Verkehr | Elektronische Barriere-Überwachung bei Tätschen solls richten
Knatsch wegen Milchtransporten auf autofreie Belalp
Die Belalp ist autofrei. Das sollte auch für die Genossenschafter des Senntums der Alpe Bel gelten, finden Chaletbesitzer und Wanderer.
Wer zur Belap hoch will, muss die Bahn benutzen. Es sei denn, er verfügt über eine Sonderbewilligung der Gemeinde Naters, die Forststrasse Tätschen-Vogelbrunnji-Alpe Bel bis zur Senntumstallung zu benutzen. Denn für die Forststrasse gilt grundsätzlich ein Fahr- und Parkverbot für Motorwagen, Motorräder und Motorfahrwagen, sagt das interne Reglement der Gemeinde Naters zur Benutzung der Strasse. Sonderbewilligungen erteilt die Gemeinde für forst- oder landwirtschaftliche Zwecke oder für Bautätigkeiten auf der Belalp. Der Schlüssel zur Öffnung der Barriere für bewilligte Fahrten wird von der Gemeindepolizei lediglich für einen Tag ausgegeben, sagt das Reglement weiter. Die Weitergabe sei strengstens untersagt.
Täglich Milchtransporte auf die Belalp
Während Chaletbesitzern auf Belalp zweimal jährlich an einem Wochenende Gelegenheit geboten wird, ihre Ferienhäuser mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zu versorgen und zu entsorgen, legen die Genossenschafter des Senntums Bel das Reglement in den Bezug auf Fahrten für landwirtschaftliche Zwecke grosszügig aus. Weil die Genossenschaft im Besitz eines Barrierenschlüssel ist, sollen diese immer wieder mit Geländewagen die Forststrasse benutzen. Gegenüber dem «Walliser Boten» bemängeln Kritiker die laschen Kontrollen der Gemeinde Naters.
Und dass die Genossenschafter jeweils ab dem 1. Juni täglich mit Milch zum Senntum der Alpe Bel hochfahren und diese dort zu Bergkäse verarbeiten lassen, lasse das Reglement zum Papiertiger verkommen, äussern sich Kritiker zur Handhabung des Reglements durch die Gemeinde Naters. Zumal zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Kühe auf der Alp weiden würden.
«Das Senntum hat vor einigen Wochen angefragt, um einen Transport von Milch auf die Belalp auszuführen. Von mehreren Fahrten habe ich keine Kenntnis», sagt dazu der für das Ressort Landwirtschaft zuständige Gemeinderat Yves Zurwerra auf Anfrage des «Walliser Boten».
Bergkäse aus Talmilch legitim?
Manfred Jossen, Kassier der Alpgenossenschaft Alpe Bel, hingegen bestätigt die Transporte: «Drei Bauern, die im Winter ihre Milch an die Käserei Walker liefern und ihre Lieferkontingent Ende Mai ausgeschöpft haben, hätten ihre Milch dort fortan ohne Vergütung abliefern müssen. Aus diesem Grund fahren diese Bauern bis zur Aufalpung ihrer Tiere ihre Milch ab dem 1. Juni aus dem Tal ins Senntum hoch, lassen ihn dort zu Bergkäse verarbeiten und nehmen diesen im Verhältnis zur gelieferten Milch wieder zurück.» Dabei gehe es etwa um 500 Liter Milch täglich. Weil das Oberwallis als Gesamtes als Berggebiet gelte, sei das durchaus legitim. Keinesfalls aber werde die Talmilch als Alpkäse in Umlauf gebracht.
Selbsthilfe der Bauern
Die Bewilligung dazu erteile die Gemeinde, so Jossen. Die Milch werde gemeinsam mit einem Milchtankwagen einmal täglich morgens zur Sennerei auf der Belalp transportiert. «Die Milchpreise sind im Keller. Für die Bauern ist dies eine Selbsthilfemassnahme, gegen die man doch nichts einwenden kann. Und wenn man schon Strassen mit zu Meliorationszwecken baut, sollten diese von den Bauern auch genutzt werden können.»
Dem Vorwurf aber, dass die Genossenschafter selbst ihr Vieh mit Viehtransportern zur Aufalpung bis auf die Belalp fahren, widerspricht Jossen. «Es sind lediglich eine wenige Kühe, die mit Jeep und Anhänger auf die Alp gefahren werde. Der Grossteil der Besitzer führt die über 70 Milchkühe zu Fuss hoch.» Während des Sommers hingegen werde die Forststrasse von den Bauern lediglich für die Käseteilung oder zum Heuen benutzt. Oder vom Tierarzt bei Bedarf.
Gemeinde will das Problem angehen
Bei der Gemeinde Naters gehen des Öftern Klagen von Wanderern und Chaletbesitzern wegen Fahrten mit Geländefahrzeugen auf die Belalp ein, wie der für das Ressort Gemeindepolizei zuständige Natischer Gemeinderat Philipp Matthias Bregy auf Anfrage erklärt. «Wir erhalten wohl immer wieder Meldungen zu unberechtigten Fahrten, können das aber nicht belegen. Im Grundsatz aber gilt: Für forst- und landwirtschaftliche Zwecke kann die Strasse benutzt werden. Die Frage ist, was alles die landwirtschaftliche Nutzung umfasst. Milchtransporte gehören auf jeden Fall dazu, wobei man die Genossenschafter mehrmals angewiesen hat, die Verhältnismässigkeit zu wahren.»
Dennoch sieht sich die Gemeinde zum Handeln veranlasst, um dem Problem Herr zu werden. «Der Gemeinderat hat deswegen kürzlich beschlossen, für die Barriere in Tätschen ein elektronisches Schlüsselsystem einzuführen. Das Geld dazu ist gesprochen und der Auftrag erteilt. Dann wird man sagen können, mit welchem Schlüssel zu welchem Zeitpunkt die Abschrankung geöffnet wurde. Somit können die übermässigen Nutzungen, wie sie der Gemeinde zugetragen werden, auch verifiziert werden.» Die Bewilligungen sollen aber weiterhin restriktiv gehandhabt werden, denn die Belalp solle autofrei bleiben.
Abgewiesene Verwaltungsbeschwerde
Anzumerken ist, dass die Benutzung der Strasse bereits Gegenstand einer verwaltungsgerichtlichen Beschwerde beim Kanton war. Mit dieser blitzte eine Gruppe von 30 Chaletbesitzern auf der Belalp im Jahr 2013 in Sitten allerdings ab. Die gängige Praxis sei in Ordnung, lautete die Begründung. Seither setzt man auf den Dialog mit der Gemeinde, um eine restriktivere Benutzung der Forststrasse durchzusetzen und gleiches Recht für alle zu schaffen. Grundsätzlich anerkenne man den wichtigen Beitrag der Bauern zu Landschaftspflege auf der Belalp. Dennoch sollen nicht mehr Fahrten als zwingend nötig gemacht werden, heisst aus den Reihen der Chaletbesitzer.
zen
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Kommentare
schmähkritiker - ↑21↓26
was ist den das moto der chalegrüezini auf der belalp?
Schlag den Bauer wo du ihn triffst?
ich jedenfalls kenne viele einheimische die ihr chalet auf der belalp verkauft haben, weil es da angeblich zuviele grüezini hat
antworten
gegenthese - ↑21↓10
Bevor Sie solche Behauptungen aufstellen, möchte ich doch gerne Zahlen zu dieser These sehen. Ich vermute (behaupte aber nicht), dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Was hat diese Aussage überhaupt mit dem Thema des Artikels zu tun? Wurde einmal erwähnt, dass sich vor allem "Nicht-Walliser" beschwert haben? Nein. Bleiben Sie doch bitte bei den Aussagen, welche im Artikel erwähnt wurden und beziehen sich auch auf diese Quelle.