Region | Schneesegen sichert bevorstehende Saison

Skilift Gluringen und der ständige Überlebenskampf

Heimelig und überschaubar. Trotzdem kämpft der Skilift in Gluringen jedes Jahr aufs Neue ums Überleben.
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Heimelig und überschaubar. Trotzdem kämpft der Skilift in Gluringen jedes Jahr aufs Neue ums Überleben.
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Schneesegen im Dezember sichert dem Skilift Gluringen die bevorstehende Saison. Ob ein langfristiger Skibetrieb möglich ist, bleibt offen.

Idyllisch. Malerisch. Verzaubernd. Der Schnee klebt an den Bäumen und die Sonne scheint über die märchenhafte Winterlandschaft. Es ist, als würde Gluringen nach den ergiebigen Schneefällen am Vormittag aufwachen. Am Dorfrand steht der Skilift. Die Anlage läuft nicht. Skifahrer sind keine da. Ich frage mich: Was läuft hier schief?

Ski fahren ohne Elternaufsicht
Später erfahre ich, dass die Skilift­anlage während dem Tag immer wieder in Betrieb genommen wird. Der Präsident der Skilift Gluringen AG, Werner Hofmann, sagt: «Indem wir die Anlage immer wieder starten, zeigen wir den Interessierten, dass sie zum Skifahren willkommen sind.» Heute will niemand Ski fahren. Womöglich haben die Schneefälle am Vormittag in den Köpfen der Leute andere Pläne geschmiedet. Ganz anders sei die Situation am Mittwochnachmittag. Zahlreiche einheimische Kinder fahren dann immer wieder den Hang hoch und runter, erzählt mir Hofmann. Die Aufsicht der Eltern braucht es in Gluringen nicht. «Neben einem Anbügler steht oben auch ein Abbügler bereit», so Hofmann.

Das schätzen neben Einheimischen auch Feriengäste. Hofmann ergänzt: «Während der Saison bringen die Eltern ihre Kinder oft zum Skifahren und gehen dann auf die Langlaufloipe.» Für den Notfall lassen sie ihre Handynummer bei einem Skilift-Angestellten. So was geht meist nur in kleinen überschaubaren Skigebieten. Doch so idyllisch die Anlage auch ist; es ist ein Kraftakt, den Skibetrieb in Gluringen langfristig zu garantieren. Martin Frankiny, Kassier der Skilift Gluringen AG, sagt: «Hätten wir vor Weihnachten keinen Schnee erhalten, wir wären heuer vor dem Aus gestanden.»

40 Prozent über die Festtage
Wie in manch anderem Skigebiet ist auch in Gluringen das Geschäft über die Festtage entscheidend. «Wir generieren in diesen Tagen circa 40 Prozent unseres Umsatzes», sagt der Präsident der AG. In den vergangenen zwei Jahren blieb die Anlage wegen Schneemangel über die Festtage still. Ganz anders dieses Jahr. Am vergangenen Wochenende sollen bereits viele Wintersportler zwischen 10.00 und 16.30 Uhr die Pisten hinuntergefahren sein. Der Saisonabo-Verkauf läuft bei frühem Wintereinbruch besser an. Frankiny dazu: «Die Saison ist durch die Schneefälle im Dezember quasi gesichert, dadurch kaufen sich die Leute schneller eine Saisonkarte.» Ein Grossteil der Saisonabo-Besitzer sind einheimische Kinder, weiter gibt es einige Weggezogene, die mit ihren Kindern die überschaubare Anlage nutzen.

AG erhöht Aktienkapital
Gluringen braucht die treue Kundschaft. Umso mehr in einem Winter mit viel Schnee. Für die schneearmen Wintermonate wünschen sich die Verantwortlichen eine Beschneiungsanlage. Bestimmt wäre es bei den Temperaturen im Goms kein Problem, eine technische Beschneiung durchzuführen. Doch solch eine Anlage kostet viel Geld. Hofmann ist realistisch und sagt: «Um die Kosten von zwei bis drei Millionen Franken decken zu können, bräuchten wir einen Investor.» Wahrscheinlicher als die Anschaffung einer Beschneiungsanlage ist die Erhöhung des Aktienkapitals. Von Gesetzes wegen ist die Aufstockung von derzeit 53 000 Franken auf mindestens 100 000 Franken unausweichlich. Stimmt die GV im Januar einer Kapitalerhöhung zu, steht dieser nichts im Weg.

Wollen Sie mitfahren?
Beim RZ-Besuch in Gluringen bricht die Dämmerung an. Ein Pistenfahrzeug fährt über den Hang. Der Fahrer öffnet die Scheibe und fragt: «Wollen Sie mitfahren?» Obwohl es äusserst verlockend ist, mit dem Pistenbully über den verschneiten Hang zu fahren und die Winterlandschaft zu geniessen, die nun stark an finnisch Lappland erinnert, lehne ich ab. Ich gewinne die Erkenntnis: In Gluringen läuft nichts schief. Mit viel Herzblut und ohne dafür entschädigt zu werden, kämpft der Vorstand für den Skilift im Dorf.

Simon Kalbermatten

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