Ventil | Der Walliser Blog

Die offene Käfigtür

Quelle: 1815.ch 10

Wenn man Sirenen hört, kann man sich entweder Sorgen machen, weil etwas Schlimmes passiert sein muss, oder beruhigt sein, weil Hilfe unterwegs ist. Mit dieser Weisheit hat mich letztens an einer bunt durcheinander gemischten privaten Runde ein interessanter älterer Herr überrascht. Die Dame neben ihm sah das wohl ähnlich, jedenfalls hat sie ihn nach einer Weile gefragt, womit er denn seine Brötchen verdiene oder verdient habe. Ich schätze, er war nahe dem Pensionsalter. Höflicherweise lässt man beide Optionen offen...

Er nannte zwar keine bestimmte Branche, erklärte allerdings, dass er vor einiger Zeit den Mut hatte, aus seinem selbst gewählten Käfig auszubrechen und sich selbständig gemacht habe. Der Lohn komme seitdem zwar unregelmässiger, die Zufriedenheit allerdings sei merklich gestiegen. Seiner Meinung nach sässen die meisten Menschen in einem Käfig, ohne sich dessen bewusst zu sein, und wenn man sie auf die offene Tür hinweise, würden sie nichts davon wissen wollen.

Ich denke, er hat mit dieser Aussage tatsächlich recht. Und doch existieren sicher Menschen, die durchaus zufrieden mit ihrem Leben in Gefangenschaft sind. So wie viele Vögel, um bei der Käfig-Metapher zu bleiben, in Freiheit gar nicht überleben würden. Des einen Paradies ist des anderen Hölle und wo manche Zeitgenossen eine offene Tür sehen, sehen andere gar nichts...

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Kommentare

  • Das Ventil, Oberwallis - 02

    Ich seh schon, ihr seid keine Vögel, die aus ihren Käfigen flattern wollen ;-) Nein, ernsthaft: Selbständigkeit hat definitiv auch Nachteile, handelt es sich nun um den Boiler, den man eben nicht gemeinsam mit einer Hausgemeinschaft abbezahlen kann, oder die harte Arbeit, die man darin investiert. Ich selbst kenne auch Selbstständige, die sich gerade Mal zwei Wochen Urlaub im Jahr gönnen und nicht 100 sondern 150 Prozent arbeiten.
    Anderseits kann man schon argumentieren, dass man auch mit weniger Arbeit und mehr Leben durchkommen würde. Vielleicht nicht hierzulande, aber bestimmt an anderen Orten dieser Welt. Dass wir also hier in der Schweiz mit unserem hohen Lebensstandard arbeiten und leben könnte man durchaus als selbstgewählten Käfig beschreiben. Falls man es denn als Käfig wahrnimmt...

    • Maccaroni Smerlo, Forno caldo - 20

      Nein Kaktus :-) Heute habe ich keine Lust faule Eier zu suchen. Mich haben die Viren gepackt und ich wehre mich hartnäckig und intensiv dagegen, alle Vieren von mir zu strecken ;-)

    • Kaktus Keim, Kakteenland - 11

      Mal schauen ob Maccaroni heut auch ein faules Ei findet :)))

    • Das Ventil, Oberwallis - 20

      Ich bin auch froh, dass ich hierzulande schlüpfen durfte ;-) Und als Papagei fühle ich mich definitiv wohler denn als Huhn auf der Stange. @Dübi: Adler sein hat wohl seinen Preis, den wir nicht unbedingt zu zahlen bereit sind...

    • Kaktus Keim, Kakteenland - 11

      Mein Ei wurde gottseidank hier in der Schweiz gelegt.:)) Der Käfig ermöglicht jedenfalls mal einen kleinen Federschlag für einen Ausflug. Stellt euch mal vor wir müssten mit hundert Hühnern auf einer Stange gackern. ;)

    • Dübi Düsentrieb, Dübingen - 41

      @Ventil, die Abhängigkeit bei Selbständigkeit ist eine Selbstverständlichkeit...
      Ich bin seit fast 40 Jahren selbständiger Unternehmer und Firmenbesitzer, aber dennoch konnte ich bis heute nie aus meinem "offenen" Käfig flattern. Bin eben doch kein Adler, sondern eher ein Papagei im goldenen Käfig.

  • Dübi Düsentrieb, Dübingen - 40

    Die Selbstständigkeit aus meiner Sicht...
    So manche Angestellten hadern mit ihrer Arbeit, sie träumen von der Selbstständigkeit, von Freiheit und Reichtum. Wunderbar schöne und rührende Geschichten von glücklichen Selbständigen, die für viele Millionen ihre Firma verkauft haben und nun in der Karibik Champagner mit Kaviar schlürfen, tragen zu diesen Träumen bei. Das ist allerdings ein irres Trugbild. Auf der Insel sitzen nicht viele reich gewordene Selbstständige, sondern mehrheitlich die Angestellten, die ihren bezahlten Jahresurlaub geniessen. Ein guter Drittel der Selbstständigen gehen in den ersten drei Jahren Konkurs, die meisten anderen arbeiten Tag und Nacht und bringen es trotzdem auf keinen grünen Zweig. Deshalb kann ich nur raten: Ein guter Job im Angestelltenverhältnis ist oftmals viel mehr als der Weg in die unsichere und steinige Selbstständigkeit.
    Eine Karriere vom Tellerwäscher zum Multimillionär ist nur den Allerwenigsten gelungen und darum haltet euch an das Sprichwort: „Schuster bleib bei deinen Leisten.“

  • Kaktus Keim, Kakteenland - 30

    Wir unterschätzen das, was wir haben und überschätzen das, was wir sind.

    Es gibt sicherlich Menschen die eine Selbstständigkeit bei der Arbeit sich leisten können. Sei es in die Wiege gelegt worden oder im anderen Fall mit Fleiss selber aufgebaut. Meine Meinung dazu, selbst dann, wenn man eine rosarote Brille aufsetzt, werden Eisbären nicht zu Himbeeren. ;)

    • Kaktus Keim, Kakteenland - 30

      Möchte noch ein kleines Beispiel zum Thema anhängen.
      Auf eine Art und Weise hab ich auch eine gewisse Selbständigkeit bei meiner Tätigkeit die sich auch als Arbeit und Einnahmequelle beschreiben lässt. Es ist nicht eine grosse Summe , diese Einnahme, aber ich hab mir diesen Sommer etwas kleines Bares angespart. Damit wollte ich auch einem zukünftigen Pensionär zum 65 Geburtstag eine Freude mit einem neuen Notebook machen.
      Nun ist folgendes passiert, das Notebook wurde per Internet schon mal reserviert aber nicht gekauft.
      Ein Tag später ist mir der Warmwasser Boiler im Haus kaputt gegangen. Nun muss das gesparte Geld in einen neuen Boiler investiert werden.
      Was ich damit sagen möchte, jede Selbständigkeit , sei sie noch so klein oder gross hat auch seine Tücken. Jedenfalls kann ich jetzt auch nicht aus dem Käfig fliegen und das Geld verpulvern. Die Rechnungen fliegen auch ohne geschmückte Federn in den Briefkasten.

    • Das Ventil, Oberwallis - 20

      Auch eine sehr sinnige Weisheit, Kaktus :-) Ich bin ebenfalls der Meinung, dass wir Perfektion, sei es in der Arbeitswelt oder Privat, nie erreichen werden. Irgendwo wird immer etwas ein wenig besser, anderes hingegen schlechter sein...

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