Leuk | Weniger Freiwilligenarbeit

Spitex Leuk fehlt es an Verteilern für den Mahlzeitendienst

Freiwillige Helferinnen und Helfer holen jeden Tag rund 30 Mahlzeiten beim Altersheim St. Josef ab.
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Freiwillige Helferinnen und Helfer holen jeden Tag rund 30 Mahlzeiten beim Altersheim St. Josef ab.
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Der Spitex in Leuk fehlt es an freiwilligen Helfern für die Auslieferung der Gerichte im Rahmen des Mahlzeitendienstes. «Man spürt einen Rückgang des Engagements für die Freiwilligenarbeit», sagt die Spitex-Koordinatorin.

Seit sechs Jahren holt Ulla Walpen aus Leuk jeden Dienstag beim Altersheim St. Josef sechs bis zehn Mahlzeiten ab. Mit diesen Mahlzeiten fährt sie danach nach Leuk, um sie anschliessend an jene Personen auszugeben, die auf den Mahlzeitendienst der Spitex des SMZ Oberwallis angewiesen sind. «Damals gingen meine Kinder nach Brig in die Schule, mein Mann arbeitet ebenfalls ausserhalb, sodass ich mittags nicht mehr kochen musste», erinnert sich Ulla Walpen zurück. «Also entschied ich mich, mich als freiwillige Helferin für den Mahlzeitendienst der Spitex zur Verfügung zu stellen.» Seitdem bringt Ulla Walpen jenen Menschen ihr Mittagessen, die selbst nicht mehr in der Lage sind, zu kochen und/oder einzukaufen. «Natürlich ist es eine grosse Verpflichtung», sagt Walpen über ihr Engagement. «Die Empfänger der Mahlzeiten freuen sich aber immer sehr, wenn ich komme. Das entschädigt für den Aufwand und die Verantwortung.»

Es fehlt an freiwilligen Helfern

Neben Ulla Walpen sind im Bezirk Leuk noch 54 weitere Frauen und Männer im Mahlzeitendienst der Spitex engagiert. Doch das sind zu wenig. An der letzten Urversammlung der Gemeinde Leuk rief die zuständige Gemeinderätin Evelyne Pfammatter die Teilnehmer daher dazu auf, sich doch bei der Spitex zu melden. Es meldete sich niemand. «Die Situation ist derzeit so, dass wir für Leuk niemand haben, der am Freitag den Mahlzeitendienst übernimmt», sagt die Koordinatorin der Spitex, Andrea Rupp. «Derzeit arbeiten wir mit Aushilfskräften, doch das ist auf längere Sicht keine Lösung.» Rupp sucht daher fast verzweifelt nach Ersatz. «Inzwischen habe ich über 20 Personen angerufen, aber nur Absagen erhalten», sagt sie etwas resigniert. «Ich hoffe, dass wir bald jemand finden, denn im Gegensatz zur Zahl der freiwilligen Helferinnen und Helfer steigt der Bedarf am Mahlzeitendienst stetig an.»

Über 10 000 Essen ausgeliefert

Diese Aussagen belegen die Zahlen zum Mahlzeitendienst im Bezirk Leuk. Im Jahr 2015 wurden etwas über 7000 Essen verteilt, letztes Jahr waren es bereits 10 000. Die 55 Verteiler des Mahlzeitendienstes fuhren dafür fast 13 000 Kilometer und leisteten fast 4000 Arbeitsstunden. «Was diese Leute leisten, ist grossartig», erklärt Andrea Rupp. «Zwar gibt es eine Entschädigung für die gefahrenen Kilometer und ein Dankesessen, ansonsten machen diese Leute diesen wichtigen Job jedoch ausschliesslich für Gotteslohn.»

Ein wichtiger Dienst

Auf der anderen Seite ist der Mahlzeitendienst von zentraler Bedeutung für viele betagte Menschen. «Viele unserer Kunden sind nicht mehr in der Lage, selbst Lebensmittel einzukaufen, sei es aus körperlichen oder psychischen Gründen», sagt Andrea Rupp. «Durch den Mahlzeitendienst erhalten sie täglich ein warmes Essen, was eine grosse Verbesserung der Lebensqualität darstellt.» Entsprechend gross ist die Nachfrage. «Wir spüren den demografischen und gesellschaftlichen Wandel», sagt Rupp. «Die Menschen werden älter, auf der anderen Seite fehlt oft das soziale Umfeld, das eine Versorgung der Betagten, die zu Hause leben, sicherstellen könnte.» Auch die Küchen, die die Mahlzeiten zubereiten, stossen daher an Grenzen. «Weil die Nachfrage in der Region Susten-Leuk-Varen-Agarn dermassen angestiegen ist, konnte das Altersheim St. Josef den Bedarf an Mahlzeiten für die Region nicht mehr decken», sagt die Spitex-Koordinatorin. «Wir mussten daher eine neue Küche finden, was uns glücklicherweise in Agarn gelungen ist.» Die Zubereitung der Mahlzeiten sei jedoch das eine, erklärt Rupp weiter. «Die Essen müssen auch ausgeliefert werden und da haben wir grosse Mühe, Freiwillige zu finden.» Es gebe zwar einen Notfallplan, auf diesen greife man jedoch nicht so gerne zurück. «Wenn wir Mahlzeiten aus Mangel an Helferinnen und Helfern nicht ausliefern können, versorgen wir unsere Kunden mit tiefgefrorenen Gerichten», sagt Rupp. «Allerdings müssen diese Gerichte im Wasserbad erhitzt werden, was viele ältere Menschen vor Probleme stellt.»

Künftig chronischer Mangel an Helfern?

Dass es sich beim derzeitigen Engpass an Helfern um eine momentane Erscheinung handelt, glaubt Andrea Rupp derweil nicht. «Die Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren, sinkt», sagt sie. «Und es ist nicht nur ein Phänomen, das junge Menschen betrifft.» Auch Pensionierte würden zunehmend lieber ihre Freizeit geniessen, als sich für eine Freiwilligenarbeit mit grosser Verantwortung einbinden zu lassen. «Manche Pensionierte werden auch immer häufiger in die Betreuung der Enkelkinder eingebunden», führt Andrea Rupp aus. «Ich habe für alle Gründe Verständnis, dennoch macht mir diese Entwicklung auch Sorgen.» Sie hoffe, dass sich bald wieder ein paar motivierte Leute für ein Engagement für den Mahlzeitendienst begeistern liessen.

Martin Meul

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