Region | Walliser Dôle unter Beschuss

Kritik an Walliser Dôle: Winzer setzen sich zur Wehr

Weinbauproduzent Patrick Z’Brun (Bild: links) und sein hauseigener Önologe Christian Gfeller können das Resultat der K-Tipp-Fachjury nicht nachvollziehen.
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Weinbauproduzent Patrick Z’Brun (Bild: links) und sein hauseigener Önologe Christian Gfeller können das Resultat der K-Tipp-Fachjury nicht nachvollziehen.
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Die Kritik der Zeitschrift K-Tipp am Dôle sorgt in der Walliser Weinbranche für Unmut. Das Urteil wird als Affront gegenüber dem Wallis und der Schweiz verstanden.
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Die Kritik der Zeitschrift K-Tipp am Dôle sorgt in der Walliser Weinbranche für Unmut. Das Urteil wird als Affront gegenüber dem Wallis und der Schweiz verstanden.
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In der Zeitschrift K-Tipp wurde Kritik gegenüber dem Walliser Dôle laut. Eine Jury beurteilte den AOC-Wein als Durchschnittsware, welche zwar trinkbar sei, aber den Ansprüchen eines Spitzenweins nicht gerecht werde. Betroffene Walliser Weinbauproduzenten wehren sich nun gegen dieses Urteil.

Unter der Rubrik «Degustation» nimmt die Konsumentenzeitschrift K-Tipp regelmässig Weinverkostungen vor. «Dabei werden alle Weinsorten getestet, die es bei Grossverteilern zu kaufen gibt», sagt Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion K-Tipp. So auch der Walliser Dôle, der Anfang Februar von einer fünfköpfigen Fachjury ins Visier genommen wurde. Ein Quervergleich zwischen 14 verschiedenen Weinen, verteilt auf die Jahrgänge 2016, 2017 und 2018, sollte dabei aufzeigen, welchen Ansprüchen der traditionelle Walliser Rotwein genügt. Das Fazit: «Nach zwei Stunden Degustation war klar: Spitzenweine sucht man unter den Walliser Dôles vergeblich», so das Urteil. Zumindest beim Expertenteam fiel der prominente Vertreter unter den Walliser Rotweinen mit Bewertungen wie «aromalos», «Essigstich» oder «zu viel Süsse» durch.

Harte Kritik an Oberwalliser

Auch zwei Weine aus dem Oberwallis standen auf dem Prüfstand des K-Tipp. Beide Kellereien mussten dabei heftige Kritik einstecken. «Riecht nach Wasser. Schmeckt süsslich nach Sirup und Kirschenkonfitüre. Zeigt kaum Aroma und Struktur», so das Urteil zum Aroma des «Dôle Visperterminen» der St. Jodern Kellerei. Gegenüber dem Dôle «Vins de Chevaliers» aus Salgesch äusserte man sich wie folgt: «Ein unharmonischer Wein: Bittere Gerbstoffe treffen auf störende Säure. Ein harter, ruppiger Wein.»

«Fragwürdiges Urteil»

Für Patrick Z’Brun, Patron der Kellerei Domaines Chevaliers, zu viel des Schlechten: «Unser Dôle, der schon mehrfach national wie international ausgezeichnet wurde, wird seit Jahren von zahlreichen Kunden als Haus- und Tischwein geschätzt, sodass ein solches Urteil fragwürdig ist.» Er vermutet, dass mit der Degustation sogar ein Angriff auf den Walliser Dôle als AOC-Wein gestartet worden sei, um diesen öffentlich schlecht zu machen. «Nur schon die Tatsache, dass man drei verschiedene Jahrgänge in den gleichen Topf wirft und miteinander vergleicht, spricht in unseren Augen für ein nicht sehr professionelles Vorgehen», sagt Z’Brun. Wenn zum Beispiel eine Degustation von grossen Bordeaux-Weinen gemacht werde, sei es durchaus erwünscht, dass man verschiedene Jahrgänge degustiere. «Aber dennoch werden dabei die Jahrgänge getrennt voneinander beurteilt und deren Entwicklung bewertet», erklärt Z’Brun die Standards für eine professionelle Degustation. Vor allem stösst ihn die Aussage des K-Tipp, bittersaure Stoffe können durch übermässiges Auspressen der Trauben, mitgepresste Traubenstiele oder durch Holzfässer in den Wein gelangen, vor den Kopf. Das sei reine Spekulation und man suggeriere damit, dass die drei Produzenten der als ungenügend beurteilten Weine so arbeiten würden. «Was absolut nicht zutrifft», so Z’Brun. Für den hauseigenen Önologen und bei Weinwettbewerben als Tischchef bekannte Christian Gfeller ein Affront gegenüber dem Walliser und dem Schweizer Wein im Allgemeinen: «Das ist ganz klar destruktiv.» Um den Schaden in Grenzen zu halten, hat die Salgescher Kellerei umgehend ein Schreiben an ihre Hauptkunden mit einer eigenen kritischen Bewertung versendet. Das Urteil des Önologen: Der vom K-Tipp bewertete Dôle weise eine «klare, rubinrote Farbe» auf, hinterlasse in der Nase wie im Gaumen einen «fruchtigen» Eindruck, habe einen für den Jahrgang 2016 ­«typischen Abgang» und zeige «leichte Alterungsanzeichen», was eine «normale Entwicklung» für einen «zwei Jahre alten Wein in der Flasche» sei.

Degustation keine Mathematik

Für die St. Jodern Kellerei ist das Juryurteil im K-Tipp zu ihrem eigens für Coop produzierten Dôle auch eine Überraschung. «Wir waren sehr erstaunt, dass ein Wein mit dem aussergewöhnlichen Jahrgang 2018 und fast 15 Volumenprozent Alkohol als wässrig beschrieben wurde», sagt deren Önologe Michael Hock und verweist darauf, dass eine Bewertung durch Experten sicher sehr wichtig sei, aber nicht die Meinung aller abbilde. Der Vis­perterminer Weinkellerei missfällt vor allem die Wortwahl der Expertenrunde. «Regeln wie in der Mathematik existieren bei der Weinverkostung nicht. Daher drückt man sich in der Regel respektvoll aus, auch wenn man eine geringe Punktzahl vergibt, oder man weist den Wein zurück, sollte er einen offensichtlichen Fehler haben», so Hock.

Thomas Allet

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