Frostschäden | Nicht alle Winzer bekommen Schadensersatzzahlungen

Winzerin fühlt sich vom Kanton im Stich gelassen

Winzerin Asella Imhasly ist enttäuscht vom Kanton.
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Winzerin Asella Imhasly ist enttäuscht vom Kanton.
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Quelle: RZ 1

Viele von den Frostschäden des letzten Frühlings betroffene Winzer erhalten trotz grosser Ernteausfälle keine finanzielle Hilfe vom Kanton. «Ich fühle mich im Stich gelassen», sagt darum eine Winzerin aus Visp.

Vor fünf Jahren hängte Asella Imhasly ihren Job an den Nagel und eröffnete in Visp die Kleinstkellerei «Drei Eichen». Seitdem arbeitet sie als selbstständige Winzerin, in ihrem Betreib erledigt sie fast alle Arbeiten im Alleingang. «Mein Mann hilft in seiner Freizeit, und für die Ernte habe ich Hilfe», sagt Imhasly. «Ansonsten mache ich alles alleine. Ich bin vollberufliche Winzerin.»

Grosse Einbussen

Die Frostnächte des letztjährigen Frühlings trafen, wie viele andere Produzenten im Wallis auch, Asella Imhasly hart. «Ich konnte drei Tonnen weniger Trauben ernten als im Vorjahr, was einem Ausfall von etwa 55 Prozent entspricht», sagt sie. Andere Kellereien wurden im ähnlichen Ausmass, was die prozentualen Ausfälle betrifft, getroffen. Einige büssten sogar bis zu 70 Prozent ihrer Ernte ein. Der Kanton reagierte darauf, indem er 4,5 Millionen Franken bereitstellte, um die wirtschaftlichen Folgen der Frostnächte abzufedern.

Grosse Hürden für die Kleinen

In der Folge konnten die Kellereien Unterstützungsbeiträge beantragen. Allerdings sind diese an Bedingungen geknüpft. So muss die Kellerei mindestens eine Hektare Fläche bewirtschaften, Ernteausfälle von über 30 Prozent haben und direktzahlungsberichtigt sein. «Ich selbst bewirtschafte eine Fläche von knapp unter einer Hektare», sagt Asella Imhasly. «Folglich bin ich nicht unterstützungsberechtigt.»

«Nicht solidarisch»

Daran stört sich Asella Imhasly sehr. «Einerseits lebe ich vom Weinbau genauso, wie es die grossen Kellereien tun», sagt sie und fragt: «Nur weil ich ein paar Quadratmeter ‹zu wenig› Fläche bewirtschafte, ist meine Existenz in den Augen des Kantons also weniger wert? Ich habe eher noch die höheren Kosten, weil viel mehr Handarbeit geleistet wird.» Auf der anderen Seite unterliege sie genau den gleichen Anforderungen wie die grossen Kellereien. «Ich muss meine Produkte versteuern, werde kontrolliert und muss mich an die Qualitätsbestimmungen halten», führt die Winzerin aus. Dabei stösst Asella Imhasly besonders sauer auf, dass mit zwei Massstäben gemessen wird. Obwohl sie weder Angestellte noch Auszubildende habe, zahle sie dennoch in einen Fonds für die Ausbildung von Leuten in der Landwirtschaft ein, ärgert sie sich. «Als Begründung wurde mir gesagt, ich müsse mich solidarisch zeigen. Diese Solidarität geht aber nicht sehr weit. Das finde ich nicht in Ordnung. Warum unterstützt man nicht alle, die offiziell als Kellereien arbeiten und direktzahlungsberechtigt sind?», fragt die Winzerin. «Es leiden alle unter diesen Schäden, nicht nur einige. Nur die Faust im Sack machen und den Ärger hinunterschlucken, hilft uns aber nicht weiter. Darum spreche ich aus, was viele denken.»

Martin Meul

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Kommentare

  • Erwin Gasser, Zürich - 73

    Nichts Neues unter der Sonne
    Es ist leider immer noch so, dass man den Grossbetrieben grosszügig unter die Arme greift,
    dafür ab er die Kleinbetriebe dem eingenen Schicksal überlässt.
    Erwin

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