Region | Lage spitzt sich zu

Dem Tourismus geht das Personal aus

Der Tourismus geht in Sachen Personalrekrutierung schwierigen Zeiten entgegen.
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Der Tourismus geht in Sachen Personalrekrutierung schwierigen Zeiten entgegen.
Foto: © Marc Kronig

Quelle: RZ 0

Im Oberwalliser Tourismus braucht es zahlreiche Mitarbeiter. Deren Rekrutierung gestaltet sich aber immer schwieriger. Und künftig könnte sich die Situation sogar noch verschlimmern.

In den Walliser Hotels und Restaurants sind laut neuster Statistik rund 14 000 Menschen beschäftigt. Deren Rekrutierung bedeutet für die einzelnen Betriebe jeweils einen grossen Kraftakt. So zeigt eine Umfrage, dass in den Oberwalliser Destinationen für diese Wintersaison längst nicht alle Stellen besetzt werden konnten. Um die gewohnte Dienstleistung trotzdem anbieten zu können, hilft teils nur improvisieren. So werden Aufgaben auf mehrere Mitarbeiter verteilt. «Das bedeutet wiederum mehr Arbeit für jeden Einzelnen», sagt beispielsweise der Präsident des Zermatter Hoteliervereins Sebastian Metry. Damit aber steige deren Belastung, was sich wiederum auf die Motivation auswirke. «Dies erschwert, die Mitarbeiter langfristig zu halten und die Suche beginnt von Neuem», sagt er.

Neue Märkte erschliessen

Auch in Grächen ist die Personalrekrutierung eine Herausforderung. So sagt der Hotelier und Präsident des örtlichen Hoteliervereins Olivier Andenmatten, dass die Suche nach potenziellen Mitarbeitern mittlerweile nach Osteuropa ausgeweitet worden sei. «Nebst Einheimischen und Mitarbeitern aus Portugal und Deutschland, wird heutzutage auch in Litauen, Polen oder aber Ungarn Personal rekrutiert», sagt er. Dieses würde oftmals über gute Deutschkenntnisse verfügen. Wie sich herausstellt, gestaltet sich die Rekrutierung sowohl bei qualifizierten als auch nicht qualifizierten Stellen als schwierig. «Putzen und abwaschen will niemand mehr», sagt der Präsident des Walliser Hoteliervereins Markus Schmid. Und qualifizierte Mitarbeiter wie beispielsweise Köche würden in Sachen Arbeitszeiten oftmals attraktivere Arbeitgeber wie Spitäler oder aber Tagesbetriebe bevorzugen. Dies, obwohl bei der Entlöhnung in der Vergangenheit grosse Fortschritte gemacht worden seien. «Im Vergleich zu manchen Branchen bezahlen wir bereits ab dem ersten Arbeitstag den 13. Monatslohn», so Schmid.

Haus im Heimatland als Stolperstein

Mit der Masseneinwanderungsinitiative besteht für die Walliser Touristiker eine weitere Hürde. Demnach müssen freie Stellen zuerst bei den regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet werden, bevor danach anderweitig gesucht werden kann. «Das verlängert den ganzen Rekrutierungsprozess», sagt Schmid. Zudem stehe beispielsweise bei der Suche nach einem Koch bei der Meldung an das RAV schon fest, dass die Stelle vom RAV fast sicher nicht besetzt werden könne. Auch der seit Jahresbeginn geltende automatische Informationsaustausch Schweiz - EU wird sich künftig erschwerend auf die Personalrekrutierung auswirken (siehe Box unten). So stehen vor allem in Portugal oder Spanien Häuser, die Leuten gehören, die in der Schweiz steuerpflichtig sind und welche laut Schmids Vermutung in der Schweiz oftmals nicht deklariert worden seien. Aufgrund dessen seien gerade langjährige portugiesische Arbeitskräfte bereits in ihre Heimat zurückgekehrt. «Viele weitere werden folgen», befürchtet Schmid. Zumal sich die Arbeitsmarktsituation in Portugal auch etwas verbessert habe. Wegen der hohen Anzahl an protugiesischen Arbeitskräften in hiesigen Betrieben trifft das die Branche hart.

Werbung in den Schulen

Was also kann gegen den weiter austrocknenden Arbeitsmarkt unternommen werden? In aktiver Werbung für touristische Berufe in den Schulen sieht Sebastian Metry allenfalls einen möglichen Ansatz. Dann müsse auch zwingend am Image des Tourismus gearbeitet werden. In der Gastronomie und Hotellerie gebe es viele Aufstiegsmöglichkeiten. Das schweizerische duale Bildungssystem biete so viele Möglichkeiten für weitere Studiengänge nach einer abgeschlossenen Lehre. «Zudem verfügen wir über die weltweit besten Hotelfachschulen.» Es würden leider immer noch zu viele junge Walliser auf andere Berufe abspringen und dem Wallis den Rücken kehren. «Wir brauchen Touristiker und nicht Bürolisten», sagt Metry.

Peter Abgottspon

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