Datenschutz | Elektronische Wasserzähler

Kein «Big Brother» bei Wasser­versorgung in Ried-Brig

In Ried-Brig sollen ab dem Sommer elektronische Wasserzähler in die Häuser eingebaut werden.
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In Ried-Brig sollen ab dem Sommer elektronische Wasserzähler in die Häuser eingebaut werden.
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Die Gemeinde Ried-Brig sieht bei den elektronischen Wasser­zählern kein Problem. Es würden keine Daten im grossen Stil gesammelt. Eingebaut werden sollen die neuen Wasserzähler derweil ab dem Sommer.

An der letzten Urversammlung hatte die Bevölkerung von Ried-Brig sich für ein neues Wasserreglement ausgesprochen. Zentraler Punkt dabei war, dass für den Wasserverbrauch verbrauchsabhängige Gebühren eingeführt werden sollen. Dazu müssen natürlich flächendeckend Wasserzähler eingebaut werden. Als System entschied sich die Gemeinde für sogenannte elektronische Wasserzähler. Doch diese stehen teilweise in der Kritik.

Ständiges Versenden von Daten

Grund für die Kritik an elektronischen Wasserzählern ist, dass die Geräte, sofern sie entsprechend ausgerüstet und beispielsweise an ein Stromnetz oder das Internet angeschlossen sind, den Wasserverbrauch eines Haushalts praktisch live dem Wasserversorger übermitteln können. «Ich möchte nicht, dass die Gemeinde oder wer auch immer weiss, wann ich gerade dusche oder sonst Wasser verbrauche», sagt eine Anwohnerin, die lieber anonym bleiben möchte. In der Tat sind die elektronischen Wasserzähler auch bei Datenschützer umstritten.

«Die Daten, die solche Wasserzähler liefern, sind sehr aussagekräftig», erklärte zum Beispiel der bayrische Datenschutzbeauftragte Thomas Petri Ende Januar gegenüber dem bayrischen Rundfunk. Die gesammelten Daten liessen Rückschlüsse über den Lebensrhythmus der Bewohner eines Hauses zu. «Das greift stark in die Grundrechte ein», so Petri. Auch in der Schweiz ist die Wohnung durch die Bundesverfassung explizit geschützt. «Jede Person hat Anspruch auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung sowie ihres Brief-, Post- und Fernmeldeverkehrs», heisst es und weiter: «Jede Person hat Anspruch auf Schutz vor Missbrauch ihrer persönlichen Daten.»

Kein Datensammeln der Gemeinde

In Ried-Brig wird der Einbau der elektronischen Wasserzähler ab dem Sommer erfolgen. Allerdings soll es keine «Quasi-Live-Übertragung» der Wasserverbrauchsdaten geben. «Grundsätzlich ist eine Zählerauslesung der Wasserzähler via Funkmodul einmal im Jahr durch Mitarbeiter der Gemeinde vorgesehen», sagt der zuständige Gemeinderat Matthäus Schinner. «Die Bevölkerung muss sich also keine Sorgen machen, dass eine grosse Datenmenge über sie gesammelt wird.» Dies sei auch gar nicht möglich, da die Wasserzähler zwar per Funk ausgelesen werden könnten, jedoch vorerst nicht an ein Smart-Metering-System angeschlossen seien, so Gemeinderat Schinner.

Erst wenn Wasserzähler oder aber auch Stromzähler an ein solches System angeschlossen werden, stehen genug Verbrauchsdaten zur Verfügung, dass Rückschlüsse auf das Verhalten und die Gewohnheiten der Konsumenten geschlossen werden können. Allerdings wäre der Gemeinderat einem Anschluss der Wasserzähler an ein Smart-Metering-System gegenüber nicht abgeneigt. «Eine allfällige Übermittlung der Daten via Smart Metering würde den Arbeitsaufwand für die Gemeindemitarbeiter reduzieren sowie eine regelmässige Erfassung von weiteren wichtigen Informationen wie zum Beispiel den Ladezustand der Batterien der Geräte ermöglichen», sagt Schinner.

So könne zum Beispiel verhindert werden, dass ein Gerät zu früh ausgetauscht werden würde, obwohl die Batterie eigentlich noch länger laufen würde. «Für die Gemeinde ist primär allerdings nur wichtig, dass der Wasserverbrauch, wie von der Urversammlung beschlossen, künftig verbrauchergerecht abgerechnet wird», sagt Schinner abschliessend. Für elektronische und gegen mechanische Wasserzähler habe man sich auch entschieden, da erstgenannte günstiger in der Anschaffung und wesentlich einfacher einzubauen seien. Zudem würden heute kaum mehr mechanische Zähler eingebaut.

Martin Meul

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