Eishockey-WM | Goalie Lundqvist und Stürmer Nylander mit viel Anteil beim WM-Titel für Schweden
König Henrik und Prinz William
König und Prinz: Torhüter Henrik Lundqvist und der zum MVP gekürte Stürmer William Nylander trugen massgeblich zum zehnten WM-Titel von Schweden bei.
Diese Bilder gingen um die Welt. Nachdem Henrik Lundqvist den Penalty von Mitch Marner pariert und den Sieg im Final gegen Kanada sichergestellt hatte, freute sich Nylander dermassen, dass er voller Wucht und in bester Footballer-Manier auf den Goalie sprang, worauf dieser unsanft auf dem Eis landete. «Ich habe nun ein paar Monate Zeit, um mich zu erholen», witzelte Lundqvist nach dieser Szene. Dennoch entschuldigte sich Nylander danach.
Der über unglaubliche Reflexe verfügende Lundqvist bewies gegen Kanada einmal mehr, ein Torhüter für grosse Spiele zu sein. In der NHL hatte der 35-Jährige die New York Rangers in den Playoffs zu sechs Siegen in Folge in der entscheidenden siebten Partie einer Serie geführt. Seine Abwehrquote in diesen sechs Begegnungen betrug sagenhafte 97,3 Prozent. Deshalb erhielte er den Übernamen «King Henrik».
Nun schrieb er in Köln ein weiteres vergleichbares Kapitel. Lundqvist brachte die Nordamerikaner mit 41 Paraden in der regulären Spielzeit und der Verlängerung zur Verzweiflung. Im Penaltyschiessen blieb er in vier Versuchen unbezwungen. «Was für ein aufregende Partie», sagte Lundqvist. «Es war eine grossartige Woche.» Dabei hatte er sich am Morgen vor dem Final nicht gut gefühlt, war es nicht sicher, ob er überhaupt eingesetzt werden kann. Die medizinische Abteilung habe einen fantastischen Job gemacht, so Lundqvist.
Traum erfüllt
Der WM-Triumph bedeutet ihm umso mehr, als er ihn zusammen mit seinem Zwillingsbruder Joel erleben durften. Die beiden spielten letztmals in der NHL-Lockout-Saison 2004/05 bei Frölunda Göteborg zusammen in einem Team. Joel Lundqvist ist nun neben Sven «Tumba» Johansson, Mats Sundin und Jonas Bergqvist einer von nur vier Spielern, der mit dem schwedischen Nationalteam dreimal WM-Gold gewonnen hat.
Für Henrik Lundqvist war es der erste WM-Titel, nachdem er 2006 in Turin Olympiasieger geworden war. 2003 und 2004 hatte er sich mit WM-Silber begnügen müssen–nach Finalniederlagen gegen Kanada. 2003 kam er allerdings nie zum Einsatz, 2004 konnte er im Endspiel nicht verhindern, dass die Skandinavier eine 2:0- und 3:1-Führung verspielten.Weltmeister zu sein, davon hatte er schon als Kind geträumt. Und genau um diesen Traum doch noch zu erfüllen, verlängerte er die Saison nach dem Ausscheiden mit den New York Rangers in den Playoff-Viertelfinals. Zu diesem Zeitpunkt war das WM-Turnier schon voll im Gang. «Ich wusste, dass es eine grossartige Mannschaft ist» (19 NHL-Spieler, die Red.), sagte Lundqvist. «Nun fühle ich mich viel besser.»
MVP gleich bei erster WM-Teilnahme
Ein sehr starkes Turnier spielte auch Nylander, der mit 21 Jahren beinahe der Sohn von Henrik Lundqvist sein könnte. «Als ich ihn vor zwölf Jahren kennenlernte, war er noch ein Kind», blickte Lundqvist zurück. Damals spielten sie zusammen Eishockey, als er dessen Vater Michael Nylander, einst selbst ein «grosser» Spieler, besuchte.
William Nylander unterstrich in Köln sein enormes Talent. Der Stürmer der Toronto Maple Leafs erhielt dank je sieben Toren und Assists die Auszeichnung als MVP des Turniers, und dies notabene bei seiner ersten WM-Teilnahme. Bereits in seiner ersten ganzen NHL-Saison hatte er mit 23 Treffern sowie 42 Assists in 87 Partien eingeschlagen. Imponierend ist insbesondere dessen Tempo, womit er exemplarisch für die neue Spielergeneration im internationalen Eishockey steht. Ihm gehört also die Zukunft. Noch musste er aber im schwedischen Team mit der Prinzenrolle vorliebnehmen, denn der König heisst Henrik.
Sascha Fey, sda
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