Klangkunst | 88 musizierende Zebrafinken
Walliser Vogelzüchter ermöglicht einzigartige Klanginstallation
Zebrafinken als Klangkünstler – diese einzigartige Installation wird ab dem 29. Juli im Zentrum für zeitgenössische Kunst in Yverdon-les-Bains zu sehen sein. Die Tiere dafür lieferte der Vogelzüchter Filipe Oliveira aus dem Wallis.
«From hear to ear» (vom Hören bis ins Ohr) heisst die Installation des französischen Künstlers Céleste Boursier-Mougenot, die schon in Metropolen wie Montreal oder Kopenhagen zu sehen war, aber noch nie in der Schweiz: Zebrafinken als Musiker, die sich frei in einem Raum bewegen.
Die aus den Steppen Australiens stammenden Tiere werden das Zentrum für zeitgenössische Kunst in Yverdon in eine grosse Vogelvoliere verwandeln. Die Musik entsteht, wenn sich die Vögel auf den ungewöhnlichen Sitzstangen niederlassen – rund 15 E-Gitarren und Bass-Gitarren, deren Verstärker den Ton direkt wiedergeben.
Für die Schweizer Ausgabe konnte der in Martinach lebende Portugiese Filipe Oliveira als Lieferant der Vögel gewonnen werden. Die Vogelzucht wurde ihm in die Wiege gelegt. «Meine Eltern besassen bereits Vögel», sagte er.
Oliveira führte die Familientradition bei seinen vier Kindern fort, deren Namen er auf den Unterarmen tätowiert trägt. «Sie wollten Vögel. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen die Tiere kaufen und ich besorge die Käfige.»
44 Männchen und 44 Weibchen
Aus der Zucht wurde bereits neben seiner Arbeit als Lagerist eine Zoohandlung, vor fünf Jahren gab er seinen Job auf und widmete sich ganz dem Geschäft mit den Tieren. Die ganze Familie arbeitet mit, seine älteste Tochter hat inzwischen eine Lehre bei ihm begonnen.
Im vergangenen Frühling kam dann die Anfrage von Céleste Boursier-Mougenot für das ungewöhnliche Kunstprojekt. Er wurde angefragt, 88 Zebrafinken, darunter 44 Männchen und 44 Weibchen, für die Klanginstallation zu liefern und sich um die Fütterung und Kontrolle zu kümmern. Auch das Personal des Kunstzentrums in Yverdon soll er für den Umgang mit den Tieren schulen.
«So eine Anfrage hatte ich noch nie», sagte Oliveira. Er wägte zuerst ab und aktivierte dann sein Netzwerk von Züchtern, um genügend Vögel zusammen zu bekommen. «Ich habe den Künstler gefragt, warum er 88 Zebrafinken brauche. Er antwortete, dass es die angemessene Anzahl für das Volumen des Raumes in Yverdon ist.»
Boursier-Mougenot entschied sich für Zebrafinken, weil diese günstig, robust und stressresistent sind, wie Oliveira sagt. Die Vögel befinden sich bereits in Yverdon, damit sie sich an die neue Umgebung gewöhnen können.
«Die Vögel lieben Musik»
Höchstens 15 Besucher dürfen die Ausstellung gleichzeitig betreten, um die frei herumfliegenden Vögel nicht zu sehr zu stressen. Die Vögel dürfte die unfreiwillig produzierte Musik nicht stören, meint Filipe Oliveira.
«Die Vögel lieben Musik. In meiner Zuchtstätte schalten wir stets Hintergrundgeräusche ein, damit sie später beim Kontakt mit Menschen nicht verängstigt sind.» Was nach der Ausstellung mit den Tieren passiert, ist noch offen.
«Wir werden sie mit Netzen einfangen müssen. Das wird nicht einfach», sagt Filipe Oliveira. Zudem müssen neue Halter für die Vögel gefunden werden. Interessierte Ausstellungs-Besucher können sich beim Vogelzüchter melden.
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