Region | Visperterminen

Passionierter Tärbiner Schäfer

Medard Zimmermann schaut immer noch regelmässig nach den Schafen.
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Medard Zimmermann schaut immer noch regelmässig nach den Schafen.
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Medard ­Zimmermann ist Schäfer mit Leib und Seele. Noch heute schaut der 90-Jährige jeden Tag zu seinen Tieren.

«Landwirt, Lonza-Mitarbeiter und ein halbes Jahr ‹Cherzu-Schmelzer›», sagt Zimmermann auf die Frage, was er zeit seines Lebens gemacht habe. Auch heute noch, mit über 90 Jahren, kann er nicht von seinen Tieren lassen. «D` Fröiw und d`Schaf han ich je länger je liäbr», sagt er und grinst schelmisch.

Gründung der Genossenschaft
1926 kommt Medard Zimmermann auf die Welt. Als jüngstes von zehn Kindern muss er schon früh mit anpacken und in der elterlichen Landwirtschaft mithelfen. «Wir hatten immer Schafe», erinnert er sich. Den Sommer über bis weit in den Herbst sei er Schafhirt gewesen. Dabei sind ihm die Tiere ans Herz gewachsen. Und das hat sich bis heute gehalten. 1955 gründet er die Schwarznasenschafzuchtgenossenschaft Visperterminen. 28 Tiere hätten sie gehabt, weiss Zimmermann. Erst letztes Jahr konnte die Schafzuchtgenossenschaft «Tärbinu» ihr 60-Jahr-Jubiläum feiern. Fast 300 Tiere zählt die Genossenschaft heute. Mit ein Verdienst von Medard Zimmermann, der sich immer um die Belange der Schafzuchtgenossenschaft kümmerte. Dass beim 50-Jahr-Jubiläum vor zehn Jahren sein jüngster Sohn Jean-Louis als Präsident fungierte, macht Medard Zimmermann zusätzlich stolz.

Im Sommer ins Nanztal
Neun Kinder und 14 Enkelkinder hat Zimmermann. Und nicht weniger als drei seiner Söhne haben sich der Schafzucht verschrieben. Noch heute geht Medard Zimmermann jeden Morgen und Abend in den Stall und versorgt die Schafe, die er zusammen mit zwei Söhnen hält. «Das ist für mich eine schöne Pflicht. Dann wird mir nicht langweilig», fügt er an. Der passionierte Schäfer ist aber auch im Sommer unterwegs, um nach den Tieren zu sehen. «Fast jeden Sonntag fahre ich ins Nanztal, um den Schafen Salz auszustreuen.» Später im Herbst, wenn der Schafscheid ansteht, ist der rüstige Rentner mittendrin statt nur dabei, um die Tiere zu begutachten und zu fachsimpeln. Nur dieses Jahr fehlte Zimmermann am Schafscheid. Stattdessen lag er mit einer Lungenentzündung im Bett. «Äs hed mich bös ghabäd», sagt er nachdenklich. Jetzt ist er aber wieder auf den Beinen und schaut im Stall nach dem Rechten.

Mit Cola zum Geburtstag gratuliert
Wenn Zimmermann mit seinem Einachser, einem Bucher, im Dorf unterwegs ist und dabei seine Frau und deren Zwillingsschwester mitfahren, dann haften viele Blicke auf ihm. «Da muss ich mir hin und wieder auch einen Spruch anhören. Einmal hat einer gesagt, da fährt der Mann ohne Steuerrad und links und rechts von ihm sitzt dieselbe Frau», sagt er und lacht. Auch heute noch, mit über 90 Jahren, lässt ihn sein Gedächtnis nicht im Stich. Im Gegenteil: Schon immer konnte sich Medard Zimmermann alle Schafe sehr gut einprägen. «Das ging sogar so weit, dass ich einem Schäferkollegen, der sein Tier zweimal im Amtsblatt ausgeschrieben hatte, um nach dem rechtmässigen Besitzer zu suchen, in Erinnerung rufen musste, dass das Schaf ihm gehört.» Dass Medard Zimmermann noch nie in seinem Leben Alkohol getrunken hat, ist eine weitere Anekdote. «An meinem 90. Geburtstag habe ich mit dem Gemeinderat mit Orangina angestossen», sagt er und grinst. «Und die Gemeinderäte haben mir einen Weinkarton geschenkt – mit drei Cola-Flaschen drin.»

Walter Bellwald

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