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Und wir schauen die Fussball-WM doch

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Die Fussball-Weltmeisterschaft in Russland ist eine WM der Rekorde. Nie wurden mehr Elfmeter gepfiffen, nie wurden so viele Tore in der Nachspielzeit erzielt, nie gab es mehr Eigengoals. Dabei sind längst nicht alle der insgesamt 64 Spiele durch. Rekordträchtig sind aber auch die Kosten. Mehr als 11 Milliarden Franken lässt sich Russland seine WM kosten. Pünktlich zum Beginn ist jetzt ein Buch der beiden Publizisten Stefan Gmünder und Klaus Zeyringer erschienen. In der süffig geschriebenen Kampfschrift «Das wunde Leder – Wie Kommerz und Korruption den Fussball kaputt machen» polemisieren sie gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Fussballs. Wenn heutzutage in der deutschen Bundesliga schon ein Durchschnitts-Fussballer zehn Mal mehr verdient als der amtierende Bundespräsident, so stimmt etwas nicht. Als Reaktion rufen die Autoren zum Fernseh-Boykott der WM auf! Seinen Anfang habe das Verhängnis mit der massiven Fernsehvermarktung des Sports genommen, die in den 1970er-Jahren einsetzte. Seitdem wuchere das Krebsgeschwür von Korruption und skrupelloser Geschäftemacherei im Fussball, schreiben die Autoren und wettern ebenso gegen den elitären korrupten Zirkel der Fifa wie gegen sportbegeisterte Ölscheichs und korrupte Oligarchen, die immer noch mehr Milliarden in den Fussball pumpen und diesen damit kaputt machen würden. Trotz all dieser Polemik, auch die Autoren Gmünder und Zeyringer sind nach wie vor dem Zauber des Fussballs verfallen. Am Ende gibt einer der Autoren unumwunden zu, dass er den angemahnten Boykott nicht werde durchziehen können. Es geht ihm wohl wie den meisten von uns: Wenn wir erfahren, dass ein Lionel Messi laut französischem Fachmagazin «France Football» im vergangenen Jahr rund 126 Millionen Euro verdient haben soll, müsste man eigentlich beschliessen: «Schluss damit, so einen Unsinn unterstütze ich nicht mehr», um wenig später beim Kollegen nachzufragen: «Wann ist jetzt schon wieder der Anpfiff des nächsten Schweiz-Spiels?»

Frank O. Salzgeber

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