Dorfserie | Die Briger werden «Turugöicha» gerufen

«‹Turugöich› ist eine ziemliche Beleidigung»

Ihren Übernamen verdanken die Briger den vielen Türmen im Stadtbild.
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Ihren Übernamen verdanken die Briger den vielen Türmen im Stadtbild.
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Die Bewohner von Brig werden «Turugöicha» gerufen. Der Übername geht auf den Bau von Türmen durch die reichen Briger Familien zurück.

Vor zwei Jahren feierte Brig sein 800-jähriges Bestehen. Denn erstmals urkundlich erwähnt wird Brig im Jahr 1215, zu diesem Zeitpunkt hatte der damalige Bischof von Sitten nämlich den Marktflecken Brig gegründet. Der Name Brig selbst geht auf das keltische Wort «Briga» zurück, welches Hügel oder Hügelfestung bedeutet. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass das Gebiet von Brig schon in der Bronze- und frühen Eisenzeit besiedelt war. Eine grosse Blütezeit erlebte Brig dann im 17. Jahrhundert unter Kaspar Stockalper. Dieser kontrollierte von Brig aus den Warentransport über den Simplon und betrieb in der Gegend eigene Erzgruben. Unter Stockalper begann auch eine rege Bautätigkeit in Brig. Heute zeugen davon vor allem das Stockalperschloss und die ehemalige Jesuitenschule, das heutige Kollegium «Spiritus Sanctus», sowie das Kloster der Ursulinen. Im Windschatten von Stockalpers Erfolg gelangten auch andere Briger Familien zu einigem Reichtum, da die von Stockalper angelegte Passage über den Simplonpass sich zu einer der wichtigsten transalpinen Handelsrouten entwickelte. Auf diese Entwicklung geht mutmasslich auch der Übername «Turugöicha» zurück, denn durch zunehmenden Reichtum waren immer mehr Briger Familien in der Lage, für damalige Verhältnisse prachtvolle Bauten zu errichten. «Ein Bildnis auf dem Flügelaltar in der Gliser Pfarrkirche zeigt zwar, dass es schon vor dem Bau des Stockalperschlosses in Brig einzelne Türme gab», sagt Arthur Huber, Schlosswart des Stockalperschlosses. «Nach dem Bau des Schlosses allerdings wurden in Brig zunehmend Häuser mit integrierten Türmen durch die reichen Familien gebaut, da diese dem grossen Stockalper nacheifern und ihren Reichtum und ihre Bedeutung ebenfalls in der Öffentlichkeit zur Schau stellen wollten.» Daher ist der Übername «Turugöicha» auch nicht allzu positiv konnotiert. «Jemanden als ‹Turugöich› zu bezeichnen ist schon eine ziemliche Beleidigung», erklärt Huber. «Mit dem Übernamen wird dem Träger nämlich Hochnäsigkeit und Arroganz attestiert, wie man es früher eben auch bei den reichen Familien tat.»

Martin Meul

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