Oberwallis | Ladendiebstahl und Trickbetrüger treten in der Weihnachtszeit vermehrt auf

Shoppingzeit für Langfinger

Die Polizei registriert schweizweit jährlich 14 000 Fälle von Ladendiebstahl. Die Dunkelziffer ist höher.
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Die Polizei registriert schweizweit jährlich 14 000 Fälle von Ladendiebstahl. Die Dunkelziffer ist höher.
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In Schweizer Geschäften werden jährlich Waren im Wert von über einer Milliarde Franken gestohlen. Trickreich ergattern Diebe ihr Stück vom grossen Weihnachts-Shoppingkuchen.

Ein beliebter Trick: Jemand kommt vorbei und möchte einen Artikel umtauschen. Einen Kassenzettel besitzt er zwar nicht, begründet dies aber damit, dass es sich um ein Geschenk seiner Oma handle, er aber genau denselben Artikel schon besitzen würde. «Wenn ein Kunde einen Umtausch ohne Kassenzettel vornehmen möchte, so müssen wir vorher die Personalien des Kunden aufnehmen», erzählt eine Filialleiterin. An diesem Punkt kam es schon vor, dass die Leute fluchtartig aus dem Laden rannten und die Ware einfach liegen liessen. «Die Ware war vorher gestohlen worden, bei uns oder in einem anderen Laden. Und die einfachste Möglichkeit, das Diebesgut zu Geld zu machen: Man gibt es im Laden zurück und lässt es sich ausbezahlen.» Wenn der Betrüger jetzt noch einen passenden Kassenzettel vorweisen kann, der vorher von einem ahnungslosen Kunden einfach weggeworfen wurde, steigen natürlich die Erfolgschancen.

Eine Milliarde Schaden

Die Weihnachtszeit ist nicht nur Shoppingzeit, sondern auch ein Eldorado für Diebe. Laut einer Studie des deutschen Warensicherungsspezialisten «Checkpoint Systems» vom letzten Jahr entstehen dem Handel in den Monaten vor Weihnachten 41 Prozent der jährlichen Warenverluste. Gewöhnlich machen die Unternehmen keine Angaben darüber, wie hoch ihre Verluste durch Ladendiebstahl sind. So schreibt etwa Yvette Petillon, Mediensprecherin von Coop: «Der allergrösste Teil unserer Kundinnen und Kunden ist erfreulicherweise ehrlich. Wir geben keine detaillierten Auskünfte zu Ladendiebstählen und wir kommentieren auch keine Diebstahlstatistiken.» Auch Coop bestätigt aber, dass die Anzahl der Diebstähle in der Vorweihnachtszeit höher liegt. Am meisten gestohlen werden im Coop Kosmetika, Alkohol, Zigaretten und Fleisch.

In Schweizer Geschäften werden jährlich Waren im Wert von mehr als einer Milliarde Franken entwendet. Studien gehen davon aus, dass das Diebesgut 0,7 Prozent des Umsatzes ausmacht. Pro Jahr registriert die Polizei schweizweit 14 000 Fälle von Ladendiebstahl. Die effektive Zahl dürfte aufgrund der Dunkelziffer aber weit höher liegen. Denn längst nicht jeder Diebstahl wird zur Anzeige gebracht. Nach Angaben der Kantonspolizei hat der Geschädigte bei einem Antragsdelikt, das heisst bei einer Deliktsumme von unter 300 Franken, die Möglichkeit, innert 90 Tagen eine Anzeige gegen die Täterschaft einzureichen. Übersteigt die Deliktsumme 300 Franken, so wird die Täterschaft von Amtes wegen bei der zuständigen Staatsanwaltschaft verzeigt.

Massnahmen gegen Diebstähle

Die wichtigste Präventivmassnahme gegen Ladendiebstahl sind gut geschulte Mitarbeiter. Darüber ist man sich einig, auch wenn die meisten Unternehmen der Öffentlichkeit keine Informationen über Sicherheitskonzepte preisgeben. So schreibt Coop: «Wichtig sind eine gute Schulung des Personals sowie eine zuverlässige Ladenüberwachung durch Detektive; die meisten Verkaufsstellen sind zudem videoüberwacht. Weitere Informationen kommunizieren wir aus Sicherheitsgründen nicht.»

Die eingangs erwähnte Filialleiterin eines anderen Unternehmens erzählt, dass bei ihnen ein Code existiert: «Wir sagen zum Mitarbeiter, der einem verdächtigen Kunden am nächsten steht, beispielsweise: Die Lieferung für dich ist angekündigt. Dieser weiss dann, dass er den Kunden im Auge behalten soll.» Videoaufzeichnungen von Überwachungskameras dürfen nach Auskunft von Markus Rieder, Mediensprecher der Walliser Kantonspolizei, maximal 96 Stunden lang aufbewahrt werden. Danach werden sie automatisch gelöscht.

Polizei warnt vor Trickdieben

Doch längst nicht nur Geschäfte sind Opfer von Diebstählen. Das Gedränge und die Betriebsamkeit in den diversen Einkaufs­passagen sind ein willkommenes Jagdrevier für Taschendiebe. Damit die besinnlichen Adventstage nicht getrübt werden, rät Rieder zur Vorsicht: «Wenn möglich sollten keine grösseren Geldbeträge mitgeführt werden und das Portemonnaie trägt man besser in einer Innentasche. Handtaschen müssen immer verschlossen werden und sollten nicht unbeaufsichtigt liegen gelassen werden.»

Den typischen Dieb gibt es nicht

Gestohlen wird von allen. Es gibt kein typisches Täterprofil. Die Filialleiterin erzählt, dass auch gern von Müttern geklaut wird, ist der Kinderwagen dazu doch die perfekte Hilfe. Im Verdachtsfall hat es dann der Kleine «aus Versehen» mitgenommen. «Wir hatten eine Kundin, die kam regelmässig mit ihrem schwerstbehinderten Kind vorbei. Jedes Mal liess sie sich auch wegen eines anderen Artikels beraten, den sie auch bezahlte. Daneben hat sie aber auch immer einiges mitgehen lassen. Es dauerte Wochen, bis wir dahinterkamen.» Ein nicht unwesentlicher Teil der Diebstähle wird auch durch das eigene Personal verübt. Laut Recherchen des «Beobachters» schätzt die Migros, dass ein Viertel der Diebstähle auf das Konto ihrer rund 80 000 Mitarbeiter geht.

Frank O. Salzgeber

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