Bienenzucht | Internationaler Experte am Bienensymposium in Ried-Brig
Imker hatten alle Hände voll zu tun
Dieses Jahr hatten die Oberwalliser Bienenvölker vor allem mit der schlechten Witterung im Frühjahr zu kämpfen. Reto Tröndle vom Oberwalliser Züchterverband erklärt, was die heimischen Imker in den letzten Monaten bewegt hat. Gleichzeitig hebt er das bevorstehende Bienensymposium hervor.
Die Varroabehandlungen sind erfolgt, die Bienenvölker gefüttert. Es wird deutlich ruhiger im Bienenhaus, in dem sich die fleissigen Honigsammlerinnen allmählich auf den Winter vorbereiten. Zeit für einen Rückblick. Im Gespräch betont Reto Tröndle, Verantwortlicher für Öffentlichkeitsarbeit beim Oberwalliser Bienenzüchterverband, dass die Oberwalliser Imkerinnen und Imker heuer auf ein durchschnittliches Honigjahr zurückblicken würden. Wegen des nassen und kalten Frühlings könne dies jedoch als Erfolg gewertet werden. Im Kanton Bern etwa habe es Imker gegeben, «die nicht einmal die Honigschleuder herausgenommen haben», vergleicht Tröndle, der selbst in Grächen Bienen züchtet.
Doch nicht nur die Honigernte ist besser als erwartet ausgefallen. Zugleich waren auch die Völkerverluste im letzten Winter schweizweit sehr tief. Keine Selbstverständlichkeit, sind die Bienen doch nach wie vor von Varroamilben, Pestiziden und Brutkrankheiten bedroht. «Bis Herbst blieb das Oberwallis heuer zudem frei von Brutkrankheiten, wie etwa der Faul- oder der Sauerbrut», betont Tröndle dazu. Bislang ebenfalls verschont blieben die Schweizer Imker vom gefürchteten kleinen Beutenkäfer, der vor gut zwei Jahren erstmals in Süditalien auftauchte. Er droht sich in Richtung Norden auszubreiten. «Das Thema ist immer noch aktuell. In der ganzen Schweiz kontrollieren ausgewählte und speziell geschulte Imker regelmässig ihre Völker auf den Parasiten.»
Kanton streicht Gelder
Um Bienenschädlinge und Krankheiten im Zaum zu halten, sei ein gutes Handwerk des Imkers unausweichlich. «Die Ausbildung und die korrekte Ausführung der Behandlungen sind sehr wichtig. Wir sind im Verband deshalb bestrebt, einen guten Ausbildungsstandard zu gewährleisten. Dazu zählt auch das Anfang November in Ried-Brig stattfindende Bienensymposium», verweist Tröndle. Auch wenn die Varroamittel seit diesem Jahr nicht mehr durch den Kanton subventioniert werden, hofft er auf eine gute und korrekte Anwendung. «Nur so können unsere Bienen auch nächstes Jahr wieder guten Honig heimtragen.» Bei den Pestiziden sei man zudem auf eine gute Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft angewiesen. Hierbei würden derzeit auch national Bemühungen für eine nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln unternommen.
Der Kanton hat zuletzt nicht nur die Unterstützungsgelder bei den Varroamitteln gestrichen. «Alle Direktzahlungen an Imker fallen weg. Glücklicherweise werden der Verband und die Bienenberater sowie die Inspektoren weiterhin durch den Kanton unterstützt», ergänzt das Vorstandsmitglied. Auch die Jungimker erhalten aufgrund der Sparmassnahmen keine Einstiegshilfe mehr. Das scheint das Interesse indes nicht zu schmälern. «Die Grundkurse sind nach wie vor sehr gut besucht und teilweise sogar ausgebucht. Erst im Mai durften erneut 24 Jungimker ihre wohlverdienten Diplome entgegennehmen.» Besonders bei Neueinsteigern sei die Magazinimkerei zunehmend auf dem Vormarsch. «Im internationalen Vergleich sind Bienenhäuser mit Hinterbehandlungsbeuten, wie sie in der Schweiz Tradition haben, eine seltene Erscheinung.»
Internationales Flair in Ried-Brig
Um die Wichtigkeit der Ausbildung und des Erfahrungsaustauschs zu unterstreichen, organisiert der Verband erneut das am 5. November in Ried-Brig stattfindende Bienensymposium. Erwartet werden wiederum rund 150 Teilnehmer. Beim Anlass wird Gerhard Liebig Vorträge zu Problemen bei der Völkerführung und über die Zukunft der Imkerei halten. Der Deutsche ist ein international anerkannter Bienenfachmann und Autor unzähliger Fachbeiträge und Bücher. Sein Standardwerk «Einfach Imkern» ist bereits in der dritten Auflage erschienen. «Eine wertvolle Chance, um in den Genuss von ausgewiesenem Fachwissen zu kommen», verspricht Tröndle. «Auch erlaubt es uns, zu erfahren, wie in anderen Ländern geimkert wird.» Er ermuntert alle Interessierten, sich auf www.obzv.ch für eine Teilnahme anzumelden.
pmo
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