Flüchtlinge | Amnesty International spricht von Skandal
Syrische Familie wartet nach Totgeburt immer noch auf Untersuchung
Im Juli 2014 hat eine syrische Frau auf der Rückführung von der Schweiz nach Italien ihr Kind verloren. Die Untersuchungen dazu dauern immer noch an.
Der Fall der Syrerin war im Juli 2014 publik geworden. Die 22-Jährige gehörte zu einer Gruppe von Migranten, die auf dem Weg von Mailand nach Paris in einem Zug kurz nach der Schweizer Grenze aufgegriffen und den Schweizer Behörden für die Rückführung nach Italien übergeben wurden.
Auf dem Weg durch die Schweiz soll die Frau, die offenbar im siebten Monat schwanger war, starke Blutungen erlitten haben. Ihr Ehemann sagte gegenüber der SRF-Sendung «10vor10», dass die Schweizer Beamten trotz wiederholten Hilferufen nicht reagiert hätten. Nach der Ankunft in Domodossola sei die Frau zusammengebrochen und ins Spital eingeliefert worden. Dort habe das Kind nur noch tot geboren werden können.
Untersuchungen dauern an
Nach dem Vorfall leitete das Grenzwachtkorps eine interne Untersuchung ein. Es kam zum Schluss, dass ein Fehler nicht ausgeschlossen werden könne und übergab das Dossier zur Prüfung der Militärjustiz. Die Untersuchungen der Militärjustiz dauern immer noch an.
Schuld daran ist laut «Blick» das Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern. Im August 2015 habe der Untersuchungsrichter dort ein Gutachten in Auftrag gegeben. Es sollte klären, wann genau der Tod des Kindes eingetroffen ist. Obwohl die Frist bereits am 31. März abgelaufen sei, liege das Gutachten bis heute nicht vor, wie die Militärjustiz bestätigt.
Ein Unding für die Dina Raewel, Schweizer Anwältin der syrischen Familie. «In zivilen Strafverfahren dauert das allerhöchstens sieben Monate», sagt sie zu «Blick». Auch Amnesty International spricht von einem Skandal und betont, die Familie habe das Recht auf eine unverzügliche, unabhängige und gründliche Untersuchung.
sda/map
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