Geburten | Zunehmende Risikofaktoren führen zu mehr Kaiserschnitten
Keinen grossen Einfluss auf Geburtsart
In der Schweiz hat sich die Kaiserschnittrate in den letzten 30 Jahren verdoppelt. Sie liegt inzwischen bei über 30 Prozent: Jedes dritte Kind wird durch Sectio geboren. Auch im Oberwallis?
Innerhalb der OECD-Staaten steht die Schweiz im oberen Mittelfeld der Rangliste mit den meisten Kaiserschnitten, die von der Türkei und Italien angeführt wird. 2010 wurde bereits jedes dritte Schweizer Kind durch Kaiserschnitt geboren – je nach Kanton und Spital können sich allerdings Unterschiede ergeben. Für den Anstieg verantwortlich sind laut der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) in erster Linie die zunehmenden Risikofaktoren.
Als Gründe für die höheren Geburtsrisiken werden das Alter der Schwangeren bei der ersten Geburt, Übergewicht der Gebärenden, zunehmende Mehrlingsgeburten, reproduktionsmedizinische Behandlungen und auch ein inzwischen anderer Umgang mit Steissgeburten oder bereits vorausgegangenem Kaiserschnitt angeführt. Gleichzeitig bestehen in der Fachwelt allerdings auch Bedenken, dass zu häufig Kaiserschnitte angewendet werden.
Auch Wunschkaiserschnitte
Wie Ruth Karlen, Co-Präsidentin der Oberwalliser Hebammen, auf Anfrage bestätigt, liegt der Trend im Spitalzentrum Oberwallis (SZO) leicht unter dem nationalen Durchschnitt. «Im Oberwallis ist die Kaiserschnittrate in den letzten zehn Jahren zwischen 26 und 30 Prozent stabil geblieben.» Gründe für eine Sectio in Visp seien hauptsächlich Steisslagen der Säuglinge oder ein kritischer Gesundheitszustand bei der Frau oder dem Kind. «Es gibt aber auch hier Wunschkaiserschnitte», ergänzt sie.
Die Oberwalliser Hebammen würden die Frauen jeweils im Geburtsvorbereitungskurs, in der Hebammensprechstunde im SZO und bei Schwangerschaftskontrollen, im Gebärsaal oder als freiberufliche Hebamme, sehen. «In diesen Momenten wird der Kaiserschnitt sicher auch thematisiert.» Als Ergänzung erhalten die Frauen gleichzeitig eine Broschüre zum Thema, die vom Schweizerischen Hebammenverband gemeinsam mit Kinderärzten und Anästhesisten ausgearbeitet wurde.
Persönliche Entscheidung
«Da die Hebammen viele Frauen aber erst kurz vor Geburt sehen, haben wir keinen grossen Einfluss auf die Geburtsart», sagt die Co-Präsidentin weiter. Schlussendlich entscheide die zuständige Ärztin oder der zuständige Arzt zusammen mit der schwangeren Frau und ihrem Partner über einen allfälligen Kaiserschnitt. Dabei ist dem Wunsch einer Schwangeren nach Aufklärung über Risiken und Folgen aus juristischer Sicht immer Folge zu leisten. Als bedeutendste Spätkomplikation einer Sectio wird durch die SGGG eine mögliche Störung der Plazentaeinnistung in Folgeschwangerschaften aufgeführt.
Kommt es zu einer natürlichen Geburt, werden in der Praxis unter anderem bei längerer Dauer und heftigen Wehen nicht selten auch schmerzmindernde Massnahmen angewendet. Dazu zählen neben homöopathischen Mitteln oder der Akupunktur etwa intravenös gespritzte Schmerzmittel sowie die Periduralanästhesie (PDA). Gerade eine regionale Schmerzminderung durch eine PDA kommt bei Geburten immer wieder vor, nicht selten auf Wunsch der Gebärenden. So auch in den Gebärsälen des SZO. «Rund ein Drittel der Frauen gebären mit einer PDA», erklärt Karlen. «Mit zwischen 26 bis 32 Prozent ist der Anteil an PDA-Anwendungen seit 2009 ziemlich stabil.»
pmo
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar