Ventil | Der Walliser Blog

Es war einmal...

Quelle: 1815.ch 4

«Segel setzen», hörte man eine laute Stimme mitten im Morgengrauen. Die Abenteuerreise konnte beginnen. Begleitet von einem mulmigen Gefühl fahren sie hinaus ins offene Meer. Ein letzter Blick zurück, ein letztes Mal der geliebten Familie winken. Umgeben von einem eiskalten Spiegel und dem weiten Nichts gleiten unzählige Schiffe durch das Wasser, immer weiter weg, von dem was sie kennen und lieben. Lediglich das Nötigste und etwas Hoffnung haben sie dabei, für mehr hat der Platz auf dem Gefährt nicht gereicht.

«Land! Land!» Noch knapp 30 Kilometer bis zum Ziel, von Erleichterung und Freude spürt man auf dem Schiff kaum etwas. Ausgelaugt, ängstlich, zu Tausenden und doch allein gelangen sie auf festen Boden. Die Meisten von ihnen haben es nicht einmal bis zum gelobten Land geschafft.

Abgefangen, kaum am Ufer, werden sie aufgesammelt und deportiert. Wers nicht soweit schafft, wird im grössten Grab der Welt ertrinken. Wenn sie nicht gestorben sind, dann streben sie noch heute, nach ihrem Glück und Frieden.

Ein schauriges Märchen, das keines ist. Eine Geschichte ohne Happy-End, die in der heutigen Zeit besser einfach nur ein Märchen wäre.

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Kommentare

  • Zyno - 11

    Vor 10Jahren hat sich schon mal ne Band Namens Fahnenflucht arüber ein Lied gemacht...

    Fahnenflucht Odyssee:
    jetzt sind es nur noch 30 meilen bis zum gelobten land
    eine barke voller menschen treibt der hunger richtung strand
    sie können in der ferne schon die ersten lichter sehen
    von irgendeiner stadt in der touristen abends feiern gehen

    das meer schwarz wie die nacht peitscht die wellen meterhoch
    eine odyssee ins glück oder die reise in den tod
    80 menschen sind an bord doch der platz reicht gerade für zehn
    sie beten, dass sie so kurz vor dem ziel nicht untergehen

    keine mauern keine gräben dieser welt
    nicht mal der größte ozean
    sind zu hoch zu tief zu weit
    wenn dir nichts mehr übrig bleibt

    der nächste morgen bricht schön an, das große meer ist spiegelglatt
    für mich die urlaubssonne scheint, zwischen den dünen werde ich wach,
    80 menschen waren an bord, auf diesem viel zu kleinen boot
    für mich gibt’s badespass und cocktails und für sie den sicheren tod

    keine mauern keine gräben dieser welt
    nicht mal der größte ozean
    sind zu hoch zu tief zu weit
    wenn dir nichts mehr übrig bleibt

    https://www.youtube.com/watch?v=4KYgf9QZ_5Y

  • Kaktus - 20

    Komisches Märchen...
    Momentan mit all den schrecklichen Ereignissen die geschehen,glaube ich an keine Märchen mehr. Ich fühle mich auch um einige Jahrhunderte zurückgestossen. Sozusagen zurück in dunkle Vergangenheiten.

  • Dübi - 21

    Eine wahres Märchen ohne Happy End...
    Leider eine wahre Geschichte ohne Glanz, welche in die Analen unserer Epoche eingehen wird. Der Menschheit wird dabei weder Ruhm noch Ehre beschieden sein. Unverständnis und Traurigkeit werden unsere Nachkommen beim Lesen dieser Geschichte empfinden.
    Ich persönlich empfinde schon heute grosse Traurigkeit bei den alltäglich neu entstehenden Episoden. Ein Ende dieser Geschichte wäre zugleich das Ende dieser masslosen Tragödie. Die Hoffnung stirbt zuletzt und nicht nur bei den Akteuren dieser Geschichte.

  • Maria - 11

    Guter Donnerstag!
    Das Märchen bringt Bilder vor meine Augen, die ich nicht sehen will, weil ich sie nicht ertrage. Die Tragik bei diesem Märchen ist die Realität.

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