Quecksilber: 4000 Proben untersucht
«Umfassendste Bodenanalysen» mehrheitlich abgeschlossen
Nach umfassenden Untersuchungen zum Quecksilbergehalt der Böden zwischen Visp und Niedergesteln, deren Ergebnisse am Montagabend vorgestellt wurden, soll den Betroffenen ein Sanierungsprojekt unterbreitet werden.
Die Untersuchungen zum Quecksilbergehalt der Böden zwischen Visp und Niedergesteln sind grösstenteils abgeschlossen worden. Mit rund 4'000 Proben handelt es sich um die umfassendsten Bodenanalysen, die je in der Schweiz durchgeführt wurden. An einem vom Kanton organisierten Anlass informierten die Verantwortlichen von Lonza und Kanton über die neuesten Untersuchungsergebnisse, die laufenden Arbeiten und das weitere Vorgehen.
Die am stärksten belasteten Flächen befinden sich in der Nähe des Grossgrundkanals, auf dem Lonza Werksareal sowie bei einzelnen Ablagerungsstandorten wie Bäret, in der Steineye und bei der Baltschiederbrücke. Auf dem rechten Ufer der Rhone sind die Böden mit wenigen Ausnahmen unbelastet.
Im Siedlungsgebiet von Turtig, inklusiv die Sport- und Campingplätze, sind insgesamt 227 Parzellen untersucht worden: 49 weisen eine Quecksilberbelastung von mehr als 2 mg Hg/kg auf und sind somit aufgrund der revidierten Altlasten-Verordnung sanierungsbedürftig, 50 zeigen Werte zwischen 0.5 und 2 mg Hg/kg und gelten als belastet aber nicht sanierungsbedürftig.
Aufgrund der Ergebnisse der vom Bundesamt für Umwelt in Auftrag gegebenen Studien dürfen diese schwach belasteten Parzellen ohne Einschränkungen von Kindern genutzt werden.
22 sanierungbedürftige Parzellen im Siedlungsgebiet Visp West
128 Parzellen sind unbelastet. Im Siedlungsgebiet von Visp West/Kleegärten wurden bisher 242 Parzellen untersucht, davon sind 22 sanierungsbedürftig (> 2 mg Hg/kg), 54 «nur» belastet (0.5 bis 2 mg Hg/kg) und 166 unbelastet. In der Landwirtschaftszone befinden sich die belasteten Flächen primär entlang dem Kanal.
Bei den restlichen Flächen waren von 752 entnommenen Proben 707 unbelastet, 41 wiesen Werte zwischen 0.5 und 20 mg Hg/kg, und 4 haben den Sanierungswert nach AltlV (20 mg Hg/kg für landwirtschaftlichen Flächen) überschritten.
Quecksilberbelastete Lebensmittel «nicht kritisch»
Für den Markt bestimmte Nahrungsmittel sowie 31 Proben von Salaten, Knollen- und Zwiebelgemüsen aus belasteten Parzellen wurden auf Quecksilberrückstände untersucht. Zwar konnten in einzelnen Gemüsen unwesentlich erhöhte Quecksilberwerte nachgewiesen werden, doch hält das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) das Essen dieser Gemüse für nicht kritisch.
Eine Expertise der Universität Zürich über die möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung der betroffenen Region durch quecksilberbelastete Böden wird Ende 2015 erwartet. Die rechtlichen Abklärungen zur Verantwortungsfrage sind ebenfalls im Gang.
Weiteres Vorgehen Siedlungsgebiet
Lonza wird jetzt auf den sanierungsbedürftigen Parzellen (>2 mg Hg/kg) im Siedlungsgebiet Visp und Turtig zusätzliche Untersuchungen durchführen um das Ausmass der Belastung in die Tiefe zu ermitteln, ein Sanierungsprojekt ausarbeiten und die anschliessenden Sanierungsarbeiten ohne Präjudiz vorfinanzieren.
Das Sanierungsprojekt wird den Betroffenen unterbreitet. Im Streitfall entscheidet die Dienstelle für Umweltschutz über die nötigen Massnahmen.
Spielen für Kinder tabu
Sowohl die Lonza wie auch die Gemeinden und der Kanton haben das Ziel, dass noch dieses Jahr mit den Sanierungsarbeiten angefangen wird. Bis zur Sanierung dürfen diese Parzelle als private Gärten und als Spielplätze für Kinder nicht genutzt werden.
Für die Parzellen mit Belastungen zwischen 0.5 und 2 mg Hg/kg kann nach Gesetz keine Sanierung von der Dienststelle für Umweltschutz verlangt werden. Trotzdem möchten der Kanton, die Gemeinden und die Lonza den Betroffenen eine Unterstützung anbieten. Die Form dieser Unterstützung soll im Rahmen eines Brainstormings, zu welchem die IG Quecksilber auch eingeladen wird, erörtert werden.
Abklärungen bei landwirtschaftlich genutzten Flächen
Bei den landwirtschaftlich genutzten Flächen sind zusätzliche Abklärungen nötig, um die belasteten Perimeter einzugrenzen. Einerseits wird eine geostatistische Analyse durchgeführt, andererseits wird nochmals versucht abzuklären, welche Nutzungen in der Vergangenheit zu der gefundenen Belastung führten.
Je nach Ergebnis dieser Abklärungen werden gezielte zusätzliche Bodenuntersuchungen durchgeführt. Parallel dazu werden die produzierten Lebensmittel weiter auf Quecksilber überprüft. Weitere belastete Standorte Funde im Gebiet Steineye, Bäret und bei der Baltschiederbrücke bestätigen den Verdacht, dass auch quecksilberhaltiges Aushubmaterial, das nicht aus dem Grossgrundkanal stammt, für Aufschüttungen in der Region genutzt wurde.
Neues Sanierungsprojekt für Deponie Gamsenried
Um allfällige weitere Ablagerungsstandorte zu ermitteln, hat die DUS von der Lonza verlangt, dass sowohl das Gebiet Visp Süd als auch die Parzellen in der Region, die heute oder früher der Lonza AG gehört haben, untersucht werden. Zudem wurde Lonza aufgefordert, in Form einer historischen Untersuchung die Entsorgung von Aushubmaterial in der Vergangenheit zu dokumentieren und die so identifizierten Verdachtsflächen zu untersuchen.
Zudem hat die Dienststelle für Umweltschutz von der Lonza auch für ihr Werksareal (~ 70 Tonnen Hg gemäss Lonza-Schätzung) und die Deponie Gamsenried (~ 63 Tonnen Hg gemäss Lonza-Schätzung) bis Ende Jahr weitere Massnahmen angefordert. Auf dem Werksareal sollen neben den laufenden Sanierungen weitere Detailuntersuchungen durchgeführt werden. Für die Deponie Gamsenried muss ein neues Sanierungsprojekt ausgearbeitet werden.
«Keine Lösung auf dem Buckel der Bodeneigentümer»
Die IG Quecksilber fordert für die Parzellen zwischen Richtwert und Sanierungswert eine politische und rechtliche Lösung. Da die Eigentümer für die Belastung ihres Terrains nicht verantwortlich seien, müssten diese schadlos gehalten werden und es müsse zudem alles daran gesetzt werden, dass diese Parzellen nicht in einem Kataster aufgenommen blieben.
Die IG Quecksilber zeigt sich bereit, in einer Arbeitsgruppe mitzuarbeiten, die gemeinsam mit der Lonza, dem Staat und den Gemeinden eine Lösung für dieses Problem finde.
Rund 60% der Analysen wurden im Auftrag der Lonza durchgeführt, 25% im Auftrag des Amtes für Nationalstrassenbau im Rahmen des Baus der A9 und die restlichen 15% im Auftrag der Dienststelle für Umweltschutz, der Dienstelle für Strassen- und Flussbau sowie Gemeinden und Private.
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Kommentare
Hans - ↑0↓0
Das Quecksilber kommt von der Lonza,also soll auch die Lonza bezahlen.Es kann ja nicht sein ,dass wir uns mit Steuergeldern an den Sanierungen beteiligen.
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