Region | Klöster geraten unter Druck

Preiskampf um Hostien

Die Hostienpreise bringen Klöster unter Druck.
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Die Hostienpreise bringen Klöster unter Druck.
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Die freie Marktwirtschaft macht auch vor Kirchen und Klöstern nicht halt. Weil der Preisdruck aus dem Ausland steigt, müssen viele Klöster mit einer Umsatzeinbusse rechnen. Das Bistum Sitten hält dennoch an einheimischen Hostien fest.

«Der Leib Christi – Amen.» Wer zur heiligen Kom­munion geht, macht sich wohl kaum Gedanken darüber, wer die Hostien herstellt und woher sie genau kommen. Traditionell werden Hostien in der Schweiz von Ordensschwestern in Klöstern gebacken. Weil die Klöster, im Gegensatz zu den Pfarreien, kein Geld aus der Kirchensteuer bekommen, müssen sie für ihren Unterhalt selbst aufkommen, unter anderem mit dem Verkauf von Hostien an die Pfarreien. Diese Einnahmequelle ist jetzt gefährdet. Der Grund: Immer mehr ausländische Anbieter von Hostien strömen auf den Markt und konkurrenzieren mit Billigpreisen die einheimische Hostienproduktion.

Einheitliche Preise

Im Bistum Sitten sind es die beiden Frauenklöster in Gerunden bei Siders und in Collombey-Muraz, die Hostien für die Pfarreien herstellen. Die Herstellung und der Verkauf von Hostien ist für diese beiden Gemeinschaften eine wichtige Einnahmequelle für den Unterhalt der Klostergemeinschaft. «Die Hostien werden von den Schwestern in Handarbeit gefertigt. Dabei werden vor allem regionale Produkte verwendet», sagt Generalvikar Richard Lehner. Die Hostienpreise werden in der Schweiz einmal im Jahr von der Vereinigung der Oberinnen kontemplativer Orden (Vokos) festgelegt, um unnötige Konkurrenz unter den Klöstern zu vermeiden. Die Vereinigung hat sich zuletzt Mitte November in Luzern getroffen. Dort wurde beschlossen, die Preise nicht zu erhöhen. Eine normale braune oder weisse Hostie verkaufen die Klöster weiterhin für 7 Rappen. Die teuerste ist die grosse, weisse Priesterhostie, die einzeln ausgestanzt werden muss. Sie kostet 50 Rappen pro Stück. Eine braune Priesterhostie kostet 21 Rappen. «Die Preise sind sehr knapp kalkuliert, wenn man bedenkt, dass viele Bäckereien auch Löhne für die Angestellten bezahlen müssen», sagt die Vokos-Präsidentin, Schwester Scholastica vom Kloster St. Josef im Muotathal, gegenüber der «Luzerner Zeitung».

Bistum unterstützt einheimische Klöster

Weil seit einiger Zeit vor allem Billiganbieter aus Osteuropa den heimischen Markt mit Hostien überschwemmen, geraten die einheimischen Klöster immer mehr unter Druck. «Im Ausland werden die Hostien industriell hergestellt», sagt Lehner. «Diese Tatsache und die niedrigen Material- und Lohnkosten ermöglichen es diesen Anbietern, ihre Produkte zu einem günstigeren Preis anzubieten als in der Schweiz.» In diesem Zusammenhang betont Lehner, dass die Differenz für den Stückpreis im tiefen Rappenbereich liege. Trotzdem beziehen immer mehr Pfarreien in der Schweiz ihre Hostien aus ökonomischen Gründen aus dem Ausland. Die Frauenklöster aus der Westschweiz greifen darum jetzt zu einer weltlichen Massnahme und haben einen Aufruf an die Pfarreien gestartet mit der Bitte um Solidarität. «Das Bistum Sitten unterstützt diesen Aufruf und lädt die Pfarreien ein, ihre Hostien auch in Zukunft aus Schweizer Produktion zu beziehen», erklärt Lehner. Damit soll die Arbeit und das Leben der einheimischen Ordensleute unterstützt werden.

Walter Bellwald

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