatte mit konservativen Positionen laufe ins Leere, «denn auch CVP-Männer waren, sind und bleiben Sünder». Der «Weltwoche»-Leserschaft nennt er dabei den Namen des Oberwallisers, den er gleich in eine Reihe mit dem früheren Raiffeisen-Chef und «CVP-Strippenzieher» Pierin Vincenz und dem abgetretenen CVP-Nationalrat Yannick Buttet stellt. Diese Beispiele, kommt der Kolumnist zum Schluss, zeigten: «CVP-Männer sind nicht bessere Menschen als alle anderen.»
Von der rechtskonservativen «Weltwoche» als (linkes) Feigenblatt der freien Meinungsäusserung benutzt, gehen die Phrasen Bodenmanns dieses Mal weit über das bei ihm gewohnte Stilmittel der Provokation hinaus. Zum einen, weil er ein Tötungsdelikt ganz offensichtlich auf die gleiche Stufe stellt wie die Vorwürfe gegen Vincenz und Buttet – ungetreue Geschäftsbesorgung respektive Nötigung. Damit verhöhnt er – ob gewollt oder nicht – das Opfer und dessen Angehörige. Die 39-jährige Bündnerin wurde in der Zwischenzeit in ihrem Heimatkanton im engsten Familienkreis beigesetzt.
Zum anderen, weil Bodenmann den Vorfall politisch instrumentalisiert, um der von ihm verhassten CVP mal wieder eins auszuwischen. Doch damit nicht genug. Während das ganze Oberwallis und vor allem die Angehörigen fassungslos um Erklärungen ringen, scheint das Orakel am Saltinadamm die Mitschuldigen bereits zu kennen. Der 53-Jährige habe seine Partnerin umgebracht, fabuliert Bodenmann, «weil ihn seine CVP ökonomisch ins Bodenlose fallen liess. Unbegleitet.» Dieser Vorwurf ist haarsträubend. Und wohl falsch. Ein paar wenige Gespräche genügen, um zu merken: In den Vereinen, ja, auch in der Ortspartei oder im Stadtrat, hat man versucht, Hilfestellung zu bieten. Auch seitens Gewerbe und anderer Institutionen reichte man die Hand. Aber der 53-Jährige wollte sie nicht – aus welchen Gründen auch immer.
Fragen bleiben
Der genaue Tathergang ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen. Fakt ist: Zurück bleiben zwei Kinder. Und viele offene Fragen. Wieso musste die junge Mutter so gewaltsam sterben? Wie konnte es so weit kommen? Das sind juristische Fragen. Und Fragen, die sich auch eine Gesellschaft stellen und gefallen lassen muss. Es sind aber keine parteipolitischen Fragen.
David Biner
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