Albinen/Guttet-Feschel | Wegen heiklen Vorfällen

Albinen boykottiert Schule «Sonnenberge»

Die Kinder von Albinen sollen schon bald nicht mehr in Guttet-Feschel (Bild) zur Schule gehen.
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Die Kinder von Albinen sollen schon bald nicht mehr in Guttet-Feschel (Bild) zur Schule gehen.
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Die Albiner Kinder gehen ab nächstem Schuljahr nicht mehr nach Guttet-Feschel zur Schule. Die Gründe sind brisant, wie RZ-Recherchen zeigen.

«Der Gemeinderat hat beschlossen, für unsere Schüler ab dem neuen Schuljahr eine Lösung mit der Gemeinde Leukerbad anzustreben», sagt der Albiner Gemeindepräsident Beat Jost. Die Schule «Sonnenberge» in Guttet-Feschel besuchen zurzeit die Kindergarten- und Primarschüler von Albinen, Erschmatt und Guttet-Feschel. Momentan sind dies rund 40 Schüler. Was sind die Gründe für den Wechsel? «Schon heute besuchen zwei der insgesamt fünf Albiner Schüler die Schule in Leukerbad. Eine Lösung mit Leukerbad hätten wir angesichts der hohen Kosten eines vier Mal täglich zwischen Albinen und Guttet verkehrenden Extrabusses vernünftigerweise früher oder später so oder so suchen müssen. Zwischen Albinen und Leukerbad steht uns für die Schülertransporte hingegen eine bestehende öffentliche Buslinie zur Verfügung», sagt Jost. Heute bezahlt Albinen für diese Extratransporte laut Jost jährlich fast 16 000 Franken.

Mobbing in der Schule?

Sind die erwähnten Transportkosten aber der wahre Grund? Dem Vernehmen nach soll es nämlich im laufenden Schuljahr zu Vorfällen gekommen sein, welche den Albiner Entscheid allenfalls beeinflusst haben könnten. Konkret berichten verschiedene Stimmen von Mobbing an Schülern. Brisant: Davon betroffen sollen exakt die drei Kinder gewesen sein, welche seit gut einem Jahr in Albinen wohnen und neu auch in Leukerbad zur Schule gehen werden. Wie Recherchen zeigen, sorgte die Angelegenheit für hitzige Diskussionen und beschäftigte zahlreiche Behörden. Das Ganze gipfelte sogar darin, dass die Kinder seit geraumer Zeit nicht mehr zur Schule gehen und seither zu Hause unterrichtet werden. Einem Brief des kantonalen Bildungsdepartements ist nämlich zu entnehmen, dass dies der Familie unter Berücksichtigung der gesetzlichen Auflagen und «in Anbetracht der vorgebrachten Gründe» bis Ende des laufenden Schuljahres gestattet ist. Und weiter steht im Brief: «Wie wir in Erfahrung bringen konnten, wird gegenwärtig durch die Gemeinde Albinen nach einer Lösung ab dem nächsten Schuljahr gesucht.»

Verantwortliche schweigen

Doch was sind die erwähnten «vorgebrachten Gründe»? Wurden die Kinder tatsächlich gemobbt? Schuldirektor Bernhard Fux will dazu nichts sagen. Nur so viel: «Darüber gebe ich keine Auskunft.» Auch sämtliche anderen involvierten Stellen und Behörden schweigen auf Anfrage. Allem Anschein nach ist die Angelegenheit zu heikel. Lediglich Beat Jost wagt sich etwas auf die Äste hinaus, ohne aber zu bestätigen oder dementieren. «Wir bedauern die Vorkommnisse rund um die Familie. Doch nun sind die Dinge, wie sie sind. Es liegt nicht an uns, darüber zu urteilen. Unsere Pflicht ist es, eine gute Lösung im Interesse der Kinder zu finden.» Die Mutter der betroffenen Kinder lässt ausrichten, sie bedauere, was passiert sei, sie würden sich aber nun befreiter fühlen. «In Albinen werden wir von allen Seiten gut unterstützt, wofür wir sehr dankbar sind. Jetzt konzentrieren wir uns auf einen guten Unterricht und darauf, dass die Kinder ganz nach ihren eigenen Bedürfnissen und Unterrichtsstufen unterrichtet werden», sagt sie. Das sei nicht einfach, sie erhalte aber viel Unterstützung.

Laufender Vertrag

Der Schulwechsel Albinens hat grosse Auswirkungen auch auf die finanzielle Beteiligung an den Kosten der Schule «Sonnenberge». Diese sind mittels Vertrag zwischen den Gemeinden geregelt, welcher laut Jost noch bis im Juni 2019 gültig ist. «Wir hoffen, diesen einvernehmlich auflösen zu können und dass eine solche Lösung unter guten Nachbarn möglich sein sollte», sagt Jost. «Es wäre ja schwer verständlich, uns zur Kasse zu bitten, wenn wir keine Kinder mehr haben, welche dort zur Schule gehen», erklärt er weiter. Dies umso mehr, als damit den Gemeinden einige Zehntausend Franken jährliche Schülertransportkosten erspart ­würden.

Keine offizielle Anfrage

«Von einem Wechsel nach Leukerbad ist uns nichts offiziell bekannt. Die Gemeinde Albinen hat aber das Recht, den Vertrag zu kündigen», sagt der Gemeindepräsident von Guttet-Feschel, Christian Pfammatter. Bezüglich der einvernehmlichen Lösung lässt er verlauten, dass sie noch keinen Vorschlag erhalten hätten. Auf alle Fälle aber sieht Pfammatter die Weiterführung der Schule nicht gefährdet: «Die Schülerzahl ist nach wie vor ausreichend.» Jedoch würde er einen Austritt zwar bedauern, aber vermutlich auch akzeptieren. Das sei Angelegenheit der beteiligten Gemeinden. Schuldirektor Bernhard Fux erklärt, dass es sich dabei um einen politischen Entscheid handle. Als Direktor sei er lediglich unter den geltenden Rahmenbedingungen für den geregelten Schulbetrieb verantwortlich. Und wie steht Leukerbad dazu? «Eine erste Anfrage wurde gut aufgenommen. Jetzt geht es an die Ausarbeitung der Details», erklärt Beat Jost. Er geht davon aus, der Urversammlung im
Juni eine definitive Vereinbarung unterbreiten zu können.

Peter Abgottspon

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