Region | Visp / Zermatt

Nicht nur Billett-Kontrollen

Zustimmung zur Abfahrt erteilt: Paul Perrig begleitet den MGB-Zug von Visp nach Zermatt.
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Zustimmung zur Abfahrt erteilt: Paul Perrig begleitet den MGB-Zug von Visp nach Zermatt.
Foto: RZ

Quelle: RZ 1

Während die meisten Regionalbahnen den Kondukteur ­abgeschafft haben, setzt die MGB weiter auf ihre Zugbegleiter. Sie sollen mehr und mehr Entertainer werden.

Bahnhof Visp, kurz nach 9.00 Uhr. Paul Perrig, seit 43 Jahren Zugbegleiter bei der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB), erteilt dem Lokführer seine Zustimmung zur Abfahrt nach Zermatt. Die Zeit, in welcher überwiegend Einheimische in den Zügen der MGB zur Arbeit oder zur Schule pendeln, ist vorüber. Nun sind die Züge gefüllt mit Touristen. «Bis zu 80 Prozent unserer Fahrgäste sind Touristen», erklärt Patrick Fux, Leiter des Zugbegleiter-Teams der MGB. Nach Zermatt fahren viele ausländische Touristen. Perrig verkauft Anschlussbillette zum Gornergrat, anderen erklärt er, wie man zur Sunnegga-Bahn oder zum Kleinen Matterhorn kommt. «Oft dieselben Fragen, die wir in Englisch beantworten müssen», so Perrig. Richtung Goms fahren überwiegend Schweizer Touristen, welche konkretere Fragen stellen, etwa wo man wandern kann oder welches Bergrestaurant zurzeit gerade offen hat.

Strafgebühren schaden

Ausländische Touristen, die mit einem Inter- oder Eurail-Pass anreisen, stellen zu ihrem Erstaunen allerdings oft fest, dass ihr internationales Ticket auf dem MGB-Netz nur zu 50 Prozent gültig ist. Bis zu 54 Franken pro Person muss für eine Hin- und Rückfahrt nach Zermatt nachbezahlt werden. Nie würde es einem Zugbegleiter der MGB jedoch einfallen, ahnungslosen Touristen einen Strafzuschlag von 80 Franken oder mehr aufzubrummen, wie das die SBB mit Fahrgästen handhaben, die ein nicht ganz korrekt gelöstes Billett auf sich tragen. «Es würde unserem Image, dem Image unseres Kantons und einer Destination wie Zermatt schaden, würden wir jeden Graufahrer büssen», erklärt Fux.

Kondukteure werden Gastgeber

Da fast jeder Zug von einem Kondukteur begleitet wird, kann es allerdings auch vorkommen, dass Reisende während einer kurzen Fahrt von Eyholz nach Bitsch gleich zweimal kontrolliert werden, weil in Brig das Personal ausgewechselt wird. Für manche Fahrgäste lästig, sodass die Zulaufstrecke zwischen Brig und Visp oft weniger intensiv kontrolliert wird. Generell will die MGB jedoch am Zugbegleiter festhalten – im Gegensatz zu den meisten anderen Regionalbahnen der Schweiz. Selbst wenn die neuen MGB-Züge auch unbegleitet verkehren könnten. ­In Zukunft will man noch mehr wegkommen vom klassischen Kondukteur hin zu Reisebegleitern, die als Gastgeber im Zug Emotionen, Erlebnisse und Angebote vermitteln. So wie im Glacier Express bereits heute schon der Fall. «Da werden die Reisebegleiter Entertainer oder zum Sujet auf Erinnerungsfotos», weiss Fux.

Der (zu) knappe Anschluss

Oft sind die Zugbegleiter aber auch Blitzableiter. Etwa wenn ein Zug mit Verspätung unterwegs ist. Zwischen Zermatt und Visp, eine der am dichtesten befahrenen einspurigen Strecken der Schweiz, kann ein verspäteter Zug den Fahrplan vieler Folge-Züge beeinträchtigen. Fux: «Dann werden Urlauber nervös, die so lange wie nur irgend möglich im schönen Zermatt bleiben wollten, dann aber für den Anschlusszug Richtung Flughafen Genf oder Zürich zu wenig Zeit eingerechnet haben.»

Christian Zufferey

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Kommentare

  • Ein Kritiker - 36

    Hatte eine Zeitlang eine Freundin im Goms bin ab und zu auch MGB gefahren... Meiner Erfahrung nach sind viele der Kondukteure massiv gestresst und wirken gerade bei Schweizer Kunden oft sehr unfreundlich...

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