Tierwelt | Nur ein mutwilliger Fall bekannt
Unbekannter legt Tierköder aus
Am vergangenem Sonntag fand eine Spaziergängerin in Fiesch Fleischstückchen, die mit Stecknadeln bestückt waren. Die Polizei ist über den Vorfall informiert.
Am vergangenen Sonntagmorgen um 6.00 Uhr machte sich die Gommerin* mit ihrem Hund auf einen Morgenspaziergang. In Fiesch erblickte sie auf der Wiese hinter dem Abfallhäuschen der Hejistrasse Fleischstücke mit Nadeln und Schrauben drin. «Es ist nicht das erste Mal das wir hier so etwas finden», erklärt sie gegenüber 1815.ch. «Im Frühling ist der Labrador von einem Nachbar wegen eines solchen Köders gestorben. Die ganze Situation hier in Fiesch artet langsam aus.»
Laut ihren Angaben fehlt es im Dorf an Abfalleimern und Säcklein in den Robidogs. «Die Hundehalter heben inzwischen den Kot nicht mehr auf. Das ganze Dorf ist verschissen. Bei der Gemeinde stossen wir Hundehalter auf taube Ohren. Es ist wirklich schade. Man hat hier als Hundehalter einen schweren Stand.»
Das gespickte Fleisch brachte die aufgebrachte Anwohnerin am Montag zur Gemeindepolizei. «Ich bin etwas irritiert über das Verhalten der Polizisten. Diese machten Fotos des Fleischs und gaben es mir wieder mit. Zum Schluss sage man mir noch, dass dieser Fall mit dem Polizeichef abgeklärt werde. Seitdem habe ich nichts mehr von ihnen gehört. Der Köder liegt nun bei mir in der Gefriertruhe.»
Gemeinde weist Anschuldigungen zurück
Bei der Gemeinde verblüffen die Anschuldigungen. «Es ist der erste Fall der uns gemeldet wurde. Wenn dies häufiger vorkommt, würden wir unsere Anwohner natürlich warnen. Wir können die Robidogs nicht übermässig mit Säcklein füllen, da diese oft für andere Zwecke missbraucht werden», erklärt die Gemeinde Fiesch auf Anfrage. «Natürlich ist es gut, dass man uns den Fall gemeldet hat. Jeder Fall sollte bei uns gemeldet werden, ansonsten können wir nicht entsprechend reagieren.»
Ein einziger Fall dieses Jahr
Der Fall des verstorbenen Labradors ist bei den Tierärzten der Region nicht bekannt. Weder die Praxis Dr. Kull in Ernen noch die Praxis am Rottu in Naters hatten in diesem Jahr einen Fall von mutwilliger Vergiftung.
«Im Herbst frieren Lebensmittel, die auf der Strasse liegen, ein und tauen im Frühling wieder auf. So kommt es vor, dass ein Tier dies frisst und einen schlechten Magen bekommt. Doch von mutwilliger Vergiftung kann da nicht die Rede sein», erklärt Tamara Imstepf von der Tierpraxis am Rottu in Naters.
Lediglich in der Kleintierpraxis von Romaine Werlen in Glis ist ein Fall bekannt. «Wir hatten anfangs dieses Jahres einen Fall mit Vergiftung in Glis, wo wir nachweisen konnten, das es mutwillig geschah. Seither aber nicht mehr», erklärt die Tierärztin. Immer wieder gäbe es Fälle bei denen die Tiere Schnecken- oder Rattengift fressen. Das passiere aber unabsichtlich. «Derzeit gibt es viele Fälle von Durchfall oder Erbrechen bei Hunden. Das hat allerdings nichts mit Gift zu tun. Wie auch der Mensch eine Magen-Darm-Grippe kriegen kann, könne es Tiere erwischen. Bereits durch beschnuppern von Durchfall-Kot kann sich der Hund anstecken.»
Generell reagiere die Bevölkerung über, meint Werlen. «Wenn es einen Fall gibt, dann kommunizieren wir Ärzte das öffentlich, wie wir es im Fall des Hundes in Glis gemacht haben. Die Leute haben allerdings einen Drang zur Überdramatisierung.» In den meisten Fällen von gefundenem Fleisch auf Gehwegen handelt es sich nicht um Köder. Oft verstreuen Füchse oder Vögel solche Essensreste in der Gegend. Typische Vergiftungssymptome bei Hunden sind steigende Temperatur, neurologische Ausfälle wie Zuckungen im Gesicht und am Körper, unkontrollierte Bewegungen sowie Seegang.
*Name der Redaktion bekannt
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Kommentare
Zodiac - ↑27↓3
Die Tatsache, dass Hundekotsäckchen aus den Robidogs manchmal auch rollenweise aus der Halterung gerissen und für andere Zwecke benutzt werden, ist doch wohl nicht nur in Fiesch so. Dennoch sind an den meisten Orten immer genügend Säckchen vorhanden. Als langjähriger Hundehalter und aktiver Hundesportler, (nicht in Fiesch) kaufe ich meine Säckchen im Handel selbst, so muss ich mich nie ärgern, wenn mal der eine oder andere Robi leer ist. So extrem teuer sind diese Säckchen gar nicht, also erachte ich diese Aussage der Gemeinde als eine Ausrede.
Was die Köder angeht, es werden leider zuwenige solcher Hundehasser erwischt. Um böse Überraschungen und Unfälle zu einem gewissen Grad zu vermeiden, braucht es stets besondere Aufmerksamkeit auf den Spaziergängen. Nebenbei bemerkt; mir wurden bereits kleine Würstchenstückchen, die mit Rasierklingensplitter versehen waren, direkt vor die Wohnungstüre gelegt. Da mein Hund nie etwas aufnimmt, es mir aber anzeigt, konnte ich die Köder beinahe schadenlos entfernen; beinahe, weil ich mich beim aufheben, an einer dieser Klingen den Finger leicht anschnitt.
Ob es Sinn macht, solche Fälle zu melden, muss von Fall zu Fall der Betroffene für sich selbst entscheiden. Es ist sehr schwierig, die Täter später auszumachen, dennoch melde ich Fälle, die mir draussen auffallen. Vor meiner Türe wische ich selbst.
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