Region | Lockerung der Verträge für Assistenzärzte

Knebelverträge für Assistenzärzte gelockert

Angehende Hausärzte können im Wallis eine staatlich geförderte Ausbildung machen.
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Angehende Hausärzte können im Wallis eine staatlich geförderte Ausbildung machen.
Foto: Symbolbild: Tim Reckmann/pixelio.de

Quelle: RZ 0

Die Verträge für Assistenzärzte in Hausarztpraxen sind nicht mehr so strikt. Das freut die Verantwortlichen. Sie hoffen deswegen auf mehr interessierte junge Mediziner.

Es fehlt an Hausärzten in der Region. Das ist bekannt und mit verschiedenen Massnahmen wird versucht, diesem Problem entgegenzuwirken. Seit rund drei Jahren soll auch eine sogenannte Assistenzzeit in einer Hausarztpraxis im Oberwallis dafür sorgen, dass sich junge Mediziner bei uns als Hausärzte niederlassen. Im Unterwallis arbeitet man schon seit etwas mehr als sechs Jahren mit diesem Programm.

Eine Ärztin im Oberwallis

Das System funktioniert folgendermas­sen: Um einen Facharzttitel in Allgemeiner Innerer Medizin (Hausarzt) zu erlangen, müssen junge Ärzte eine Assistenzzeit leisten. Diese findet teilweise in einer Praxis und teilweise im Spital statt. Um die betreuenden Hausärzte finanziell zu entlasten, übernimmt der Kanton 60 Prozent des Lohns dieser Assistenzärzte, welche dann vom Hausarzt während sechs Monaten angestellt werden können. Jährlich stehen dafür für den gesamten Kanton 300 000 Franken zur Verfügung. «Einen Assistenzarzt zu 100 Prozent anzustellen und auszubilden, ist für die meisten ansässigen Hausärzte schlicht zu teuer», sagt der Projektkoordinator Dr. René Blumenthal. «Das Programm soll diesem Problem entgegenwirken.» Das Hauptproblem besteht darin, dass der Hausarzt nicht mehr Patienten aufnehmen kann, da der Assistenzarzt die Praxis in absehbarer Zeit wieder verlässt. «Die Patienten müssen also auf zwei Ärzte aufgeteilt werden, was natürlich finanzielle Auswirkungen hat», erklärt der Projektkoordinator. «Es geht nicht darum, eine subventionierte Arbeitskraft zu erhalten. Darum können Ärzte in Tourismusdestinationen auch nicht auf dieses Programm zurückgreifen. Das Risiko, dass die Assistenten nur als Arbeitskraft eingesetzt werden und die Ausbildung zu kurz kommt, ist zu gross.» Seit Beginn des Programms wurden rund 115 Ärzte so finanziell unterstützt, 15 davon haben sich in der Folge im Wallis niedergelassen. Im Oberwallis konnte bis jetzt eine Ärztin zum Bleiben bewogen werden. «Dazu haben wir zehn weitere konkrete Projekte, von denen wir hoffen, dass sich die Ärzte in den nächsten Jahren­ im Wallis niederlassen», sagt Blumenthal. «Der ‹Rückstand› auf das Unterwallis ist damit zu erklären, dass wir im oberen Kantonsteil später begonnen haben und die Assistenzärzte­ jünger und in ihrer Facharztausbildung noch unentschlossener sind.»

Vertragswerk gelockert

Diese vom Kanton geförderte Assistenzzeit ist allerdings an Bedingungen geknüpft. Entscheidet sich ein junger Arzt dafür, so verpflichtet er sich, sich entweder im Wallis als Hausarzt niederzulassen oder mindestens zwei Jahre im Walliser Gesundheitswesen tätig zu sein. Das war für viele der jungen Ärzte abschreckend, denn wer sich nicht an den Vertrag hält, der muss die kantonalen Subventionen zurückzahlen. Dr. Blumenthal gibt ein Beispiel. «Wir hatten den Fall einer Person, die sich für das Programm entschieden hatte, die vorgeschrieben zwei Jahre jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht beenden konnte. Theoretisch hätte diese Person einen Teil der Subventionen zurückzahlen müssen.» Die für das Programm zuständige Kommission hat inzwischen jedoch erreicht, dass der Kanton die Verpflichtungsklausel nicht mehr so strikt auslegt. «Die Klausel wurde zwar nicht aus dem Vertrag gestrichen, wir können Härtefälle jedoch nun dezidierter betrachten und im gegebenen Fall auch eine gewisse Kulanz walten lassen», erklärt René Blumenthal. «Das ist für uns ein wichtiger Schritt, um die Attraktivität des Programms zu steigern. Die Assistenzärzte sollen nicht Angst haben müssen, dass plötzlich hohe Kosten auf sie zukommen könnten.» Der Kanton Wallis sei ohnehin nur einer von zwei Kantonen, die eine solche Klausel überhaupt kennen würden.

Martin Meul

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