Verkehr | Am 21. September wird der Vispertaltunnel für 18 Monate geschlossen.
Mehr Verkehr im Vispertal
Visp. Ab dem 21. September 2015 wird der Vispertaltunnel für rund 18 Monate gesperrt werden. Die Folge: mehr Verkehr auf der Talstrasse zwischen Visp und Stalden. Der Kanton will die Situation mit zahlreichen Massnahmen entschärfen. Trotzdem bleiben Fragen offen.
Der Vispertaltunnel wird in Zukunft Teil der A9-Südumfahrung von Visp sein. Das Problem: Der 1999 eröffnete Tunnel muss in einen Autobahntunnel umgebaut werden. Für den zuständigen Staatsrat Jaques Melly und Martin Hutter, Chef des Amtes für Nationalstrassenbau (ANSB), gibt es daher nur eine Lösung: Die Umbauarbeiten können nur durchgeführt werden, wenn der Vispertaltunnel gesperrt wird.
«Effektivste Alternative»
Melly und Hutter beziehen sich dabei auf ein detailliertes Variantenstudium. Dieses habe aufgezeigt, «dass die einmalige Sperrung des Tunnels die wirtschaftlichste und effektivste Alternative darstellt». Der Kanton Wallis erhebt seit Jahren die Verkehrszahlen in der Region Visp, welche die Verkehrsingenieure von SWISSTRAFFIC seit rund fünf Jahren auswerten. Gestützt auf diese Auswertungen trifft der Kanton Wallis nun Vorkehrungen, welche den Verkehrsfluss während der 18-monatigen Sperrung des Vispertaltunnels garantieren sollen.
In den Sommermonaten 2015 wird die Entlastungsstrasse Nord von Visp offiziell mit Verkehrsschildern versehen. Diese weisen den Durchgangsverkehr mit Ausnahme des Schwerverkehrs neu auf die Entlastungsstrasse. Die Zufahrt zum Kreisel Landbrücke von Stalden nach Visp wird ab dem alten Primarschulhaus auf zwei Spuren ausgebaut. Die Abzweigung in die Augstbordregion (Gebiet Ennet Brücke) wird optimiert. Zudem kommt es zu Änderungen an verschiedenen Kreiseln vor und nach Visp: Die Durchfahrt durch Visp ist mit einem Spurwechsel verbunden. Die Hauptroute führt über die Entlastungsstrasse Nord. An Spitzentagen, wenn die kritische Verkehrslast überschritten wird, sollen Verkehrshelfer zum Einsatz kommen. Mit diesen Massnahmen will der Kanton Wallis das zusätzliche Verkehrsaufkommen auf der Talstrasse zwischen Visp und Stalden in den Griff bekommen.
Optimistische Berechnungen
Ob dies gelingt, darf bezweifelt werden, wenn man die Zahlen aus dem Jahr 2014 betrachtet. Gemäss diesen fuhren (beide Richtungen gerechnet) pro Tag 6100 Fahrzeuge auf der Talstrasse zwischen Visp und Stalden. Bei der Sperrung des Vispertaltunnels werden die 3100, die täglich diesen durchqueren, noch dazukommen. Eine höhere Belastung für die Talstrasse (Visp–Stalden), den Landbrückenkreisel und die Durchfahrt von Visp sind die Folge. Das sind alles Abschnitte, auf denen es schon heute häufig zu Verkehrsbehinderungen kommt. Gemäss Berechnungen von SWISS-TRAFFIC wird auf der Talstrasse «die kritische Verkehrslast» (Rückstaulänge überschreitet ein erträgliches Mass) bereits heute an rund 60 Tagen im Jahr während insgesamt 110 Stunden überschritten. Mit den Massnahmen des Kantons hofft man die Staubelastung gemäss Berechnungen der Verkehrsingenieure auf 20 Stunden an etwa 14 Tagen im Jahr zu senken. So weit die Theorie. Doch wie wird die Verkehrssituation in der Praxis aussehen, wenn beispielsweise während den Wintermonaten am Samstag ein Unfall auf der schon heute dichtbefahrenen Talstrasse auftritt, wenn der Gästewechsel in vollem Gange ist? Darauf hat niemand eine Antwort. Viele Touristiker und Gemeindepräsidenten im Bezirk Visp befürchten, dass mit der Schliessung lange Wartezeiten und ein Verkehrschaos vorprogrammiert sind. Schon jetzt ist klar, dass Autofahrer im Raume Visp ab dem 21. September Geduld haben müssen. In einer Infobroschüre, die heute an alle Haushalte im Oberwallis verteilt wurde, erklärt Daniel Baumann, Deputy CEO SWISSTRAFFIC AG, dass die Schliessung des Vispertaltunnels an einzelnen Tagen zu zusätzlichen Zeitverlusten von bis zu 15 Minuten führen kann. Auf die Frage, wie er sich als Fahrzeuglenker verhalten würde, um einen Stau zu umgehen, antwortet Baumann folgendermassen: «Als Alternative die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und Alternativen wie die Entlastungsstrasse und die neue Umfahrungsstrasse in den Kleegärten nutzen.» Diese Strassen können aber von den Verkehrsteilnehmern aus dem Matter- und dem Saastal nicht benutzt werden. Ausserdem sind viele Pendler aus dem Saastal auf den Bus angewiesen, der dann an Spitzenzeiten im Stau stehen wird und womöglich die Anschlüsse in Visp nach Bern und Lausanne nicht mehr erreicht. Was passiert mit denen?
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