Region | Skiliftmitarbeitende über ihren Job

«Am Skilift kommt man mit vielen Leuten in Kontakt»

Lea Rebsamen ist bereits die achte Saison auf der Riederalp.
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Lea Rebsamen ist bereits die achte Saison auf der Riederalp.
Foto: RZ

Remo Furrer ist in Gspon als Skiliftmitarbeiter im Einsatz.
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Remo Furrer ist in Gspon als Skiliftmitarbeiter im Einsatz.
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Sie harren stundenlang bei Wind und Wetter aus und sind dafür zuständig, die Skilifte im Auge zu behalten. Trotzdem empfinden Skiliftmitarbeiter ihren Job nicht als langweilig.

Sie trotzen Temperaturen von bis zu 24 Grad minus und harren aus, egal ob es schneit oder regnet, manchmal sogar bei Sturm. Tagelang beobachten sie die Skifahrer und hoffen, dass nichts geschieht. Würde ein Unfall passieren, hätten sie Action – aber eigentlich sind die Mitarbeiter an den Skiliften da, um die Sicherheit der Skifahrer zu gewährleisten. Doch wer denkt, sie hätten den langweiligsten Job der Welt, irrt – wenngleich jeder von ihnen andere Methoden hat, sich die Arbeit am Skilift spannend und interessant zu gestalten.

Den Fernseher in der Hütte

Auf Gspon oberhalb Staldenried ist der 72-jährige Remo Furrer einer von zehn pensionierten Mitarbeitern, die gratis arbeiten. «Das wurde sogar von mir selbst initiiert. Dadurch sparen die Skilifte Gspon jährlich rund 10 000 Franken», erzählt Furrer, der an drei bis vier Tagen pro Woche auf der Waldegg-Bahn die Berg­station auf 2200 Meter über Meer betreut. Jeweils um 9.15 Uhr lässt er sich zur Bergstation schleppen, mit einem Sandwich und warmem Tee im Gepäck. Oben angekommen, prüft er, ob die drei Nothalt-Knöpfe funktionieren. «Wenn dann Skifahrer nach oben kommen, achte ich darauf, dass die Bügel nach oben gezogen werden», erzählt Furrer weiter. Sollte sich ein Bügel mal verheddern, würde er die Schnur durchschneiden – geflickt wird der kaputte Bügel aber erst am nächsten Tag. Im Übrigen harrt er aber dort oben aus, sieben Stunden lang, selbst dann, wenn nur wenige, vielleicht gerade mal eine Handvoll Skifahrer, den Lift nutzen. Dann vertreibt sich Furrer die Zeit am Fernseher, den er in seiner kleinen, beheizten Hütte zur Verfügung hat. «Dank des Fernsehers wird es mir da oben nie langweilig», erzählt Furrer. Trotzdem hat er ein Auge stets auf seinen Lift gerichtet. Ihm entgeht kein Skifahrer – bis die letzten Schneesportler um 16.20 Uhr nach oben gelassen werden. Sobald der Skilift abgestellt ist, schnallt sich Furrer die eigenen Ski an und fährt nach unten. Damit markiert er gleichzeitig auch den Pistenschluss. «Manchmal sehe ich Liebespärchen, die auf einer Bank vor einer Alphütte sitzen», schmunzelt Furrer. «Da möchte man nicht stören, und ich beschränke mich darauf, sie zu bitten, später vorsichtig nach ganz unten zu fahren.»

Hände und Füsse frieren ein

Bereits die achte Wintersaison am Trainerlift auf der Riederalp verbringt Lea Rebsamen. «Mit meiner Familie bin ich 20 Jahre lang in den Skiferien hierhergekommen», erzählt die gebürtige Winterthurerin, «irgendwann wollte ich aber mal eine ganze Saison hier bleiben.» Auch sie empfindet ihren Job keineswegs als langweilig. Im Gegenteil: «Man hat fast immer Action beim Anbügeln, Abstellen und Helfen», so Rebsamen, die auch schon kuriose Sachen erlebt hat. «Ich habe einmal beobachtet, wie ein Kind an einem Bügel hängen geblieben ist und dabei seine Ski und Skischuhe verloren hat, sodass es nur noch in Socken dastand.» In solchen Situationen reagiert sie schnell, stellt den Lift ab und eilt zu Hilfe. Sie arbeitet auch gerne im Freien, wie sie betont. «Da weiss man, worauf man sich einlässt und dementsprechend ziehe ich mich warm an», meint sie. «Doch obschon für jedes Wetter bewappnet, frieren Hände und Füsse manchmal so ein, dass ich sie kaum noch spüre.» Doch für solche Situationen gibt es im Kassenhäuschen einen Elektroofen, um sich wieder aufzuwärmen. Oft bleibt dazu aber gar keine Zeit. Spätestens wenn in der Fasnachtszeit die Hochsaison so richtig beginnt, stehen die Skifahrer manchmal lange in der Schlange, bis sie sich endlich einen Platz auf dem Skilift ergattern können. «Doch», so Rebsamen, «man erkennt sich wieder, weil manche Stammgäste jedes Jahr wiederkommen. Da ergeben sich oft interessante Gespräche.» Um Ostern herum und in Gspon schon Mitte März wird die Wintersaison enden. Lea Rebsamen, eigentlich eine gelernte Floristin, wird den Sommer über einen anderen Saisonjob annehmen. «Im Sommer arbeite ich in einer Gelateria in Bern, wo ich als Standortleiterin nicht nur Glace verkaufe, sondern auch selbst produziere», erzählt sie. Im Winter will sie wieder ins Oberwallis kommen. Rebsamen: «Ich könnte mir gut vorstellen, noch weitere acht Winter am Skilift auf Riederalp zu arbeiten.»

Christian Zufferey

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