Arnold Biner berichtet aus Vietnam
«Tja, vier Jungs eben...»
Arnold Biner lebt mit seiner Frau und seinen vier Söhnen seit zwei Jahren in Ho Chi Minh City in Vietnam, wo er bei Bosch tätig ist. Auf 1815.ch berichtet der 35-Jährige über die Zwei-Kind-Politik in seiner neuen Heimat und wie er gerade auch durch seine Kinder Kontakt zu den Einheimischen knüpft.
Arnold Biner und seine Frau Barbara leben mit ihren Söhnen Levin (9,5 Jahre alt), Mael (8), Jaron (6) und Anjo (3,5) in Ho Chi Minh City. Seit zwei Jahren behauptet sich die Familie in der grössten Stadt Vietnams.
Auf 1815.ch berichtet der Zaniglaser regelmässig von den Erfahrungen seiner Familie in der südostasiatischen Millionenmetropole:
«In unserem Compound - unserer Wohnanlage - gehören unsere vier Jungs mittlerweile zum Inventar. Die meisten Arbeiter hier kennen sie. Klar, es ist für die einfachen Leute hier schnell ein Thema, wenn eine Familie vier Kinder hat. Besonders weil die Vietnamesen meistens nur zwei Kinder haben, was politisch bedingt ist.
Vietnam hat seine bisherige Familienpolitik eher mit administrativen als mit gesetzlichen Massnahmen gelenkt. So kann es vorkommen, dass einem Angestellten eines Staatsbetriebes eine Beförderung verwehrt werden kann, falls er ein drittes Kind hat.
Die Zwei-Kind-Politik wurde ursprünglich eingeführt, nachdem es am Ende des Vietnam-Krieges 1975 zu einer Bevölkerungsexplosion gekommen war. Schlechte wirtschaftliche Aussichten und Nahrungsknappheit bewegten die Regierung zu dieser Massnahme. 2010 wurde diese Regelung gelockert und in bestimmten Fällen dürfen Vietnamesen jetzt auch drei Kinder grossziehen.
Die Strassenfee
Unsere vier Jungs bringen auch uns immer wieder in Kontakt mit den Arbeitern im Compound. So gibt es ab und zu Reklamationen, weil sie in den künstlich angelegten Teichen versuchen kleine Fische und Kaulquappen zu fangen. Tja, eben vier Jungs und was einem nicht einfällt, fällt bestimmt dem anderen ein...
Bevor wir Ende Juli für zwei Wochen in die Schweiz flogen, hatten wir ein schönes Erlebnis mit einer Putzfrau des Compounds. Es wird, wie so vieles anderes in den letzten zwei Jahren, in unseren Erinnerungen an Vietnam hängen bleiben. Wir nennen die Putzfrau unsere Strassenfee. Sie hält die Strasse vor unserem Haus immer sauber und liebt es, wenn Anjo auch am Putzen ist.
Auch wenn Anjo mal wieder im Compound wegläuft, ist sie die Erste, die aufs Motorbike springt und nach ihm sucht. Das Suchen beschränkt sich aber nicht immer nur auf Anjo. Des Öfteren durchsucht sie auch unseren Müll nach Gegenständen, die sie noch brauchen könnte oder Aludosen, für welche sie Geld bekommt.
Leider spricht sie nur vietnamesisch, aber das hindert sie nicht daran, uns immer wieder zu berichten, wenn die Jungs etwas machen. Es liegt dann an uns rauszufinden, ob sie reklamiert oder nur irgendetwas erzählen will.
Als wir letztes Mal unsere Spielsachen mit den Jungs sortierten, kam doch einiges zusammen, das wir nicht mehr brauchen. Normalerweise geben wir solche Sachen unserer Maid. Diesmal teilten wir es jedoch auf, um auch unserer Strassenfee etwas mitzugeben. Sie freute sich riesig und war total überrascht. Für uns war es schön, ihre Freude zu sehen. Es waren ja Sachen, die wir normalerweise wegwerfen würden.
Zu unserer Überraschung kam sie dann zwei Stunden später mit vier Tüten Chips für unsere Jungs zurück. Ich wollte es zuerst nicht annehmen, aber damit hätte ich sie beleidigt. Normalerweise sollte man nichts erwarten, wenn man etwas verschenkt. Besonders wenn es Leute betrifft, die wirklich nichts besitzen.
Aber genau von diesen Leuten kommt dann etwas zurück - einfach beeindruckend. Für uns war ihr Strahlen und das Dankeschön genug. Nichts anderes wäre nötig gewesen. Aber eben, von armen Leuten lernt man teilen und von reichen sparen. Seit diesem Tag hat sie schon dreimal Chips vorbeigebacht...»
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