St. Niklaus | Bock-Sommerweiden in Gefahr

Sömmerungsbeiträge gestrichen

Reto Fux und sein Sohn Giuliano auf ihrer Bockweide.
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Reto Fux und sein Sohn Giuliano auf ihrer Bockweide.
Foto: RZ

Quelle: RZ 0

Um die vom Aussterben bedrohte Walliser Schwarzhalsziege zu erhalten, wurden bisher Beiträge an die Züchter gesprochen, um die Geissböcke im Sommer auf einer Weide zu sömmern. Nun sollen diese Beiträge ersatzlos gestrichen werden.

Während die weiblichen Schwarzhalsziegen in den Walliser Alpen den Sommer verbringen, bleiben die Böcke meist im Tal. «Eine gezielte Zucht wäre ansonsten nicht möglich», weiss Ziegenzüchter Reto Fux aus St. Niklaus. Damit Böcke den Sommer über jedoch nicht allein bleiben müssen, hat Fux eine sogenannte Bockweide eingerichtet, für die ihm im Rahmen von Projekten zur Förderung gefährdeter Rassen (Gefra) ein Beitrag vom Bund ausgerichtet wird.

Erhalt gefährdeter Rassen

Dass der Bund an Züchter und Halter gefährdeter Nutztierrassen überhaupt Beiträge zahlt, geht auf ein Artenschutzabkommen zurück, welches die Schweiz 1989 in Rio de Janeiro (Brasilien) anlässlich einer UNO-Konferenz unterzeichnet hat. Im Wallis haben in den letzten Jahren daher namentlich Schwarzhalsziegen, Evolèner Kühe, Walliser Landschafe, Kupferhalsziegen und Saaser Mutten Unterstützungsbeiträge bekommen, teilweise auch über die Stiftung Pro Specie Rara. Walliser Schwarzhalsziegen gelten vor allem aufgrund der verhältnismässig hohen Inzuchtgrade als gefährdet. «Indem Beiträge an die Bockweidenbetreiber ausgezahlt werden, kann man mehr Jungböcke grossziehen, aus denen man im Herbst besser auswählen kann», erklärt Kurt Pfister, Präsident der Arbeitsgruppe Gefährdete Rassen des Schweizerischen Ziegenzuchtverbands (SZZV). Pfister sömmert gegenwärtig auf einer Alp oberhalb von Saas-Fee seine eigenen Pfauenziegen, die ebenfalls gefährdet sind. Ebenso wie Bündner Strahlenziegen, von denen Reto Fux auf seiner Bockweide zwei Böcke hält.

Beitrag für stabile Zäune

Pfister nennt auch Zahlen. «Bockweidenbesitzer erhalten vom Bund pro Bock 250 Franken für die Infrastrukturkosten.» Reto Fux kann sich mit diesem Betrag stabiles Zaunmaterial anschaffen – etwa 1,3 Meter hohes Drahtgeflecht, mit dem er eine genügend grosse Weide umzäunen kann, die für bis zu 14 Böcke ausreichend Platz und Futter bietet. «Vor allem wenn Böcke verschiedenen Alters auf der Weide sind, gibt es viel Unruhe in der Herde aufgrund ständiger Rangkämpfe», erklärt Fux, weshalb für Bockweiden stabilere Zäune benötigt werden. In der Regel bringen die Züchter ihre Böcke gleich nach dem Bockmarkt, der jeweils Mitte April in Naters stattfindet, zu Reto Fux für die Sömmerung. Aufgrund der schlechten Witterung im Frühjahr wurden die Böcke dieses Jahr aber erst im Mai abgegeben. Regelmässig schaut Fux selbst, oft aber auch die Besitzer der Böcke, nach dem Rechten. Für diesen Aufwand wird Fux mit einem zusätzlichen Beitrag von 50 Franken pro Bock entschädigt. Ab dem übernächsten Sommer sollen diese Beiträge jedoch abgeschafft werden. «Züchter, die ihre Böcke bislang gratis einem Bockweidenbetreiber bringen konnten, werden für diese Dienstleistung künftig wohl selbst aufkommen müssen», erklärt Kurt Pfister.

Christian Zufferey

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