Naters/Wolfsburg | Martin Schmid kehrt Wolfsburg den Rücken

Jetzt reden seine Freunde

Martin Schmidt ist nicht mehr Trainer des VfL Wolfsburg.
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Martin Schmidt ist nicht mehr Trainer des VfL Wolfsburg.
Foto: Walliser Bote

Ein guter Freund von Schmidt. Adrian Arnold, SRF-Deutschland-Korrespondent.
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Ein guter Freund von Schmidt. Adrian Arnold, SRF-Deutschland-Korrespondent.
Foto: zvg

Gute Kollegen. Frédéric Bumann und Martin Schmidt.
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Gute Kollegen. Frédéric Bumann und Martin Schmidt.
Foto: zvg

Fabian Troger kennt und schätzt Martin Schmidt seit Jahren.
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Fabian Troger kennt und schätzt Martin Schmidt seit Jahren.
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Sie kennen Martin Schmidt seit Jahrzehnten und sprechen über seinen Abgang in der Bundesliga. Adrian Arnold, Frédéric Bumann und Fabian Troger.

Menschlichkeit. Naturverbundenheit. Gelassenheit. Diese Werte haben Martin Schmidt geprägt. Im Wallis erlebt er sie stets ganz nah. Am liebsten auf der Belalp, einem seiner absoluten Lieblingsflecken. In Deutschland ist die Belalp fern. Fern sind Menschlichkeit, Naturverbundenheit und Gelassenheit. Was zählt: Punkte im knüppelharten Bundesliga-Abstiegskampf. Martin Schmidt traut sich nicht mehr zu, mit Wolfsburg den Turnaround zu schaffen. Mit dem VfL in der Liga zu bleiben. Er kehrt dem Verein den Rücken. Überraschend kommt diese Nachricht für seine Freunde nicht.

Adrian Arnold, SRF-Korrespondent in Berlin und langjähriger Kollege von Martin Schmidt, sagt dazu: «Als ich von seinem Rücktritt gehört habe, spürte ich eine Erleichterung bei ihm.» Arnold und Schmidt kennen sich seit Jahrzehnten. Der SRF-Deutschland-Korrespondent – in Berlin wohnhaft – erreicht im Zug in 70 Minuten Wolfsburg und besucht mehrere Heimspiele der «Wölfe», als Schmidt deren Rudelführer ist. Dabei kann er einen Unterschied zwischen Schmidts ehemaligem Arbeitgeber in der 1. Bundesliga – dem FSV Mainz 05 – und dem VfL Wolfsburg feststellen. «Wolfsburg ist ein Verein, bei dem der VW-Konzern im Vordergrund steht, bei Mainz spürte man jedoch die grosse Leidenschaft, die der Verein verkörpert», sagt er.

Dass Martin Schmidt seinen Posten nach der 1:2-Heimniederlage gegen den FC Bayern München zur Verfügung stellt und dadurch dem Team neue Impulse geben will, kann Arnold nachvollziehen. «Andere Trainer hätten den Vertrag wohl ausgesessen, er jedoch dachte zuerst an die Mannschaft und schaffte Platz für neue Impulse.» Arnold ist zudem überzeugt, dass ein Bundesliga-Trainer einem schier unmenschlichen Druck ausgesetzt ist. Demnach wünscht er seinem Freund nun viel Ruhe im Oberwallis. Und: viel Menschlichkeit, Naturverbundenheit und Gelassenheit. Werte, für die er einsteht und die er im Oberwallis findet.

Bumann: «Martin macht nie halbe Sachen»
«Der Rücktritt kommt nicht ganz überraschend für mich», sagt Frédéric Bumann, wie Arnold ein langjähriger Freund von Ex-Bundesliga­trainer Martin Schmidt. Obwohl Bumann über die Hintergründe des vorzeitigen Abgangs von Schmidt in Wolfsburg schweigt, sagt er: «Martin macht nie halbe Sachen, sondern alles immer zu 100 Prozent oder gar nicht. Offenbar stimmte es nicht mehr hundert Prozent für ihn.» Bumann amtete früher als Sportchef des FC Raron und verpflichtete Schmidt damals für den Trainerposten der ersten Mannschaft.

Trotz des steilen Karriereverlaufs schätzt er an Schmidt, dass er stets «sich selbst» geblieben ist. «Er liess sich nie von monetären Reizen blenden, das zeichnet ihn ganz besonders aus», sagt Bumann, der seinen Freund regelmässig in deutschen Stadien unterstützt hat. Hat Schmidts Trainerkarriere durch den Abgang einen Knacks erhalten? Bumann: «Das glaube ich nicht. Er macht Karriere von Herzen und aus Ehrlichkeit und kalkuliert nichts.» Demnach steht für ihn fest, dass der Natischer Schmidt früher oder später wieder ins Trainergeschäft einsteigen wird. «Seine motivierende Art und die Begeisterung für den Fussballsport werden ihm Türen öffnen.

Troger: «Geld stand nie im Vordergrund»​
«Tüe dich hocku, falls em Stah bisch», sagt Martin Schmidt zu Fabian Troger. Der Trainer des FC Raron verrät dem Klubpräsidenten, dass er ein Angebot der U21 des FC Thun auf dem Tisch hat. Die Szene spielt sich im Jahr 2008 ab. Martin Schmidt ist mit dem FC Raron als Trainer soeben in die 2. Liga Inter aufgestiegen. Troger erinnert sich: «Natürlich wollten wir mit Martin in die nächste Saison steigen, andererseits wusste ich, dass das Angebot für ihn eine tolle Chance ist.» Schliesslich rät Troger seinem Trainer zu einem Wechsel ins Berner Oberland. Schmidt tut sich mit dem Wechsel vorerst schwer. «Er sagte mir, er werde das Angebot ablehnen, denn sein Herz sei doch in Raron», erinnert sich Troger, der bis heute einen guten Kontakt zu Martin Schmidt pflegt.

Obwohl der ehemalige Raron-Trainer später dennoch zum FC Thun wechselt, weiss Troger: «Die finanziellen Mittel standen nie im Zentrum von Schmidts Interessen.» Das habe sich bis heute nicht geändert. Troger war kürzlich in Wolfsburg bei einem Heimspiel des VfL dabei. Während seines Aufenthalts hat er grosse Unterschiede zwischen der Autostadt Wolfsburg und Mainz – Schmidts vorherigen Verein in der Bundesliga – gesehen. «In Mainz spürte ich in der Stadt in jeder Ecke die Leidenschaft und die Fussballbegeisterung der Fans für ihren Klub, in Wolfsburg war das ganz anders.»

Frankreich, Italien oder England?
Dass die Karriere von Martin Schmidt nach dem Abgang in Wolfsburg einen Kratzer hinnehmen muss, glaubt Troger nicht. «Ich bin überzeugt, dass er wieder als Trainer arbeiten wird, wenn er das denn will.» Ob es wieder die Bundesliga sein werde, müsse er für sich selbst entscheiden. Troger: «Ich kann mir auch vorstellen, dass Martin einen Verein in Frankreich, Italien oder England übernimmt.» Oder in der Schweiz? «Natürlich öffnen sich auch in der Schweiz Türen für ihn», meint sein ehemaliger Präsident.

Simon Kalbermatten

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