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Der Krebs als täglicher Begleiter

Fabiola In-Albon bei ihrer Arbeit. Einmal wöchentlich arbeitet die psycho-onkologische Beraterin von Zuhause aus.
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Fabiola In-Albon bei ihrer Arbeit. Einmal wöchentlich arbeitet die psycho-onkologische Beraterin von Zuhause aus.
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Fabiola In-Albon: «Wir haben immer ein offenes Ohr.»
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Fabiola In-Albon: «Wir haben immer ein offenes Ohr.»
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Fabiola In-Albon arbeitet bei der Krebsliga Schweiz und ist Fachberaterin am Krebstelefon. Eine Arbeit, die sie auch emotional stark fordert.

«Chrebstelefon, Güätun Abund, Wiä chan ich ew hälfu?». Die Stimme von Fabiola In-Albon ist sympathisch, angenehm und beruhigend. Sie hört dem Anrufer am anderen Ende der Leitung aufmerksam zu, nickt still vor sich hin, lässt ihn ausreden und meldet sich zwischendurch zu Wort. Kompetent, einfühlsam und sachlich gibt sie Auskunft, gibt ihr Fachwissen weiter oder hört einfach zu.

Bis zu dreissig Anfragen pro Tag

«In erster Linie beraten und informieren wir bei allen Fragen zu Krebs», erklärt In-Albon. Die 47-jährige Pflegefachfrau und psycho-onkologische Beraterin arbeitet seit zwölf Jahren als Fachberaterin am Krebstelefon. Zusammen mit ihren fünf Kolleginnen beantwortet sie Telefonate, bearbeitet Mails oder gibt im Chat und über Skype Auskunft. Zwanzig bis dreissig Anfragen erreichen das Team pro Tag. Junge und ältere Menschen, Krebskranke und deren Angehörige, Freunde und Bekannte von Krebspatienten – sie alle wollen ihr Herz ausschütten, haben Fragen zu verschiedenen Krebsarten, Therapien, Prävention, suchen eine Fachstelle oder wollen sich einfach vergewissern, ob sie auf dem richtigen Weg sind. «Die Leute kommen mit unterschiedlichen Anliegen zu uns», erklärt Fabiola In-Albon. «Aber in erster Linie haben alle etwas gemeinsam. Sie suchen Unterstützung.» Die Beraterinnen am Krebstelefon hören zu, beraten, informieren oder verweisen die Anrufer an andere Fachstellen.

«Emotionen gehören dazu»

Trotz Routine und Professionalität der Beraterinnen ist es nicht immer ganz einfach, eine gewisse Distanz zu wahren. «Es kann durchaus mal vorkommen, dass mich ein Schicksal derart aufwühlt, dass ich Emotionen zeige und auch mal eine Träne verdrücke», führt In-Albon aus. Das gehört für sie zum Arbeitsalltag. «Wenn ich keine Emotionen zeigen würde, wäre ich im falschen Beruf», ist sie überzeugt. Mitfühlen, aber nicht mitleiden, ist ihr Credo. «Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn jemand mit seinem Schicksal hadert und wütend ist.» Genauso berühren sie traurige Geschichten und Angstzustände ihrer Anrufer. «Die Diagnose Krebs kann das Leben auf den Kopf stellen und ist eine Herausforderung für Patienten und deren Angehörige. In dieser belastenden Situation haben wir ein offenes Ohr für die Anliegen und Sorgen», bringt es In-Albon auf den Punkt.

Sinnesfrage gestellt

Mehr als 37 000 Menschen erkranken in der Schweiz jedes Jahr an Krebs. Ein Teil davon sucht Rat und Hilfe beim Krebstelefon. Die meisten Anrufer melden sich nur einmal. In besonders individuellen Fällen hat die Fachberaterin aber die Möglichkeit, einen Anrufenden mit sogenannten «pro-aktiven Anrufen» über einen längeren Zeitraum zu begleiten. «Das heisst, wir rufen die Patienten regelmässig an und besprechen die Situation», sagt In-Albon. Das sei aber eher die Ausnahme, betont die Fachberaterin, die sich selber auch schon mal die Sinnesfrage gestellt hat. «Natürlich kommt man ins Grübeln, wenn man sich ein paar Schicksale vor Augen führt. Dabei stellt man sich unweigerlich die Frage, wie kann der Herrgott so was zulassen?» Antworten auf diese Frage findet Fabiola In-Albon im Glauben. «Ich bin zwar nicht so kirchengläubig wie meine Eltern, aber der Glaube gibt mir Kraft», gibt sie unumwunden zu.

Keine Angst vor einer Erkrankung

Angst, dass sie selber mal an Krebs erkranken könnte, hat Fabiola In-Albon nicht. «Warum auch?», fragt sie rhetorisch. «Letztlich kann es jeden von uns treffen. Es ist ganz einfach Schicksal, dem kann man nicht entrinnen.» Erst in jüngerer Vergangenheit hat sie am eigenen Leib gespürt, was es heisst, auf eine Diagnose zu warten. «Da merkt man erst, wie man den Boden unter den Füssen verliert.» Glücklicherweise habe sich die Vermutung aber nicht bestätigt. «Dafür bin ich dankbar», so In-Albon.

Walter Bellwald

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