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Unnötiger Boykott

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Kennen Sie Charles Cunningham Boycott?

Es handelt sich um einen britischen Gutsverwalter, der im 19. Jahrhundert in Irland lebte und als übler Leuteschinder bekannt war. Sein Verhalten führte dazu, dass die Iren alle Dienstleistungen verweigerten und alle Beziehungen zum Verwalter abbrachen. Im November 1880 wurde der Begriff «boycotting» für diese Art des Widerstands von der Zeitung «London Times» benutzt. Die geschlossene und unnachgiebige Haltung der Iren zermürbte Boycott. Er gab schliesslich auf und kehrte nach England zurück. Dieser erste erfolgreiche Boykott gab allen anderen den Namen.

Das Wort Boykott fällt zurzeit auch in Zermatt. Einige Restaurantbesitzer und Hoteliers wollen keinen Wein aus dem Unterwallis mehr einkaufen. Grund dafür ist eine Motionsabstimmung an der letzten Session im Grossen Rat, welche das Dauerthema Strasse Täsch–Zermatt betraf. Die Motion verlangte, dass die Bewilligungsgebühren für die Strassenbenützung nach Zermatt ausschliesslich auch für Unterhaltsarbeiten an dieser Strasse verwendet werden. Das Abstimmungsresultat offenbarte eine Art Röstigraben. Während die Oberwalliser Grossräte der Motion mehrheitlich zustimmten, wurde sie von ihren Unterwalliser Amtskollegen fast durchwegs abgelehnt. Dies verärgerte einige Zermatter Gastwirte so sehr, dass sie sich überlegen, bei der Zusammenstellung ihrer Weinkarte für die kommende Wintersaison Unterwalliser Weinproduzenten nur noch spärlich oder überhaupt nicht mehr zu berücksichtigen. Damit wollen sie ein Ausrufezeichen setzen und darauf aufmerksam machen, dass die touristischen Bedürfnisse von Zermatt im Kantonsparlament in Sitten oftmals zu wenig Unterstützung erfahren.

Klar, jeder Wirt kann seine Wein­karte nach seinem Gusto zusammenstellen und auch andernorts als im Land am Rhonestrand wächst so manch edler Tropfen heran. Doch was bringt ein Boykott wirklich, aus­ser Irritationen und böses Blut jenseits der Raspille? Ob die Unterwalliser Grossräte ob des Zermatter Vorgehens wie einst Captain Boykott wirklich einknicken und zermürbt aufgeben, sprich, dass sie der Strasse nach Zermatt künftig mehr Mittel zusprechen oder vielleicht sogar selbst ins Pfefferland verschwinden, darf bezweifelt werden.

Frank O. Salzgeber

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