Spitäler | Schweizer sorgen sich um Spitalqualität
Mehrheit der Schweizer befürchtet Qualitätsabbau in Spitälern
Die Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich laut einer Umfrage gesünder als im Vorjahr. Den Spitälern und Kliniken im Land stellen sie erneut ein gutes Zeugnis aus. Die Sorge vor einem Abbau der Qualität aufgrund des steigenden Kostendrucks ist aber stark verbreitet.
59 Prozent der Befragten gaben im Rahmen des Spital- und Klinik-Barometers von H+ an, sie befürchten, dass der steigende Kostendruck in einen Abbau von Qualität mündet. Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Gesamtbericht hervorgeht, ist gleichzeitig nur eine Minderheit von noch 41 Prozent der Meinung, dass hohe Qualität hohe Gesundheitskosten rechtfertige.
Unverändert gelten die Spitäler und Kliniken als sehr wichtige Akteure im Gesundheitswesen (70 Prozent) mit guter Qualität (94 Prozent). Eine knappe Mehrheit (51 Prozent, +14) ist der Meinung, dass wir uns ein dichtes Spitalnetz nicht mehr leisten können.
Der Gedanke, dass jede Region ihr Spital haben soll, ist mit 67 Prozent Zustimmung trotzdem noch immer klar in der Bevölkerung verankert. Der Anteil sank hier gegenüber der letzten Befragung aber um 14 Prozent.
Augenfällig ist demgegenüber der wachsende Wunsch nach mehr Zentralisierung bei hochspezialisierten Behandlungen. Diese sollen laut 81 Prozent der Befragten, 23 Prozent mehr als im Vorjahr, in wenigen Zentren angeboten werden.
Zu teure Spitaldichte
Die Dezentralisierung des Spitalwesens werde zunehmend hinterfragt. Neu kritisiere die Mehrheit die finanziellen Folgen der Spitaldichte, schreiben die Studienautoren. Sie weisen aber darauf hin, dass bezüglich Konzentration keineswegs ein gefestigtes Meinungsbild vorhanden sei. Solche Meinungen würden stark durch "Direktbetroffenheit im Einzelfall und massenmediale Stimmungen" beeinflusst.
Erstmals erfragt wurde das Informationsverhalten beim Entscheid über medizinische Behandlungen und bei der Spitalauswahl. Eine Mehrheit traut sich zu, die für sie geeignetste Klinik zu wählen. Die jüngere Generation informiert sich vor allem im Internet.
Die Konsumentensouveränität erreicht auch die Spitäler. So entschieden sich laut der Umfrage mit 32 Prozent fast ein Drittel der Befragten schon einmal gegen ein bestimmtes Spital oder eine bestimmte Klinik, weil sie Schlechtes gehört haben.
Gesünder als im Vorjahr
Insgesamt fühlten sich die Befragten gesund, tendenziell sogar gesünder als 2014. Über ein Viertel (29 Prozent, +2) bezeichnet die eigene Gesundheit als sehr gut. Insgesamt waren 58 Prozent der Befragten (-12) im vergangenen Jahr in einer medizinischen Einrichtung zur Behandlung oder Kontrolle. Die Spital- oder Klinikaufenthalte gingen um 15 Prozent zurück auf 11 Prozent.
Die Ergebnisse des Barometers 2015 basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1208 Stimmberechtigten in der ganzen Schweiz. Die Befragung wurde zwischen Juni und August 2015 durch gfs.bern im Auftrag von H+ durchgeführt. Nach 2014 handelt es sich um die zweite Erhebung im Rahmen des H+ Spital- und Klinik-Barometers.
www.klinik-barometer.ch
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Kommentare
Klaus Hensel - ↑6↓6
Die Mehrheit der Schweizer befürwortet eine Privatisierung des Gesundheitswesens.
Das ist das Ergebnis rechts-konservativer Politik. Es ist doch so gewünscht.
Nie vergessen:
Sämtliches Geld im Gesundheitssystem stammt aus Ihren Arztrechnungen und Beitragszahlungen!
Erst vor kurzem hat der Souverän diesen "linken Spinnern" ihren Vorschlag, zumindest die privatisierten und rivalisierenden Krankenkassen zu einer Einheitskasse zusammenzulegen, links und rechts um die Ohren gehauen.
Und somit behält jede der vielen, vielen Krankenkassen weiter ihre eigene Chefetage, gibt Geld für Werbung aus, jammert über steigende Kosten, erhöht die Beiträge und Sie können die Krankenkassen genauso gut gegeneinander ausspielen, wie Sie mit der Wahl der Tankstelle Einfluss auf den Benzinpreis haben.
Verscuhen Sie mal mit einer chronischen Erkrankung, die Kasse zu wechseln!
Sicher werden in jeder Privatieiserung Kosten gesenkt.
Aber doch nicht zu Gunsten der Beitragszahler und Patienten - Hallo, Sie leben in der freien Marktwirtschaft!
Ein Privatunternehmen muss nicht kostenneutral wirtschaften, sondern Gewinne machen.
Und Gewinn, das weiss jeder, ist die Differenz zwischen Kosten und Einnahmen.
Ergo heisst Gewinnmaximierung: Kosten runter, Einnahmen hoch und die Differenz einstreichen - aber sicher nicht die Krankenkassenbeiträge - die Einnahmen - senken, *lach*, wie naiv sind Sie denn?
Ein Blick nach Deutschland, wo man die Privatisierung des Gesundheitssystems schon vor längerer Zeit eingeführt hat, zeigt, wo das hinführt.
Nahezu alle Krankenhäuser sind mitlerweile Teile von Aktiengesellschaften.
Und man weiss ja, wie das da zugeht:
Estmal braucht der Chef nen angemessenen Dienstwagen , dann runter wirtschaften, ausquetschen, Personal entlassen und Gehälter senken (Kosten senken) und dann an den nächsten Konzern weiterverscherbeln, der dann auch zu allererst die Kosten senkt und seiner Chefetage Firmenwagen besorgt...
Für die Patienten sieht das dann so aus:
Qualität möglichst dicht an die gerade noch gesetzlich vertretbare Mindestgrenze runterdrehen - machmal rutscht auch mal was drunter, knapp ausreichend qualifiziertes und völlig gestresstes und hoffnungslos überarbeitetes Personal - wenn Sie Glück haben, deutschsprachig, schlechtes, billiges Essen, lange Wartezeiten, dafür explodierende Beitragszahlungen für ein immer weiter abgespecktes Leistungsspektrum und immer mehr private Zuzahlungen für jedes "Extra".
Sicher, wenn Sie genug Geld haben, können Sie sich den 7-Sterne-DeLuxe Aufenthalt im Krankenhaus gönnen; aber als normal versicherter Durchschnittspatient heisst's für Sie: Bretterklasse!
Längere Therapien können dann schon mal Teile der Altersvorsorge aufressen oder mehr.
Aber, ich wiederhole mich:
Es ist doch so gewünscht. Das ist rechts-konservativer Politik: Die Starken auf Kosten der Schwächeren stärken.
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