Dorf ABC | Ernen

Fehlender Durchgangsverkehr als Tourismusmagnet

Irene Clausen vor dem Tourismusbüro in Ernen.
1/1

Irene Clausen vor dem Tourismusbüro in Ernen.
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Hochstehende Gastronomie, in der regionale Produkte angeboten werden, ein breites Wanderangebot oder die Nähe zur Natur sind nur einige Argumente für einen Besuch in Ernen. Das Dorf gehört zu den zwölf Gemeinden im Bezirk Goms und zählt 530 Einwohner.

Es liegt auf der linken Seite des Rhonetals, eingebettet in die alpine Bergwelt auf 1200 Meter über Meer. Das Territorium besteht seit der Fusion vom Frühjahr 2005 aus den früheren Gemeinden Ausserbinn, Ernen, Steinhaus und Mühlebach. Letzteres ist der Ort, in dem die Snowboard-Olympiasiegerin von Sotschi 2014, Patrizia Kummer, ihr Café aufgebaut hat. Der Stil des Cafés Hängebrücke in Mühlebach bei Ernen baut auf dem traditionellen Stil der Gommer Bergdorfkultur auf.

Wichtige Drehscheibe
Ernen ist ein Walliser Bergdorf mit grosser kulturhistorischer Bedeutung. Es liegt verkehrsgünstig zwischen den Pässen Albrun, Gries, Furka und Grimsel und profitierte jahrhundertelang als Verkehrsumschlagplatz von dieser Lage. Der Bau einer modernen Strasse und der Eisenbahnlinie auf der anderen Rhonetalseite setzte den Ort verkehrstechnisch ins Abseits und führte zu einem wirtschaftlichen Rückgang. Darin sieht Irene Clausen vom Erner Tourismusbüro jedoch auch einen grossen Vorteil: «Unser Dorf wurde nicht mit Hotels oder grossen Wohneinheiten verbaut, sodass der Dorfcharakter bestehen blieb», sagt sie. Davon profitiere heute der Tourismus. Touristisch gibt es in Ernen viel Historisches zu entdecken, wie das Rathaus (1762), das Tellenhaus (1578), das Kapuzinerhaus (1511), das Schulhaus (1538), das Mathäus-Schiner-Haus (1603), das St.-Georg-Haus (1629) oder auch den Galgen.

Stolz auf den Erner Galgen
«Um den Erner Galgen wieder in Betrieb zu nehmen, bräuchte es bloss einen Querbalken», sagt Clausen. Doch damit ist Schluss. Die letzten drei Männer, die im 18. Jahrhundert auf dem Galgen aufgehängt wurden, stammten aus dem Obergoms. Der Grund: Sie haben die Gemeindekasse gestohlen und mussten diesen Diebstahl mit ihrem Leben bezahlen. So grausam der Ort auch gewesen ist, so stolz war die Erner Bevölkerung früher auf ihren Galgen. Dies zeigt folgendes Beispiel: Als einige Ausländer vom Richter für schuldig erklärt wurden und am Galgen aufgehängt werden sollten, legten die Einheimischen mit einem Protest auf dem Dorfplatz ihr Veto ein. Der Tenor: Der Galgen ist nur für uns und unsere Kinder, nicht jedoch für Auswärtige. Folglich wurden die Angeklagten des Dorfes verwiesen. Stolz sind die Erner zudem auf ihr Sigristen-Jost-Haus. Sigristen ist als der letzte Landeshauptmann des alten Wallis vor dem Einmarsch der Franzosen in die Geschichte eingegangen. Am Ende des 18. Jahrhunderts arbeitete er sogar für Napoleon als Finanzminister.

Simon Kalbermatten

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31