Frontal | rro-Sportchef Norbert Eder

«Die jungen Radiokollegen halten mich auf Trab»

Norbert Eder: «Mit alt Staatsrat Thomas Burgener habe ich beim KTV Visp gestürmt.»
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Norbert Eder: «Mit alt Staatsrat Thomas Burgener habe ich beim KTV Visp gestürmt.»
Foto: RZ

rro-Sportchef Norbert Eder im Gespräch mit dem früheren Fifa-Präsidenten Sepp Blatter.
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rro-Sportchef Norbert Eder im Gespräch mit dem früheren Fifa-Präsidenten Sepp Blatter.
Foto: zvg

Quelle: RZ 1

Er ist der Kultreporter des Oberwalliser Lokalradios rro und hatte schon viele Sportgrössen vor dem Mikrofon. Norbert Eder (66) über emotionale Momente seiner Arbeit, seine Treffsicherheit beim KTV Visp und eine erneute Walliser Olympia-Kandidatur.

Herr Eder, verfolgen Sie die Fussball-EM?
Selbstverständlich. Ich schaue mir die Spiele der EM in schöner Unregelmässigkeit an. Sowohl beim ­Public Viewing in der Lonza Arena in Visp, aber auch mit Kollegen bei mir Zuhause im Garten. Dann wird auch gefachsimpelt.

Wie beurteilen Sie als Sport- und Fussballexperte die Gruppenspiele der Fussball-Europameisterschaft?
Die Spiele verlaufen in etwa so, wie ich das erwartet habe. Die EM hat einen typischen Turniercharakter. Entsprechend fallen auch wenig Tore.

Ein Wort zur Schweizer Fussball-Nati…
Nach einem harzigen Start gegen Albanien hat sich die Nati gesteigert. Ich hoffe, dass in der Offensive noch mehr Durchschlagskraft dazukommt. Auch dank eines starken Torhüters Yann Sommer ist jetzt in der K.-o.-Runde eine Überraschung möglich.

Und nun die Herkules-Frage: Wer wird Fussball-Europameister?
Diese Frage hat für mich einen nebensächlichen Charakter. Ganz einfach darum, weil ich ein grosser Holland-Fan bin (lacht). Im Ernst, mein Geheim­favorit ist Belgien, obwohl sie gegen Italien eine empfindliche Niederlage einstecken mussten. Ansonsten stehen mit Deutschland, Spanien, Gastgeber Frankreich und Italien die üblichen Verdächtigen in der Favoritenrolle.

Sie sind Primarlehrer und seit Sendestart bei rro als Sportmitarbeiter und heutiger Sportchef beim Oberwalliser Lokalradio mit dabei. Waren Sie schon immer sportinteressiert?
Ich habe schon in meiner Jugend immer gerne Fussball gespielt. Unser «Tschuttplatz» im Quartier war die Terbinerstrasse. Damals hatte es noch wenig Verkehr und immer, wenn das Postauto um 13.15 Uhr durchgefahren ist, war das Spiel zu Ende und wir mussten zur Schule. Später haben wir neben unserem Elternhaus einen provisorischen Fussballplatz eingerichtet und verschiedene Turniere mit Quartiermannschaften durchgeführt.

Hat Ihre Mannschaft auch gewonnen?
Ab und an haben wir gewonnen. Später habe ich dann aber zum Handball gewechselt und beim KTV Visp gespielt. Zusammen mit dem späteren Staatsrat Thomas Burgener war ich im Sturm anzutreffen. Unser Ziel war es, dass einer von beiden pro Spiel einen Treffer erzielt (lacht). Das ist uns auch meistens geglückt. Nach meiner Aktivzeit beim KTV Visp war ich noch mehrere Jahre als Präsident tätig. In dieser Zeit sind wir auch in die Nationalliga B aufgestiegen. Später habe ich wieder zum Fussball gewechselt und bei den Senioren und Veteranen des FC Visp gespielt.

«Mit alt Staatsrat Thomas Burgener habe ich beim KTV Visp gestürmt»

Als das Lokalradio rro im November 1990 auf Sendung ging, haben Sie sich als Sportmitarbeiter beworben. Hatten Sie zu viel Freizeit neben Ihrer Arbeit als ­Primarlehrer?
Nein, überhaupt nicht. Der damalige Programmleiter Sergio Biaggi hat damals mit mir zusammen in der Primarschule Visp unterrichtet. Als er zum rro ging, hat er mich angefragt, ob ich nicht Interesse hätte, mich als Sportmitarbeiter zu versuchen. So bin ich zum Radio gekommen und bis heute geblieben.

Was für einen Bezug hatten Sie zum Medium Radio?
Ich war ein normaler Radiohörer, aber ich kannte das Medium nur vom Hörensagen. Wir hatten auch keinerlei Erfahrung und mussten unsere Sporen abverdienen.

Wie haben Sie das Radiomachen in den Anfängen erlebt?
Es war experimentell. Am Anfang waren wir mit einem Kassettenrekorder unterwegs, um unsere Interviews zu führen. Im Radiostudio haben wir die Aufnahmen auf Band überspielt und erst dann den Beitrag geschnitten und bearbeitet. Das war eine reine Bastelarbeit (lacht). Es ist auch mal vorgekommen, dass die ganze Bandspule auf den Boden gefallen ist und wir stundenlang das Band entwirren mussten.

In den vergangenen Jahren hatten Sie die ganze Oberwalliser Sportprominenz und auch nationale Sport­grös­sen vor dem Mikrofon. Welche Begegnung ist Ihnen dabei besonders in Erinnerung geblieben?
Speziell war sicher das Interview mit Kevin Lötscher nach seinem schweren Unfall. Auch bei Daniel ­Albrecht war ich nach seinem Sturz in Kitzbühel bei der Medienkonferenz im Inselspital Bern dabei. Das waren sehr emotionale Momente. Besonders gut in Erinnerung bleibt mir das Interview mit dem damaligen Nati-Trainer Roy Hodgson im Visper La Poste. Aber auch das Interview mit Sepp Blatter kurz nach seiner Sperre von der Fifa-Ethikkommission war beeindruckend und hat viele Reaktionen ausgelöst.

«Ich hatte schon viele prominente Sportler vor dem Mikrofon»

Haben Sie damit gerechnet?
Nein. Dass Sepp Blatter gerade in dieser Zeit ein sehr gefragter Interviewpartner war, war mir zwar bewusst, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass dieses rrotv-Interview so hohe Wellen wirft. Es gab danach Reaktionen aus aller Welt. Das war doch sehr speziell. Aber auch die Interviews mit dem damaligen Hockey-Nationaltrainer Sean Simpson nach dem Gewinn der WM-Silbermedaille in Stockholm oder mit dem Fussball-Internationalen Stéphane Chapuisat sind in bleibender Erinnerung. Und schliesslich habe ich auch schöne Erinnerungen an regionale Sportgrössen wie Fränzi Aufdenblatten oder den jetzigen Bundesliga-Trainer Martin Schmidt.

Haben sich dabei auch Freundschaften fürs Leben entwickelt?
Sagen wir so, durch die Arbeit lernt man viele Sportgrössen kennen. Mit einzelnen Sportlern hat man mehr Kontakt und mit anderen weniger. Aber Freundschaften im eigentlichen Sinne haben sich nicht ergeben.

Gab es auch ein paar Aussetzer, Pannen, Versprecher, die Ihnen heute noch nachgesagt werden?
Natürlich passieren, wie in jedem anderen Job auch, gelegentliche Patzer. Aber darüber muss man hinwegsehen und sich wieder auf die Arbeit konzentrieren.

Was fasziniert Sie am Radiomachen?
Das Radio ist ein sehr schnelles Medium. Wenn ­irgendwo irgendetwas passiert, kann man die Hörerinnen und Hörer schnell darüber informieren. Dazu kommt, dass man emotionale Momente wie Freude, Ärger, Trauer oder Enttäuschungen sehr gut über den Äther transportieren kann. Man lernt sehr viele spannende Menschen und interessante Geschichten kennen und die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere. Das ist das faszinierende am Journalismus und insbesondere am Radiomachen.

Was macht einen guten Sportjournalisten aus?
Er muss neugierig sein und objektiv berichten. In vielen Zeitungen überwiegt leider ein oberfläch­licher Journalismus. Das hat sich vor allem im Fall von Sepp Blatter gezeigt. Viele kleine Zeitungen haben sich an den grossen Blättern orientiert und die Negativschlagzeilen übernommen, ohne sich selbst ein genaues Bild zu machen. Das finde ich schade. Seriöser Journalismus zeichnet sich durch eine gute Recherche und objektive Berichterstattung aus.

Sie wirken nach aussen hin eher kühl und ein wenig zurückhaltend. Gibt es auch den Sportreporter ­Norbert Eder, der sich aufregen kann oder der sich vor lauter Freude auf dem Boden wälzt?
Ich habe in der Vergangenheit viele Sportereignisse erlebt, bei denen ich voll mitgegangen bin und wo ich auch Emotionen gezeigt habe. Ich denke vor allem an die Cupsiege des FC Sitten oder die Meister­titel des EHC Visp. Das waren schon sehr spezielle Momente, die mich besonders gefreut haben.

«Eine erneute Olympia-Kandidatur wird kaum Chancen haben»

Bei der Vergabe der Olympischen Winterspiele 2006 in Seoul waren Sie als Sportreporter zugegen, als die Kandidatur von Sitten gegen Turin unterlag. Wie haben Sie den 19. Juni 1999 in Erinnerung?
Die Walliser Delegation ist mit vielen Erwartungen im Gepäck in die südkoreanische Hauptstadt geflogen. Vor Ort hat sich dann allerdings schnell eine gewisse Ernüchterung breitgemacht. Nach mehreren Gesprächen mit verschiedenen Delegierten und Funktionären merkte ich schnell einmal, dass die Kandidatur Sion 2006 nur beschränkte Chancen hat. Das habe ich im Vorfeld in einem Radiobeitrag erwähnt. Das hat die Euphorie im Oberwallis gedämpft und es gab viele negative Reaktionen. Als dann der Entscheid zugunsten von Turin ausgefallen ist, war ich aber nicht sonderlich überrascht.

Die Frage muss sein: Würden Sie eine erneute Walliser Olympia-Kandidatur begrüssen?
Ich glaube nicht, dass eine Walliser Olympia-Kandidatur grosse Chancen hat. Ganz einfach darum, weil die Dimension der Spiele für eine kleine Region wie das Wallis viel zu gross ist. Zudem fehlt es an der ­nötigen Infrastruktur.

Obwohl Sie eigentlich pensioniert sind, machen Sie als Radioreporter weiter. Aus Spass an der Freude?
Genau. Die Arbeit macht mir viel Freude. Und nicht zuletzt halten mich meine jungen Radiokolleginnen und -Kollegen auch auf Trab.

Wie lange wird man den Kultreporter Norbert Eder noch hören?
Keine Ahnung. Aber in der neuen Eishockeyhalle in Visp werde ich sicher nicht mehr als Reporter im Einsatz sein.

Walter Bellwald

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Infos

Vorname Eder
Name Norbert
Geburtsdatum 12. Februar 1950
Familie verheiratet, zwei Kinder, ein Enkelkind
Beruf Primarlehrer, Radiomacher
Funktion rro-Sportchef
Hobbies Sport, Lesen, Enkel Kimi betreuen
Der Strohhut ist mein Markenzeichen. Nein
«Meister Eder und sein Pumuckl» habe ich mir regelmässig angeschaut. Ja
Der EHC Visp interessiert mich mehr als der FC Sitten. Ja
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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Kommentare

  • Viége - 121

    Der Vorwurf vom Seriösem Journalismus gerade von Quereinsteiger Eder? Gerade in seinen Interviews mit Blatter wurde kaum je eine Kritische Frage gestellt, sonst wäre Blatter wohl kaum kaum ins Studio gekommen...

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