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Ein pragmatisches Ja zur PID

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Was halten Sie von künstlicher Befruchtung? Der Autor hält sie für unnötig und überflüssig. Doch jenseits persönlicher Befindlichkeiten, Fakt ist: Jedes sechste Paar leidet unter Unfruchtbarkeit, und es werden immer mehr. Während die einen dies akzeptieren, bricht für andere eine Welt zusammen. Mit allen Mitteln versuchen sie, sich ihren Kinderwunsch irgendwie, irgendwo doch noch zu erfüllen. In der Schweiz nehmen jedes Jahr rund 6000 Paare die medizinisch unterstützte Fortpflanzung in Anspruch.
Um diesen eine optimale medizinische Behandlung zu gewährleisten, muss das medizinisch überholte Schweizer Fortpflanzungsmedizingesetz, eines der restriktivsten in Europa, angepasst werden. Am 14. Juni 2015 sagten Volk und Stände schon mit 62 Prozent klar Ja zu einer Verfassungsänderung, welche die medizinische Voraussetzung für die Untersuchung von Embryonen im Reagenzglas und damit zur Präimplantationsdiagnostik (PID) schuf. Am 5. Juni geht es jetzt um die Änderung des Fortpflanzungsmedizingesetzes, mit der das geltende PID-Verbot aufgehoben werden soll. Der PID werden aber weiterhin enge Grenzen gesetzt. Künftig soll die PID für Paare, die Träger schwerer Erbkrankheiten sind oder auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, erlaubt werden.
Klar, damit wird ein ethisches Minenfeld betreten. Verständlich, wenn jemandem unwohl beim Gedanken ist, dass Embryonen im Labor erzeugt und untersucht werden. Doch wie schon eingangs erwähnt: Jenseits von persönlichen Befindlichkeiten oder eigenen moralischen Werturteilen gilt es, pragmatische Regelungen festzulegen. Denn wer ein generelles PID-Verbot fordert, gefährdet die Behandlungsqualität bei künstlicher Befruchtung. Deshalb haben sich Bundesrat und Parlament wie auch die überwiegende Zahl der Ärzte und die Nationale Ethikkommission klar für die PID ausgesprochen. Sie sind überzeugt, dass damit Mehrlingsschwangerschaften, Fehlgeburten und Schwangerschaftsabbrüche reduziert werden können. Die PID ist ein erprobtes medizinisches Verfahren, welches einige Länder schon seit mehr als 20 Jahren anwenden und welches sich durchgesetzt hat. In Europa ist sie mittlerweile ausser in Litauen und im Vatikan nur noch in der Schweiz gänzlich verboten. Es wird Zeit, dass sich dies ändert.

Frank O. Salzgeber

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