Wasenalp | Wegen geplanter neuer Wasserversorgung

Quellenstreit auf der Wasenalp

Pro Natura will auf der Wasenalp eine Quelle schützen und hat deshalb Beschwerde beim Kantonsgericht eingereicht. Der Grossteil des Projekts dürfte aber dennoch realisiert werden.
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Pro Natura will auf der Wasenalp eine Quelle schützen und hat deshalb Beschwerde beim Kantonsgericht eingereicht. Der Grossteil des Projekts dürfte aber dennoch realisiert werden.
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Gegen die geplante neue Wasserversorgung auf der Wasenalp wurde eingesprochen. Gestritten wird um die Neufassung einer Quelle.

Eigentlich hätte auf den Winter hin auf der Wasenalp eine neue Trinkwasserversorgung gebaut werden sollen. Alles war bereit, die Bagger in Position und das Material vor Ort. Mitte Juli hiess es dann jedoch: «Kommando halt.» Der Umweltverband Pro Natura hatte eine Beschwerde gegen die Bauarbeiten eingereicht und so einen Baustopp erzwungen. «Das ganze Genehmigungsverfahren war und ist mehr als nur seltsam», sagt die Geschäftsführerin von Pro Natura Oberwallis, Eva-Maria Kläy.

Streitpunkt Quelle
Der Hauptgrund für die Einsprache von Pro Natura ist eine Quelle. «Im technischen Bericht zum Projekt lagen keine Lebensraumuntersuchungen zu der neu zu fassenden Quelle vor. Somit widersprach das Projekt eindeutig dem Gesetz über den Natur- und Heimatschutz. Deshalb waren wir gezwungen, Einsprache zu machen», sagt Kläy. Auch ein zweiter, nachgereichter Bericht wies für Pro Natura weiterhin Mängel auf. «Wir hatten die abstruse Situation, dass auch dieser nachgereichte Bericht nicht von einer Quelle sprach, obwohl man ja diese neu zu fassen gedachte», sagt die Geschäftsführerin von Pro Natura Oberwallis. Darum zog Pro Natura einen eigenen, externen Spezialisten bei, der das Vorhandensein einer Quelle bestätigte, dass hier seltene Tier- und Pflanzenarten leben. Die Folge: Pro Natura forderte einen Baustopp für das Projekt. «Zum Glück konnten wir mittels aufschiebender Wirkung die Bauarbeiten stoppen, denn mit einer zehn Meter tiefen Baugrube wären die kleinen Quellbächlein definitiv zerstört worden», sagt Kläy. «Quellenlebensräume sind heute in der Schweiz vom Aussterben bedroht. Sie unterscheiden sich von anderen Fliessgewässern durch ihre konstante Temperatur und ganzjährige Schüttung.» Da auf der Wasenalp alle Quellen gefasst seien, hätten die spezialisierten Tiere und Pflanzen nicht mehr ausweichen können und selbst Kompensationsmassnahmen hätten diesen Lebensraum nicht mehr herstellen können, so der Umweltverband. «Grundsätzlich hat Pro Natura nichts gegen die Sanierung der Trinkwasserversorgung der Wasenalp, denn die Beschwerde bezieht sich bloss auf die Neufassung einer Quelle, wodurch ein Grossteil der Bauarbeiten trotzdem ausgeführt werden kann», sagt Eva-Maria Kläy. «Derweil ist es eigentlich gar nicht nötig, diese Quelle neu zu fassen, da das zusätzliche Wasser, entgegen den Behauptungen, nicht für die Landwirtschaft im Sommer, sondern für die Chalets im Winter benötigt wird.»

Liess sich der Dienstchef beeinflussen?
Doch nicht nur, dass der technische Bericht eine seiner Meinung nach existierende Quelle nicht erwähnt, stört den Umweltverband. Auch das Bewilligungsverfahren hinterlässt bei Geschäftsführerin Kläy ein grosses Fragezeichen. Konkret geht es um die Vormeinung der Dienststelle für Wald und Landschaft. In einem ersten Bericht stellte die Dienststelle Mängel im Projekt fest. So heisst es in ihrer Vormeinung beispielsweise: «Es sind gemäss Gesetz bei Beeinträchtigung von schutzwürdigen Lebensräumen die notwendigen Schutz- und Wiederherstellungsmassnahmen respektive allfällige Ersatzmassnahmen aufzuzeigen.» Die abgegebene Vormeinung der Dienststelle war darum negativ. Ein paar Wochen später änderte sich dies jedoch. Eine neue Vormeinung, dieses Mal von Dienstchef Olivier Guex persönlich unterzeichnet, gab dem Projekt grünes Licht. «Neu sollte es möglich sein, die nachgereichten Untersuchungen auf Platz kurz zu besprechen und dann unmittelbar mit den Bauarbeiten zu beginnen. Da aber die nachgereichten Unter­lagen nur sehr oberflächlich waren und von einem Quellenlebensraum wiederum keine Rede war, mussten wir dieses Projekt stoppen», ergänzt Kläy. Interessant ist zudem, dass sich Gemeindepräsident Urban Eyer offenbar stark für eine Änderung der Vormeinung der Dienststelle einsetzte. In der zweiten Vormeinung heisst es nämlich: «Nachdem die Gemeinde Ried-Brig und deren Präsident, Urban ­Eyer, wiederholt bei unserer Dienststelle interveniert hatten, kam es zu einem Treffen zwischen dem Gemeindepräsidenten und dem Unterzeichnenden (Olivier Guex d. Red.).» Infolge der Dringlichkeit des Projekts habe man nach Lösungen gesucht, um das Projekt bewilligen zu können. «Wie kann es sein, dass ein solches Projekt nach nur einem Treffen plötzlich bewilligt wird?», fragt Eva-Maria Kläy und fügt an: «Wurde hier mit der nötigen Sorgfalt gearbeitet?»

«Projekt nicht gefährdet»
Für die Gemeinde Ried-Brig hat die Einsprache von Pro Natura derweil nicht allzu grosse Konsequenzen. «Es wird ja nicht das gesamte Projekt beanstandet, daher ist das Gesamtprojekt auch nicht gefährdet», sagt der Gemeindepräsident von Ried-Brig, Urban Eyer. «Der Grossteil des Projekts ist nicht betroffen und kann daher auch realisiert werden.» Inzwischen haben die Arbeiten für den Grossteil der Sanierung der Trinkwasserversorgung begonnen. «Was den Punkt mit der Quelle betrifft, so wird das Kantonsgericht in den kommenden Monaten einen Entscheid fällen, sodass wir das Projekt dann im nächsten Jahr wohl abschliessen können.»

Martin Meul

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