Bellwald | Tote Adlerbabys

Wegen Bauarbeiten an Hängebrücke: Adlerbabys tot

Der verlassene Horst des Fieschertaler Adlerpaars – Pro Natura ist empört.
1/1

Der verlassene Horst des Fieschertaler Adlerpaars – Pro Natura ist empört.
Foto: zvg

Quelle: RZ 8

Wegen der Arbeiten an der Aspi-Titter-Hängebrücke hat ein Adlerpaar sein Gelege verlassen. Bei Pro Natura ist man empört und macht dem Jagdinspektor schwere Vorwürfe.

Nichts anderes als Vernachlässigung seiner Aufgaben wirft Pro Natura dem Chef der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere, Peter Scheibler, vor. «Peter Scheibler ist zuständig für den Schutz der Wildtiere im Kanton, doch in diesem Fall hat er die Aufgabe sträflich vernachlässigt», sagt die Geschäftsführerin von Pro Natura Oberwallis, Eva-Maria Kläy. «Der verlassene Adlerhorst mit dem Gelege geht zum gros­sen Teil auf seine Kappe. Das ist eine Schande.»

Mehrere Umweltverbände hatten sich seit 2010 mehrfach gegen den Bau der Hängebrücke zwischen Bellwald und Fieschertal gewehrt. «Die Brücke liegt mitten in einem kantonalen Jagd-Banngebiet», erklärt Kläy. «Dennoch hat Peter Scheibler eine positive Vormeinung zu dem Projekt abgegeben, was für uns absolut unverständlich ist, denn diese Zonen sollen den Tieren schliesslich die Möglichkeit geben, ungestört zu sein.»

Aufgrund der positiven Vormeinung des Jagdinspektors hatte Pro Natura auch darauf verzichtet, die Beschwerde ans Kantonsgericht weiterzuziehen. «Die Aussichten auf Erfolg wären sehr gering gewesen», sagt Kläy. «Es ist sehr bedauerlich, dass selbst für die Dienststelle für Jagd, Fisch­erei und Wildtiere offenbar ein paar Touristen mehr wert sind als eine streng geschützte Tierart.»

Empfindliche Adler

Auch bei der Vogelwarte Sempach ist der Frust gross. «Ein brütendes Adlerpaar ist sehr sensibel», erklärt Adlerexperte David Jenny. «Die kleinste Störung reicht aus, damit das Paar sein Gelege verlässt, und die ungeborenen Jungtiere sterben innert weniger Stunden.» Eine Baustelle in unmittelbarer Nähe des Horsts sei sicher keine gute Voraussetzung für ein brütendes Adlerpaar, so der Experte weiter.

Auch David Jenny versteht nicht, warum Peter Scheibler nicht mehr für den Schutz der Adler getan hat. «Es ist bekannt, dass das ‹Fieschertaler Adlerpaar› regelmässig in der Region brütet. Es ist seine Aufgabe, die Tiere zu schützen», erklärt er und fügt an: «Wenn man schon dort bauen ‹muss›, so hätte man dies doch im Herbst tun können, wenn die Jungtiere flügge geworden sind.»

Peter Scheibler wehrt sich

Der Chef der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere, Peter Scheibler, hält, angesprochen auf die Kritik von Pro Natura, fest, dass es immer wieder vorkomme, dass Adler ihr Gelege verlassen würden. «Das Nest liegt nicht in unmittelbarer Nähe der Baustelle», sagt er, gibt jedoch zu, dass «nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Störungen auf der Baustelle zum Verlassen des Nestes führten».

Zu der aufgeworfenen Frage, ob man die Arbeiten an der Hängebrücke nicht auf den Herbst hätte legen können, antwortet der oberste Wildhüter des Kantons: «Die Dienststelle ging von einem wesentlich späteren Arbeitsbeginn aus. Wir gehen jedoch im vorliegenden Fall davon aus, dass dieser Arbeitsbeginn projektbezogen und für die fristgerechte Erstellung des Projektes erforderlich ist.» Ein Arbeitsbeginn im Herbst sei auf hoch gelegenen Baustellen immer ein Risiko aufgrund möglicher Wintereinbrüche. «Andererseits besteht von unserer Seite ein Interesse, dass die baubedingten Störungen so rasch als möglich beendet werden», sagt Scheibler weiter.

Für die Kritik, er habe seine Aufgabe als Beschützer der Wildtiere generell vernachlässigt, hat Peter Scheibler indes wenig Verständnis. «Wir haben das Dossier geprüft und die entsprechenden Auflagen und Bedingungen erlassen», sagt er. «Gleichzeitig haben wir im Rahmen einer Kompensationsmassnahme die Schaffung eines grossflächigen und ungestörten Rückzugsgebietes verlangt, was akzeptiert und entsprechend entschieden wurde.»

Martin Meul

Artikel

Kommentare

  • lynx - 34

    Lieber "Meier", da möchte ich dir beipflichten, denn offenbar haben es noch viele nicht gelernt, dass wir hier in der Schweiz mehrere Organisationen haben, welche sich für ihr Gebiet spezialisiert haben und zum Teil dementsprechend auch für den "Bund (BAFU)" tätig sind:
    für alles : http://www.pronatura.ch/
    http://www.vogelwarte.ch/de/home/
    http://www.karch.ch/karch/lang/de/karch
    http://www.kora.ch/index.php?id=3&L=0%29%2FRK%3D0%2FRS%3DqMJwqReCaAxMVDRjOy_TgYRrijw-

    welche sich für den Erhalt und Schutz der jeweiligen entsprechenden Arten und deren Lebensraum einsetzten (Aletschgebiet/Binntal/Pfynwald/Derberonce etc….).
    Das sind Organisationen, welche sich für den Erhalt unserer Natur einsetzen.

  • Ebi - 2012

    Wer sieht her Babys....
    So weit sind wir schon bei verlassenen Vogeleiern spricht man von Babys.....
    Bei der Menschheit und ihren täglichen Abtreibungen sind es nur Föten.....
    Wie weit führt das noch????

  • Baer - 214

    Bevor ich mir da eine Meinung bilde, habe ich einige Fragen:
    Wie nahe ist der verlassene Adlerhorst an der Brücke? Der Vertreter der Vogelwarte spricht von 'unmittelbare Nähe'. Was heisst das in Metern oder Kilometern? Ist der Horst von der Brücke aus sichtbar?
    Die Fotografie wirft einige Fragen auf. Offenbar war der Fotograf oberhalb des Horsts in ummittelbbarer Sichtweite positioniert. Wie weit ist das entfernt? War da eventuell sogar eine Drohne involviert? Hat der Fotograf, eventuell mit früheren Sessions, die Vögel vertrieben?
    Leider ist die Quelle des Bildes nicht ersichtlich. 'zvg' für 'zur Verfügung gestellt' verwenden Medien meistens dann, wenn sie für die Foto nichts zahlen wollen/müssen. Ist die Quelle eventuell Pro Natura und haben sie somit mit dieser Aktion die Flucht der Eltern provoziert? Gehört das Bild zum Propagandamaterial der Pro Natura?
    So ganz eindeutig, wie von Pro Natura dargestellt, sind die Ursachen für das verlassene Nest nicht.

  • Pierre Chapelain - 3526

    Inkompetenz auf vielen Etagen der kantonalen Verwaltung. Eine Schande

  • luwa - 5120

    Wegen 2 Eiern ist Pro Natura empört, bei 50 getöteten Nutztieren hört man von dieser Gesellschaft nichts,will heissen ist ihnen egal!

    • Meier - 57

      Wartet nur, bis nach den Naturschutzverbänden auch noch die Tierschützer auf euch einschiessen, liebe Nutztierfreunde. Das hättet ihr verdient, denn wie hoch sind die Verluste, die die in aller Regel unbeaufsichtigten Nutztiere jährlich erleiden, weil nur alle paar Tage jemand nach ihnen schaut? Ein zig-faches höher als die Verluste durch Grossraubtiere jedenfalls! Schon in wenigen Jahren wird es die Gesellschaft leid sein, euer Hobby, die Schaftzucht, zu finanzieren, äh sorry, zu subventionieren. Passt gefälligst selbst auf auf euren Weiden oder sucht euch ein neues Hobby. Beim Schachspielen oder Jassen beispielsweise kommt niemand zu Schaden, und die Steuerzahler sparen jährlich hunderttausende von Franken!

  • hubi - 4534

    Langsam reicht es mit dem Pro Natura Mist.In ein paar Jahren könnte Ihr im Oberwallis eh wieder anfangen auswandern, weil es keine oder nur noch wenige oder noch weniger Arbeitsplätze gibt.Früher habe ich Pro Natura noch unterstützt, jetzt nicht mehr.Geht doch alle dann zu Pro Natura arbeiten,dann machen wir ein Naturschutzgebiet Oberwallis.
    Im Oberwallis stirbt die Wirtschaft langsam aus.Zuviel Lärm, zuviele Gewässeraufwertungen,keine Autobahn,schlicht mehr Platz für Wölfe,Adler,Bären,Frösche und Fische als für Industrie.Schlicht dann zu teuer,weil nicht mehr rationell.Gute Nacht Oberwallis,bald sind die bestehenden Betriebe zu teuer,weil zu hohe Hinterhof Produktionskosten.Dann habt Ihr dann noch mehr Platz zjudihee und Politiker schlafen ja eh...

    • Schlaumi - 2323

      @ hubi: mach doch bitte einen Grammatik- und PC-Kurs!
      Sorry, aber bei so vielen Fehlern kann ich dich nicht ernst nehmen.

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31