Region | Tierschützerin wehrt sich gegen Ringkuhkämpfe

«Stopp! Das ist Tierquälerei»

Sollen Eringer Ringkuhkämpfe fortan ohne Kuhglocken ausgeführt werden?
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Sollen Eringer Ringkuhkämpfe fortan ohne Kuhglocken ausgeführt werden?
Foto: RZ

Quelle: RZ 3

Sie fordert: Weg mit den Kuhglocken und aufhören mit künstlich inszenierten Kämpfen im Ring! Tierschützerin Nancy Holten poltert gegen Ringkuhkämpfe.

Ob in der Goler-Arena in Raron, auf einer Alpe während der Sommersaison oder in Flaschen mitten im Schnee – Kuhkämpfe werden im Wallis bereits seit über 70 Jahren durchgeführt. Die Tiere kämpfen ihrem natürlichen Verhalten entsprechend um die Hierarchie in der Herde und damit um den Sieg. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Stechfesten im Wallis, wo mehrere Rinder gleichzeitig gegeneinander antreten, wird am bevorstehenden Wochenende in Flaschen nur im direkten Duell gekämpft. Mittendrin beim Stechfest im Schnee ist dann auch eine Tierschützerin: Nancy Holten.

Menschen nutzen Eringer für Showzwecke
Ihre Motivation, am Stechfest dabei zu sein, unterscheidet sich jedoch von manch anderem Besucher. «Ich will auf verschiedene Thematiken im Bereich Tierschutz aufmerksam machen», sagt sie der RZ. Heisst konkret: «Der natürliche Trieb der Kühe wird von den Menschen für Showzwecke oder Belustigungen eingesetzt. Zudem wird das Ganze so aufgezogen, dass die Tiere ganz bewusst aufeinander losgehen, das ist inakzeptabel.» Holten hat sich mehrere Ring­kuhkämpfe auf Videos angesehen und weist darauf hin, wie fest die Köpfe der Kühe während eines Kampfes aufeinanderknallen. «Warum hängt der Mensch der Kuh deshalb noch Kuhglocken um?», fragt die Tierschützerin und mahnt, dass die «lauten und schrillen Klänge» Ohrschäden bei den Tieren zur Folge haben können.

ETH-Studie beweist Stress für Kühe
Die Tierschützerin Holten nennt dazu ein Beispiel: «Geräusche über circa 100 Dezibel verursachen beim Menschen einen Hörschaden. Kühe sind jedoch viel sensibler und hören viel mehr.» Eine ETH-Studie habe zudem bewiesen, dass Kühe mit einer Kuhglocke viel «stressempfindlicher sind» als andere. Holten weiss: «Sie bewegen sich weniger und essen weniger als andere. Hängt man Kühen eine Glocke um, ist das für mich Tierquälerei.» Holten, die auch als freie Journalistin, Schauspielerin und Model arbeitet, nimmt zum ersten Mal an einem Stechfest teil. Die Bilder auf den Videos hätten ihr «fast das Herz zerrissen», sagt sie. Nun macht sie sich am Wochenende in Flaschen vor Ort ein Bild von der Stressbelastung der Tiere: «An einem Wettkampftag kann es schon vorkommen, dass eine Kuh an zahlreichen Kämpfen im Ring steht, das bedeutet für sie Stress pur.» Die Tierschützerin kritisiert neben den Eringer-Züchtern, die ihre Tiere in den Ring schicken, auch die Menschen rundherum. «Was sind das für Menschen, die sich solche Kämpfe anschauen?», fragt sie sich. Was will die Holländerin Holten mit ihrem Besuch in Flaschen jedoch erreichen? «Ich möchte Züchter und Besucher darauf sensibilisieren, auch einmal das Tier in den Vordergrund zu stellen.» Das sei ihr Wunsch. Ob sich die Eringer-Züchter auf eine Diskussion mit ihr einlassen? «Ich wünsche mir, dass ich mich auch konstruktiv mit den Züchtern austauschen kann.» Die Initiantin betont, dass sie den Menschen nicht sagen wolle, was sie tun dürfen und was nicht. Zudem wolle sie keineswegs eine Tradition im Wallis angreifen. «Ich spreche einfach nur aus der Sicht des Tierschutzes.»

Miss Bern verurteilt die Kämpfe
Vergleiche zwischen Eringer-Ringkuhkämpfen und den Stierkämpfen in Spanien, die von immer mehr Städten verboten werden, weil sie darin eine Tierquälerei sehen, will Holten keine ziehen. Dennoch gelte es, ein Vorbild für andere zu sein. Unterstützung erhält Holten auch von der amtierenden Miss Bern, Jessica Bagutti: «Ich finde es nicht richtig, dass Tiere aufeinandergehetzt werden nur für die Einhaltung einer Tradition des Menschen. Tiere kämpfen gegeneinander in der Natur, aber muss der Mensch in die Natur eingreifen und es erzwingen?», sagt sie. Die RZ wollte mit den Vorwürfen auch Dominik Pfammatter, Präsident des Schweizerischen Eringerviehzuchtverbandes, konfrontieren. Pfammatter war für eine Stellungnahme bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.

Simon Kalbermatten

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Kommentare

  • Peter Rubin, Baltschieder - 10830

    Haben Diese Leute keine anderen Sorgen dann ab nach Afrika

  • Daniel Pfaffen, Visp - 22312

    Kurzes Statement des Tierschutz Oberwallis bezüglich des erschienenen Artikels:

    1. Halter von Eringer-Kühen sind, natürlich mit einigen wenigen Ausnahmen, vorbildliche Tierhalter. Würden alle Tierhalter so zu ihren Tieren schauen, hätten wir sehr viel weniger Arbeit!

    2. Grundsätzlich ist es sicherlich wichtig, dass Anlässe mit Tieren mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden müssen.
    Ringkuhkämpfe sind aber aus Sicht des Tierschutz Oberwallis absolut unproblematisch.
    Bezüglich der Kuhglocken möchten wir uns nicht äussern, da die Studie der ETH Zürich sehr umstritten ist.

    3. Bevor man über Sinn und Unsinn von Ringkuhkämpfen diskutiert, sollte man sich mit ganz anderen Themen auseinandersetzen.
    Beispielsweise mit der Massentierhaltung, den umstrittenen Tierversuchen, der massenhaften Vernichtung männlicher Küken, dem Import und Verkauf von Pelz, dem Dressieren von Wildtieren für Zirkusshows oder umstrittenen Tierausstellungen, an denen sich die Tiere teilweise kaum bewegen können.

  • Arthur Heinzmann, Visp - 19914

    Ich war nur einmal an einem Stechfest, ist nicht unbedingt mein Ding. Trotzdem mache ich mir hier so meine Gedanken.

    1. Vielleicht hätte die RZ diesen Artikel für eine spätere Nummer aufheben und erst mal Dominik Pfammatters Stellungnahme abwarten sollen.

    2. Im Artikel steht unter anderem auch ** Holten, die auch als freie Journalistin, Schauspielerin und Model arbeitet, nimmt zum ersten Mal an einem Stechfest teil** Da frage ich mich aber allen Ernstes, wie will jemand urteilen über etwas, das er/sie aus ein paar YouTube-Clips kennen will? Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

    3. Kann es sein, dass Schauspielerin, Model und Miss drum fürchten, dass die Kühe ihnen die Show stehlen?

    4. Wenn es denn wirklich um das Wohl der Tiere gehen sollte, was ich sehr bezweifle, sollten dann nicht generell alle Hobbys und Sportarten, in welche Tiere involviert sind, verboten werden? Ich denke da an das Pferd, den Hund und und und und......

    Sind nur ein paar Gedanken... überigens, ich schmunzle immer noch :-)

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