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«Diese Leistung ist inakzeptabel»

EHC-Visp-Präsident Norbert Eyer: Wann reisst der Geduldsfaden?
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EHC-Visp-Präsident Norbert Eyer: Wann reisst der Geduldsfaden?
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Der EHC Visp steckt in einer Meisterschaftskrise. Präsident Norbert Eyer fordert eine Reaktion. Sonst könnte es für manch einen unangenehm werden.

75 Gegentore hat der EHC Visp bisher in der Meisterschaft kassiert. Das ergibt einen Schnitt von 3,75 Gegentoren pro Spiel. Zum Vergleich: Selbst NLA-Schlusslicht SCL Tigers hat mit 78 Gegentoren aus 23 Spielen die bessere ­Bilanz. Und: Bloss acht Siege feierte der EHC Visp bisher. In der NLB haben nur die Schlusslichter (Aufsteiger Winterthur und die GCK Lions) weniger Erfolge auf dem Konto. Was ist los? Präsident Norbert Eyer nimmt Stellung.

Norbert Eyer, wen entlassen Sie zuerst? Trainer, Sportchef oder gleich das ganze Team?

Wir wussten bereits zu Beginn der Saison, dass es nicht einfach werden wird. Wir haben mit Desmarais, Heldstab und Michailow viel Erfahrung verloren und haben diese Positionen mit jungen Spielern besetzt. Ein Substanzverlust ist dabei die logische Folge, auch wenn wir dadurch talentierte, junge Spieler ins Team integrieren konnten.

Die Mannschaft kommt in der Meisterschaft nicht vom Fleck. Wann reisst Ihr Geduldsfaden?

Wir wussten von Anfang an, dass wir viel Geduld brauchen diese Saison. Man darf nicht vergessen, dass die Liga heuer sehr ausgeglichen ist. Jeder kann gegen jeden gewinnen. Doch um auf Ihre Frage zurückzukommen: Eine Entlassung ist derzeit auf keiner Position ein Thema.

Sie sind mit dem Verwaltungsrat am Montag vor die Mannschaft getreten, was hat man dem Team gesagt?

Der Verwaltungsrat hat betont, dass er mit der aktuellen Situation nicht zufrieden ist und eine Reaktion fordert. Was mich besonders ärgert, ist die Niederlage gegen die GCK Lions: Da haben wir gegen eine verstärkte Elite-Gruppe verloren. Das ist inakzeptabel. Vor allem von den erfahrenen Spielern fordern wir eine Reaktion. Gerade die ­Linie mit Brunold, Dolana und Botta holt viel zu wenig aus sich heraus, da ist weit mehr Potenzial.

Wie haben Sie die Mannschaft sonst wahrgenommen?

Die Verunsicherung in der Mannschaft ist spürbar. Unsere jungen Spieler haben bei der Aussprache als Erste das Wort ergriffen, die Routiniers hielten sich zurück.

Sie sollen auch die Verträge angesprochen haben.

Der Verwaltungsrat hat klar gemacht, dass jeder Spieler einen Vertrag hat. Wir haben das Team daran erinnert, dass es sich dabei um ein Leistungsversprechen handelt. Wir erfüllen dabei unsere Pflichten, indem wir pünktlich die Löhne überweisen und für optimale Rahmenbedingungen der Spieler sorgen. Dadurch ist die Mannschaft verpflichtet, auch ihren Teil dazu beizutragen. Ich erwarte, dass die Spieler fortan 150 Prozent für den Verein geben. Das ist eine Parallele von Wirtschaft und Sport: Um die angestrebten Ziele zu erreichen, braucht es vollen Einsatz.

In der NLA haben bereits drei Teams (Ambri, Lugano, Bern) die Trainer gewechselt. Seither läuft es ihnen in der Meisterschaft gut. Wie lange darf Kim Collins noch verlieren?

Ich bin zuversichtlich und glaube nun fest an die Wende, deshalb denke ich derzeit an keine Entlassung. Doch es ist klar; sollte sich auch in den nächsten Spielen nichts ändern, müssen wir irgendeinmal ein Zeichen setzen. Der Geduldsfaden bei mir als Präsident aber auch bei Stefan Volken als Delegierter des Verwaltungsrates ist bestimmt nicht unendlich.

Wo schöpfen Sie Hoffnung in der aktuellen Situation?

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn eine Mannschaft eine solch schwierige Situation wie wir sie derzeit beim EHC Visp erleben, durchsteht, kann sie gestärkt herauskommen. Ich bin überzeugt, dass wir miteinander wieder auf die ­Erfolgsspur finden können.

Ist die Mannschaft richtig zusammengestellt oder gab es auch Fehler bei der Planung?

Das ist schwierig zu beantworten; Fakt ist, dass ein Jason Bast nicht das bringt, was wir von ihm erwartet haben und dies trotz eines hervorragenden Leistungsausweises. Zudem haben wir Pech mit der Verletzung von William Rapuzzi, der ein absoluter Leistungsträger in dieser Mannschaft ist. Fehlt er, ist das Team geschwächt.

Wie geht es weiter mit Jason Bast, wird sein Vertrag aufgelöst?

Wir denken darüber nach, ob wir die Ausstiegsklausel Ende November nutzen wollen oder nicht.

Visp liegt derzeit auf dem 7. Platz. Die Playoffs sind kaum in Gefahr, so lange Teams wie GCK Lions und Winterthur mitspielen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die NLB in jüngster Vergangenheit stets verstärkt hat. Früher gab es fünf Teams, die vorne mitspielten und der Rest war bloss «Kanonenfutter», das hat sich jedoch geändert. Die beiden genannten GCK Lions als Ausbildungsklub der ZSC Lions sowie Aufsteiger Winterthur, die mit keinem Ausländer antreten, sind wohl die schwächsten in der Liga, doch auch sie haben Potenzial, was wir am vergangenen Wochenende schmerzhaft erfahren mussten.

Hat Visp also dennoch ein bisschen den Anschluss an die Spitze verloren?

Wir wollten einen guten Sportchef, den haben wir in der Person von Gil Montandon erhalten. Weiter war es uns wichtig, junge und talentierte Spieler auf NLB-Niveau einzusetzen, ich bin überzeugt, dass dieser Entscheid richtig ist. Zudem ist der Posten des Trainers mit Kim Collins überdurchschnittlich gut besetzt. Also es wäre falsch, wegen einer Krise nun alles schwarzzumalen.

Simon Kalbermatten

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