Binn | André Gorsatt will sein Mineralienmuseum erweitern

«Ich lese einen Felsen fast wie eine Zeitung»

André Gorsatt, der Strahler aus dem Binntal.
1/1

André Gorsatt, der Strahler aus dem Binntal.
Foto: RZ

Quelle: RZ 0

André Gorsatt gilt als einer der bekanntesten Strahler im Binntal. Mit seinen spektakulären Funden verblüffte der 69-Jährige sowohl Laien als auch Experten.

Das Binntal gilt als Eldorado für Liebhaber seltener Steine. Nirgends auf der Welt findet sich auf einer vergleichbaren Fläche von 56 Quadratkilometern dieselbe Vielfalt wie im Tal der Mineralien. So sind dort 273 verschiedene Mineralien nachgewiesen worden. André Gorsatt hat praktisch jedes Mineral davon mit eigenen Händen gesammelt. Seit rund 60 Jahren durchforstet der heute 69-Jährige das Tal nach seltenen Stücken. Der «legendäre Steinmann» Albinus Kiechler brachte dem jungen Gorsatt seinerzeit die Welt der Mineralien näher. Schon als Schüler verkaufte Gorsatt den Touristen gesammelte Steine. Nach den ersten erfolgreichen Funden als Kind schlug Gorsatt als junger Erwachsener den Weg des Strahlers ein. Seit dem Alter von 24 Jahren lebt er vom Handel mit den Gesteinen. Im Selbststudium und auf seinen unzähligen Streifzügen mit Strahlstock und Klufthaken hat er sich ein riesiges Fachwissen angeeignet. Gorsatt hat buchstäblich einen siebten Sinn für Mineralien: «Ich vermag die Sprache der Gesteine zu deuten. Ich lese einen Felsen fast wie eine Zeitung.» So sind ihm etliche spektakuläre Funde gelungen.

Einer seiner bedeutendsten waren Berylle in einer Gegend, in der es nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen eigentlich gar keine Berylle hätte geben können. Was für Geologen unmöglich erschien, konnte Gorsatt dank seines feinen Gespürs für Gesteine entdecken. Mit seinen Entdeckungen als Strahler und Naturbeobachter leistete er einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Geologie und Mineralogie. Dafür bekam er 2016 von der Universität Basel die Ehrendoktorwürde verliehen. Besonders schöne Fundstücke ­wandern in eine der Vitrinen in seinem 2012 e­röffneten Mineralienmuseum im Weiler Fäld im Binntal. Mit über 1000 Exponaten zeigt das Museum die grösste Binntalsammlung. Geht Gorsatt durchs Museum, läuft in seinem Inneren ein Film ab: «Ich erinnere mich immer wieder an die jeweiligen Umstände, wie es zu diesem oder jenem Fund gekommen ist», erzählt er. Damit die langfristige Finanzierung des Museums gesichert ist, hat Gorsatt eine Mineralienstiftung gegründet: «Ich will nicht, dass meine Sammlung einmal auseinandergerissen und in die ganze Welt verkauft wird. Sie soll dem Binntal erhalten bleiben.» Nun wird sein Lebenswerk erweitert. Im Museum soll ein zusätzlicher Raum entstehen, um Platz zu schaffen für Fundstücke aus der Mineraliengrube Lengenbach. Die Arbeiten sollen im Frühjahr 2018 starten, sodass das erweiterte ­Mineralienmuseum dann 2019 eröffnet werden kann.

Frank O. Salzgeber

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31