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Hundetraining für die Katz?

Hundetrainer Philipp Imboden mit einer Kursteilnehmerin und seinem Hund Diva.
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Hundetrainer Philipp Imboden mit einer Kursteilnehmerin und seinem Hund Diva.
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Seit 2008 müssen Hundehalter einen obligatorischen Sachkundenachweis-Kurs (SKN-Kurs) besuchen. Eine gute Idee, die aber schlecht umgesetzt wird, ist Hundetrainer Philipp­ Imboden überzeugt.

«Die Hälfte der Hundetrainer arbeitet am Kursziel vorbei», glaubt Philipp Imboden, Rettungshundeführer und Betreiber einer Hundeschule. Statt auf eine fundierte Ausbildung der Hundehalter Wert zu legen, stehe bei vielen der schweizweit rund 400 SKN-Trainer Spiel und Spass im Vordergrund. «Slalomparcours gehören aber in einen Auslastungskurs. Klares Kursziel ist nämlich, das Verantwortungsbewusstsein der Hundehalter gegenüber der Aussenwelt zu fördern.» Der SKN-Kurs ist kein Erziehungskurs des Hundes, sondern soll die Hundehalter schulen. «Denn», so Imboden, «der Hund ist ein Spiegel seines Besitzers.»

Trainerausbildung in der Kritik

«In meinen Kursen zeige ich jede Übung mit meinem eigenen Hund vor. Es gibt aber auch SKN-Trainer, die dürfen unterrichten, ohne je eine Prüfung mit dem eigenen Hund absolviert zu haben. Für mich ist es zwingend, dass jeder SKN-Trainer mit seinem Hund eine Alltagstauglichkeitsprüfung absolvieren muss», sagt Imboden. Zwar muss jede Schule, welche SKN-Trainer ausbildet, vom Bundesamt für Veterinärwesen anerkannt werden. Doch an einigen Ins­tituten erhält man die Bescheinigung zum SKN-Trainer im Schnelldurchlauf. Deshalb fordert der 37-Jährige, dass die Hundeschulen strengere Auflagen erfüllen müssen und Hundelehrer regelmässig vom Bund kontrolliert werden. «Ich selber gebe seit vier Jahren Kurse und wurde noch nie kontrolliert, ob ich die Kursziele richtig umsetze.» Dass sich hierzulande längst nicht alle Hundeausbildner auf demselben Niveau bewegen, bestätigt auch Denise Affolter vom kantonalen Veterinäramt in Sitten: «Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) definiert die Rahmenbedingungen der Ausbildung von Hundeausbildnern. In der Umsetzung und der gewählten Methode unterscheiden sich die diversen Ausbildungsstätten sehr. Die Ausbildner müssen sich dann an die Richtlinien ihrer Organisation halten.» Bei über einer halben Million registrierter Hunde in der Schweiz, circa 19 000 davon im Wallis, sind Hundekurse auch ein lukratives Geschäft. Da sei es, so Affolter, wie überall in einer Marktwirtschaft, es tummeln sich die unterschiedlichsten Akteure. Sie empfiehlt den Hundehaltern, sich im Vorfeld seriös über die Kursleiter zu informieren, Kurse vor Ort ohne Hund anzuschauen, mit ehemaligen Kursteilnehmern über die gemachten Erfahrungen zu sprechen und letztendlich auch auf das Bauchgefühl zu vertrauen.

Gespann Mensch-Hund testen

Die Tierärztin Romaine Werlen hält fest, dass der SKN-Kurs vor allem dazu dient festzustellen, wie das Gespann Mensch-Hund funktioniert, und zu beurteilen, ob das Tier zu einer Gefahr werden könnte. Die Pflicht des SKN-Kursleiters ist es dann, potenziell gefährliche Hunde dem kantonalen Veterinäramt zu melden. Viel mehr dürfe auch nicht erwartet werden. «Der praktische SKN-Kurs besteht aus vier Kurslektionen. Diese reichen niemals für eine seriöse Schulung aus. Sie sollen den Hundebesitzer sensibilisieren und motivieren, zusätzliche Hundetrainings zu absolvieren», so Werlen. Obwohl seit 2008 obligatorisch, wird der SKN-Kurs auch heute längst nicht von jedem Hundebesitzer besucht. Die Tierärztin fordert deshalb bessere Kontrollen seitens der dafür verantwortlichen Gemeinden. Mit Imboden ist sich Werlen einig, dass eine fundierte Ausbildung von Hund und Hundebesitzer sowohl für einen artgerechten Umgang mit den Tieren als auch für ein entspanntes Zusammenleben mit Nichthundebesitzern von entscheidender Bedeutung sei. «Wenn der Hund als Bereicherung und nicht als Gefahr und Belästigung angesehen werden, dann wird auch nicht immer nach noch strengeren Hundegesetzen verlangt», so Imboden.

Frank O. Salzgeber

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