Tourismus | Drei- bis Fünfsterne-Hotels bangen um Euro-Gäste
«Einige Betriebe werden die nächsten zwölf Monate kaum überleben»
Die Konjunkturforschungsstelle KOF rechnet damit, dass allein die Kantone Wallis, Graubünden und Tessin ein Viertel ihrer Logiernächte aus dem Euroraum einbüssen werden. Besonders betroffen dürften Drei- bis Fünfsterne-Hotels sein.
«Einige Betriebe werden die nächsten zwölf Monate kaum überleben», sagt Beat Hess (54), Chef der Hotelkette Sunstar im «SonntagsBlick». Er betreibt in der Schweiz zwölf Häuser. Fünf stehen in Graubünden, wo im Sommer ein grosses Überangebot an Betten herrsche.
Hess spricht von Buchungsrückgängen von 30 bis 40 Prozent bei vornehmlich deutschen Gästen: «Besonders die deutschen Reiseanbieter sagen Schweiz-Ferien ab, weil sie ihre Reisecars nicht füllen können.» Als Kette mit Häusern in mehreren Kantonen könne er den Einbruch der Euro-Gäste jedoch auf ein Minus von 20 Prozent begrenzen.
Oliver Andermatten (39) betreibt das Hotel Hannigalp in Grächen, das zur Matterhorn Valley Group gehört. Die vier Häuser der Gruppe lägen bei Gästen aus dem Euroraum um 5 bis 8 Prozent unter dem Buchungsstand von 2014. Sogar Jugendherbergen verbuchen für den Sommer ein Logiernächte-Minus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr! «Das ist klar auf die Verluste aus dem Euroraum zurückzuführen», heisst es auf Anfrage.
Hitzewelle könnte die Saison retten
«Die Lage ist ernst», sagt Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, zur «Schweiz am Sonntag». Die Hotellerie-Branche arbeite in den alpinen Regionen seit Jahren nahezu ohne Gewinn, zu einer «Nonprofit-Industrie» sei sie geworden. «Bleibt der Franken auf dem aktuellen Niveau, sind viele Hotels langfristig in ihrer Existenz gefährdet.»
Schmid hofft nun auf einen langen, warmen Sommer. «Es wäre das Beste, was den Bergregionen passieren könnte.» Wenn es im Unterland heiss, in den Bergen dagegen angenehm kühl sei, würden die Gäste scharenweise für ein Wochenende in die Berge fahren. «Das Frankenproblem würde wegschmelzen wie Schnee an der Sonne.»
Erfahrungswerte zeigen denn auch, dass bei perfektem Wetter die Hotellerie auf bis zu 15 Prozent mehr Logiernächte kommt als bei schlechtem. «Das Wetter kann diesen Sommer den Unterschied ausmachen», ist Schmid überzeugt.
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Kommentare
Petsch - ↑5↓1
Habe bereits das ganze vor einiger Zeit mal gepostet, das Wallis tut gut daran sich von Massentourismus zu lösen... Die Risiken und Konkurrenz sind viel zu hoch, sowohl im In aus auch Ausland!
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