Salgesch | Agnes Plaschy und Felix Küchler betreiben klimaneutralen Rebbau

Die Klimabauern von Salgesch

Statt Wein produzieren Agnes Plaschy und Felix Küchler aus Salgesch Verjus als Ersatz für Essig oder Zitronensaft.
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Statt Wein produzieren Agnes Plaschy und Felix Küchler aus Salgesch Verjus als Ersatz für Essig oder Zitronensaft.
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Die ganze Welt spricht vom Klimawandel. Agnes Plaschy und Felix Küchler wollten jedoch nicht nur davon reden, sondern konkret etwas tun. Schon seit fast 15 Jahren betreiben sie ihren klimaneutralen Rebbau – verkaufen aber nicht Wein, sondern Verjus.

Eigentlich ist Felix Küchler Arzt. Jahrelang leitete er in Westafrika Gesundheitsprojekte, wobei er vor allem für sauberes Wasser sorgte, gute Ernährung und Impfungen. In Afrika fielen ihm jedoch auch die Monokulturen auf, übernutzte Böden, abgeholzte Wälder. Dass Verbrennungsmotoren die Luft verschmutzen und die Klimaerwärmung fördern, wisse man auch schon seit Jahrzehnten. Zurück in der Schweiz schwor er sich, mehr zu tun, als nur davon zu reden. Zusammen mit seiner heutigen Ehefrau Agnes Plaschy baute er sich in Salgesch daher einen Landwirtschaftsbetrieb mit Reben und kleinen Äckern auf und erfüllte sich so auch seinen Kindheitstraum, nämlich Landwirt zu werden. Mit einem sehr ambitiösen Ziel: Seine Landwirtschaft soll CO2-neutral sein. Er produziert zwar nicht Wein, sondern Verjus, der aus noch unreifen Trauben gepresst wird und anstelle von Zitronensaft oder Essig in Küchen verwendet wird.

Ohne Verbrennungsmotoren

Dazu verzichtet Küchler vollständig auf dieselbetriebene Landmaschinen und setzt stattdessen auf elektrisch betriebene Maschinen – vom Fadenmäher über das Rücken-Spritzgerät (Atomiseur) bis hin sogar zu einem kleinen Lastwagen. Eine elektrisch betriebene Motorkarette musste vor etwas mehr als einem Jahrzehnt sogar eigens entwickelt werden. Als er mal 20 Liter Diesel verbraucht hat, um mit einem Bagger Trockensteinmauern instand zu stellen, hat er den CO2-Ausstoss sogar kompensiert. Dank dem von ihm selbst initiierten Projekt «newTree». Mit dem Kauf von CO2-Zertifikaten fördert er so die spontane Wiederbewaldung auf eingezäunten Flächen im Sahel.

Pflanzenkohle statt häckseln

CO2 lässt sich aber auch reduzieren, wenn man organisches Material kompostiert und zu Humus verarbeitet. Doch statt Äste und Sträucher zu häckseln, verwandelt Küchler sie dank Pyrolyse in fruchtbaren Boden. Dazu hat er ein konisches Loch in den Boden gegraben, entzündet dort ein Feuer und lässt die Äste darüber verkohlen. Die daraus entstehende, sehr poröse Pflanzenkohle macht die Böden lebendig und sehr fruchtbar. Auf diese Weise ist es Küchler gelungen, aus einem Boden von geringer Qualität, da sehr steil und steinig, wieder fruchtbare Äcker für Weizen, Roggen oder sogar Mais zu machen.

Mehr Freiheit

Zurückdrehen lässt sich das Rad der Zeit nicht. Die «Klimajugendlichen» machen darauf aufmerksam, dass das gegenwärtige System geändert werden muss. Weniger Wirtschaft, weniger Konsum, weniger Ressourcen-Verbrauch, vielleicht auch weniger Lohn – dafür mehr Freiheit, Unabhängigkeit und Zeit, um die Natur zu erleben. Für Küchler und Plaschy kein unrealistisches Ziel – sogar für den Zeithorizont bis 2030.

Christian Zufferey

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