Der Wahrheit auf der Spur

Quelle: 1815.ch 2

Ein Bekannter ist letzthin Zeuge eines Bagatell-Vergehens geworden. Anschliessend wurde er von der Polizei befragt und musste auch die anderen anwesenden Personen beschreiben – weil der Tatort ein Bus war, also alles mehr oder weniger ihm fremde. Kurz und gut: Er konnte den Gesetzeshütern kaum helfen, weil es verdammt schwierig ist, Gesichter zu beschreiben und weil man im Alltag kaum auf die Kleidung seiner Mitmenschen achtet.

Ich habe den Test gleich bei mir selbst gemacht und mich versucht daran zu erinnern, was etwa meine Arbeitskollegen am vergangenen Tag im Büro getragen hatten. Puh, ganz schön schwierig! Ich hätte höchstens Vermutungen äussern können, weil man die Kleidergewohnheiten von anderen Menschen nach einer Weile ja ein wenig kennt.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass unser Hirn Erinnerungen «umschreibt» und etwa Lücken in einem Ablauf selbst konstruiert. Der Zeuge selbst ist sich dessen gar nicht bewusst. Das geht schon fast in die Richtung einer Lüge, die man so lange erzählt, bis man selbst nicht mehr zwischen wahr und falsch unterscheiden kann.

Ganz anders sieht es natürlich aus, wenn man absichtlich schwindelt. Hier rate ich aus eigenen Erfahrungen, die ich im Alltag und selbstverständlich nicht vor Gericht gemacht habe, sich karg zu halten. Also nicht: «Ich kann leider nicht zu deiner Theateraufführung kommen, weil mein drogensüchtiger Cousin einen Rückfall hatte und meine Unterstützung braucht.» Sondern ganz einfach: «Ich bin leider verhindert.» In den wenigsten Fällen wird nachgefragt, wieso man denn verhindert sei. Im ersteren Fall müsste man fast schon einen Schauspieler organisieren, der den Drögeler gibt, um das Ganze realistisch durchzuziehen.

In Fachkreisen, und jetzt sind wir wieder im juristischen Bereich, heisst es allerdings, dass Aussagen, die sehr absurd sind, fast schon wieder wahr sein müssen, weil niemand so etwas erfinden würde. Das habe ich im Alltag auch schon anders erlebt. Hier gilt eher: Die Wahrheit darf man ruhig sagen, die glaubt einem sowieso keiner...

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Kommentare

  • Dübi Düsentrieb, Dübingen - 20

    Melde mich zurück...
    Ich bin nach einem längeren Auslandsaufenthalt gestern wieder gesund und munter in meine Heimat zurückgekehrt.
    Selbstredend weiss ich noch genau, was meine Reisemitglieder an Kleidungsstücken getragen haben. Es waren ausschliesslich kurze Hosen und Sweatshirts. Allerdings hat sich ein Reisemitglied bei der Farbwahl und Farbkombination seiner Kleidung so hervorgehoben, dass ich noch in unzählig vielen Jahren genau weiss, was ich niemals tragen würde.
    Wünsche euch allen einen guten Wochenstart mit viel Sonne im Herzen...

    • Das Ventil, Oberwallis - 20

      Willkommen zurück, Dübi! Hast du Wanderferien gemacht? Meistens fallen einem besonders schöne oder eben, wie in deinem Fall, besonders unschöne Kleidungsstücke ins Auge... Auch dir einen guten Start in diese neue Woche!

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