Eishockey | Timo Helbling ist Nati-Captain am Slovakia-Cup
«Bisch wahnsinnig???»
Eine Bilderbuchkarriere sieht womöglich anders aus. Aber Timo Helbling (34) hat seit 1998, als er beim HC Davos als Junior debütierte, viel erlebt. Er brachte es weiter, als es ihm alle zugetraut hatten – vor zehn Jahren sogar bis in die NHL.
Diese Woche ist Helbling in der Slowakei Captain der Nationalmannschaft. Und er ist stolz darauf, was wiederum auch nicht selbstverständlich ist. Denn das Februar-Meeting der Eishockey-Nati ist ein Pflichttermin und bei den Spielern alles andere als beliebt. Kurz vor den Playoffs werden die Stars von den Trainern nicht aufgeboten. Nie werden jüngere und unerfahrenere Mannschaften nominiert als jeweils Anfang Jahr für den Slovakia Cup. «Völlig egal», sagt Helbling.
Timo Helbling ist der mit Abstand älteste Spieler im Aufgebot. Im Frühling 2015 war er noch der zweitälteste Schweizer im WM-Kader von Prag. Die Schweizer Hockeyfans wählten Helbling letzten Monat zum härtesten Spieler der NLA. «Eine schöne Auszeichnung», so Helbling. Der Verteidiger war mehrmals der meistbestrafte Spieler in der NLA, aber auch an Weltmeisterschaften und Junioren-Titelkämpfen. In seinen 86 Länderspielen erzielte Helbling bloss zwei Tore. Wer an Helbling und die Nationalmannschaft denkt, dem kommen kaum spielerische Glanzlichter in den Sinn. Vielleicht erinnert man sich eher an den «Helbling-Skandal» in den welschen Medien im letzten Frühling, als Helbling auf Kosten von Romain Loeffel mit an die WM nach Prag genommen wurde. Und sicher kommen Erinnerungen hoch an den mit 0:1 verlorenen WM-Viertelfinal von 2010 gegen Deutschland, als Helbling in der Schlussphase wie von Sinnen auf alles einprügelte, was sich ihm in den Weg stellte und sich am Ende mit dem deutschen Assistenztrainer Ernst Höfner anlegte.
Legendäre Prügelei
Aber so spielt Helbling. «Ich bin kein Fan von emotionslosen Partien. Meine Spielweise ist eine Gratwanderung. Ich will Zeichen setzen und Präsenz markieren. Aber ich will mit meinen Aktionen der Mannschaft helfen und nicht schaden.» Dank dieser beinharten Spielweise brachte es Helbling weit. Im Frühling 2000 teilte er in Davos Trainer Arno Del Curto mit, dass er sich in Nordamerika versuchen wolle. Del Curtos Antwort: «Bisch wahnsinnig???» Helbling ging, die Stationen führten ihn bis zu Tampa Bay Lightning und den Washington Capitals tatsächlich in die NHL – wenn auch nur für elf Spiele.
Auch in den letzten Jahren beging Helbling nicht immer übliche Wege. Als er vor fünf Jahren in Lugano in Ungnade gefallen war, wechselte er zum finnischen Spitzenteam Kärpät Oulu. Er kehrte in die Schweiz zu Zug zurück und wurde vor einem Jahr von Fribourg in einem Spielertausch mit Ryan Gardner an Bern abgegeben, erhält in Bern nun auch keinen Vertrag mehr, was ihn dazu bewog, wieder in Kloten zu unterschreiben.
sda
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