Bergwelt | Unliebsame Tiere ausgeräuchert

Schlimmer Verdacht! Zermatter Bauern töten illegal Murmeltiere

Offenbar nicht bei allen beliebt – ein Murmeltier vor dem Matterhorn.
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Offenbar nicht bei allen beliebt – ein Murmeltier vor dem Matterhorn.
Foto: Zermatt Tourismus/Thomas Andenmatten

Quelle: RZ 0

Einige Zermatter Bauern sollen gezielt Murmeltiere, die in ihren Wiesen leben, gejagt und getötet haben. Der Wild­hüter hat eine Strafanzeige eingereicht.

In den vergangenen Wochen meldeten sich mehrfach Personen beim WWF Oberwallis und teilten dem Umweltverband beunruhigende Beobachtungen mit. In Zermatt würden einige Bauern offenbar gezielt Murmeltiere aus ihren Bauten vertreiben und die Erdlöcher der Tiere anschliessend zuschütten.

Rauchbomben eingesetzt

«Dienstag vor zwei Wochen musste ich im Gebiet Findeln leider mit Entsetzen zuschauen, wie einheimische Zermatter Bauern in ihren Wiesen mehrere Murmeltierbauten ausräucherten und die Löcher anschliessend zuschaufelten», sagt A. S.*, eine jener Personen, die sich beim WWF Oberwallis gemeldet haben gegenüber der RZ. Die Bauern hätten für das Ausräuchern Rauchbomben benutzt, präzisiert S. seine Beobachtung und äussert einen unschönen Verdacht: «Dies scheint kein Einzelfall zu sein, in gewissen Wiesen gibt es kein einziges Murmeltier mehr. Das gibt mir zu denken.» Er finde es nicht korrekt, dass die Bauern sich so gegenüber der Tierwelt verhalten würden, begründet er seine Meldung an den Naturschutzverband. Laura Schmid, Geschäftsführerin des WWF Oberwallis sagt: «Falls der Bestand der wild lebenden Murmeltiere in Zermatt reguliert werden muss, erwarten wir, dass dies von dafür ausgebildeten Fachleuten und nach strengen Kriterien durchgeführt wird. Solche Nacht-und-Nebel-Aktionen mit höchst eigenartigen Jagdmethoden, wie dies offenbar in Zermatt der Fall war, können wir nicht tolerieren.»

Strafanzeige eingereicht

Der Fall beschäftigt inzwischen auch die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere. Deren Chef, Peter Scheibler, sagt zu den Vorgängen im Matterhorndorf: «Wir gehen nicht davon aus, dass die Bauern in Zermatt Murmeltiere generell nach eigenem ‹Gutdünken› regulieren. Vorliegend handelt es sich somit um einen Einzelfall, dessen Hintergründe wir noch nicht genau kennen.» Dennoch könnte die Aktion für die Betroffenen Konsequenzen haben. Der zuständige Wildhüter hat nämlich eine Strafanzeige wegen Verstosses gegen das Jagdgesetz eingereicht, die Kantonspolizei hat sich dem Fall angenommen.

Probleme mit Murmeltieren

Stellt sich die Frage, warum die Bauern überhaupt auf die Idee kommen, gegen die Tiere in ihren Wiesen vorzugehen. «Das Problem besteht darin, dass die Murmel-
tiere ihre Bauten in Mähwiesen der Bauern errichten, was die Bewirtschaftung stark erschwert und die eingesetzten Maschinen beschädigt und für die Bewirtschafter zusätzlich eine Verletzungsgefahr darstellt», erklärt Peter Scheibler. «Die Regulation mittels Jagd ist schwierig, da die Jagd bei uns spät beginnt und die Murmeltiere in den Problemgebieten aus Sicherheitsgründen, wie Nähe zu Wanderwegen und Siedlungen oder der Anwesenheit von vielen Touristen, nur sehr beschränkt bejagt werden können. In der Regel muss deshalb die Regulation mittels gezielten Reduktionsabschüssen durch die Wildhüter- und Hilfswildhüter erfolgen.»

Martin Meul

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