Region | Verein engagiert sich vor Ort

Oberwalliser Hilfe für geflüchtete Rohingya in Malaysia

Cecilia Truffer bei einer Rohingya-Gemeinde in Malaysia...
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Cecilia Truffer bei einer Rohingya-Gemeinde in Malaysia...
Foto: zvg

...und beim Unterrichten in einer Rohingya-Flüchtlingsschule.
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...und beim Unterrichten in einer Rohingya-Flüchtlingsschule.
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Quelle: RZ 0

Ein Verein aus dem Oberwallis setzt sich für geflüchtete Rohingya in Malaysia ein. Die Vereinsmitglieder wollen vor allem etwas für die Bildung der Geflüchteten tun.

Während ihres Studiums verbringt Ethnologin Cecilia Truffer aus Lalden mehrere Monate in Malaysia. Sie will Daten für ihre Master­arbeit über die Rohingya sammeln. Die Rohingya, eine staatenlose muslimische Volksgruppe aus dem benachbarten Myanmar, werden in ihrem Land seit Jahren verfolgt und fliehen darum in Länder wie Malaysia oder Bangladesch. «Eigentlich wollte ich Daten für meine Arbeit erheben», sagt Cecilia Truffer. «Da ich mich dem elenden Teufelskreis, welchem diese Menschen in Myanmar sowie in den Zufluchtsländern ausgeliefert sind, aber nicht verschliessen konnte und ich den Rohingya etwas für ihre Offenheit und Gastfreundschaft mir gegenüber zurückgeben wollte, beschloss ich, sie aktiv zu unterstützen.»

Verein gegründet

Mit drei weiteren Personen aus dem Oberwallis, namentlich Mariel Zimmermann, Joshua Truffer und Fabian Gruber, gründet Truffer darum im letzten Jahr den Verein «Azadi», eine Vereinigung zur Unterstützung der Rohingya. «‹Azadi› bedeutet in der Sprache der Rohingya ‹Freiheit›», erklärt Truffer den Namen ihres Vereins. «Das Ziel des Vereins ist es, einerseits den Rohingya direkt vor Ort zu helfen und andererseits die hiesige Bevölkerung für deren missliche Lage zu sensibilisieren.» Derzeit konzentriert sich die direkte Hilfe von «Azadi» vor allem auf die in Malaysia lebenden Rohingya. «In Malaysia werden die Rohingya mehr oder weniger geduldet», erklärt Truffer die Situation. «Es gibt keine eigentlichen Flüchtlingslager, wie beispielsweise in Bangladesch.» Die Rohingya würden vielmehr in der Gesellschaft «untertauchen», so die Ethnologin. «Problematisch ist dabei vor allem, dass Flüchtlinge in Malaysia kein Recht auf Schulbildung haben», führt Cecilia Truffer aus. «Deshalb setzen wir uns vor allem für die Bildung der Geflüchteten ein, indem wir sogenannte Flüchtlingsschulen unterstützen.» In Ausnahmefällen leistet «Azadi» auch Nothilfe in Form von medizinischer Versorgung oder der Ausgabe von Nahrungsmitteln. «Vornehmlich ist es jedoch unser Ziel, mit spezifischen Projekten die langfristige Situation einiger Rohingya-Gemeinschaften zu verbessern», sagt Truffer, deren Verein am heutigen Donnerstag seine erste Generalversammlung abhält.

Fernziel eigene Schule

Um dieses Ziel zu erreichen, ist einer der zentralen Pfeiler von «Azadis» Arbeit, den Rohingya einen besseren Zugang zur Bildung zu ermöglichen. «Bislang haben wir verschiedene Rohingya-Schulprojekte in Malaysia durch freiwilliges Unterrichten, die Organisation von Schulausflügen und durch materielle und finanzielle Spenden unterstützt», sagt Cecilia Truffer. «Viele Rohingya sehen in der mangelnden Bildung einen der Hauptgründe für ihre Isolation. Wir wollen dabei helfen, dies zu ändern.» Dies erfordert ein langfristiges Engagement. «Der Verein könnte sich gar vorstellen, eines Tages eine eigene Schule für die Rohingya zu eröffnen», sagt Truffer. «Dazu braucht es allerding grosse finanzielle Mittel und ein sehr gutes Netzwerk.» Um dieses nötige Netzwerk weiter auszubauen, reist Truffer im kommenden Jahr erneut für mehrere Monate nach Malaysia. «Uns ist wichtig, dass wir möglichst viel vor Ort präsent sind und nicht nur Geld schicken», sagt die Projektverantwortliche des Vereins. «Das gilt auch für den Bereich Gesundheitsförderung. Zum Beispiel habe ich persönlich mit anderen Hilfsorganisationen einen Informationsanlass für Rohingya zu den Themen reproduktive Gesundheit und Familienplanung durchgeführt.»

Blick nach Bangladesch

Obwohl das Hauptaugenmerk des Vereins «Azadi» vornehmlich auf den Rohingya in Malaysia liegt, kümmern sich Truffer und ihre Kollegen derzeit auch um die Rohingya, die nach Bangladesch geflohen sind. «Dort gibt es im Gegensatz zu Malaysia grosse Flüchtlingslager», erklärt Truffer. «Die Situation in diesen Lagern ist äusserst prekär. Es fehlt an fast allem.» Mit einer befristeten Spendenaktion will der Verein darum in diesen Tagen Gelder sammeln, um die Not der Menschen in den Flüchtlingslagern zu lindern. «Leider können wir nur den bereits geflüchteten Rohingya helfen», sagt Ethnologin Cecilia Truffer abschliessend. «Ein Engagement in Myanmar selbst ist aufgrund der politischen Verhältnisse, kaum möglich und wäre für unsere Vereinsmitglieder auch mit teils erheblichen Sicherheits­risiken verbunden.»

Martin Meul

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