Simplon/Obergoms | Regionalverkehr der SBB unter Druck

Die SBB spüren Gegenwind

Ebenso wie die BLS am Simplon will die Südostbahn das Obergoms besser erschliessen.
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Ebenso wie die BLS am Simplon will die Südostbahn das Obergoms besser erschliessen.
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Den SBB weht ein steifer Wind entgegen. Am Simplon will ihnen die BLS den Regionalverkehr streitig machen und die Südostbahn will den Verkehr ins Obergoms wieder attraktiver gestalten.

Die BLS macht den SBB den Betrieb durch den Simplon streitig, ebenso die Südostbahn den Betrieb über die Gotthard-Bergstrecke. Beide Privatbahnen könnten auch dem Oberwallis Vorteile bringen, vor allem dem Lötschental und dem Obergoms. Die BLS sucht dabei mit publikums- und medienwirksamen Aktionen – letztes Wochenende mit direkten Zügen von Bern nach Domodossola, verbunden mit Gratis-Busfahrten an den Lago Maggiore – sowohl die Gunst der Kunden als auch der Provinz Piemont.

Erfolgreiche Lötschberger

Das Piemont wird beim Entscheid, welches Eisenbahn-Unternehmen den Regionalverkehr zwischen Domodossola und Brig ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 betreiben wird, ein entscheidendes Wörtchen mitzureden haben. «Wir warten noch auf die Ausschreibung der Region Piemont, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die BLS schon seit Längerem für den Betrieb durch den Simplontunnel interessiert», so Helene Soltermann von der BLS-Medienstelle. Der Betrieb der Simplon-Linie sollte dabei ins Lötschberger-Konzept eingebunden werden. Seit Inbetriebnahme des Lötschberg-Basistunnels ist es der BLS gelungen, den «schöneren Weg von Bern ins Wallis» am Leben zu erhalten. «Die Zahlen belegen, dass wir die Leute erfolgreich auf die Züge lenken und wir ein für die Bevölkerung gutes Angebot über die Bergstrecke gewährleisten können», erklärt Soltermann. Mit stündlichen Direktverbindungen von Italien ins Oberwallis und über die Lötschberg-Bergstrecke könnte die Attraktivität der Strecke und touristischer Angebote, namentlich im Lötschental, zusätzlich profitieren.

SBB hängen Obergoms ab

Mit ihrem Angriff auf die SBB steht die BLS nicht allein da. Aus St. Gallen bewirbt sich die Schweizerische Südostbahn (SOB), welche bereits den touristisch bedeutsamen Voralpen-Express zwischen Luzern und St. Gallen betreibt, um den Betrieb über die Gotthard-Bergstrecke. «Wir bewerben uns, weil Ende 2017 die Konzession für die SBB ausläuft und wir überzeugt sind, dass wir einen eigenwirtschaftlichen Betrieb schaffen», erklärt SOB-Mediensprecherin Ursel Kälin. «Auch das Treno-Gottardo-Konzept braucht einen erfahrenen und engagierten Betreiber, der mit den lokalen und regionalen Tourismusorganisationen eng zusammenarbeitet», ergänzt sie. Das hört man vor allem in Münster gern, zumal das Obergoms mit Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels praktisch vom öffentlichen Verkehr abgehängt wird. Denn ab Dezember wollen die SBB direkte Züge ab Zürich oder Luzern nur noch bis Erstfeld führen, von wo aus auf einen Tessiner Regionalzug umgestiegen werden muss, um in Göschenen erneut zu wechseln – auf die Matterhorn Gotthard Bahn. Das SOB-Konzept sieht aber umsteigefreie Verbindungen nach Göschenen sogar ab dem Zürcher Flughafen vor. «Weil etwa die Hälfte unserer Gäste von Osten her anreisen, sind uns gute Verbindungen in den Grossraum Zürich wichtig», betont Roberto Imoberdorf, Geschäftsführer von Obergoms Tourismus. Man wolle aber nicht direkt beim Bundesamt für Verkehr Druck aufsetzen, wo entschieden wird, wer ab 2017 die Konzession erhält, «sondern indirekt über die MGB als unserem direkten Ansprechpartner». Klar ist: Wenn die SBB ihr Gotthard-Bergkonzept nicht deutlich verbessern, müssen sich weitsichtige Touristiker für das SOB-Angebot starkmachen.

Christian Zufferey

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