Besuch im Walliser Grossrat
«Wir vermissen die Oberwalliser Beteiligung»
Seit sechs Jahren haben Walliser Schulklassen die Möglichkeit, den Grossen Rat in Sitten zu besuchen. Ein Projekt, das auf grosse Resonanz stösst - jedenfalls im Unterwallis, Oberwalliser Klassen melden sich kaum.
Lanciert wurde das Projekt von Paul-André Roux aus Grimisuat, der im Jahr 2008/2009 als Grossratspräsident amtete und sein Präsidialjahr unter das Leitmotiv «Begegnung mit jungen Menschen aus dem ganzen Kanton» stellte, um deren Interesse für Politik zu wecken.
So besichtigen seit 2008 gut 400 Schülerinnen und Schüler jährlich den Grossen Rat. Im Durchschnitt sind also, nach Auskunft von Daniel Petitjean, Informatikleiter im Parlamentsdienst des Grossen Rates, zwei bis drei Klassen in jeder Session anwesend.
Besichtigung in zwei Teilen
Mit Hilfe des Lernmoduls «Das kleine 1x1 des Grossen Rates» werden die Schüler vorgängig über die Tätigkeit und Arbeitsweise des Walliser Parlaments informiert. Zudem erhalten sie die Tagesordnung der Sitzung, die sie besuchen, damit das eine oder andere Thema schon in der Klasse besprochen werden kann.
Die Besichtigung schliesslich gliedert sich in zwei Teile: Gut 30 Minuten lang verfolgen die Schüler das Geschehen von der Tribüne aus. Anschliessend folgt ein 30-minütiges Gespräch mit einem oder zwei Grossratsmitgliedern, welches ebenfalls in der Schule vorbereitet wurde. Die Gesprächspartner werden von der Klasse selbst ausgewählt und stammen meist aus derselben Region oder demselben Dorf wie die Schüler, erklärt Petitjean.
«In diesen Treffen mit den Grossräten entsteht jeweils eine wunderbare Dynamik.» Falls das Treffen vor 9 Uhr oder nach 14 Uhr stattfinde, bestehe gar die Möglichkeit, sich mit dem Grossratspräsidenten zu treffen. Am Schluss des Besuchs erhalten die Schüler einen kleinen Führer des Grossen Rates, der auf deutsch und französisch erhältlich ist.
«Eine Tür öffnen...»
Das Projekt ist nach Auskunft von Petitjean ein Riesenerfolg bei den Unterwalliser Klassen. Einziger Wermutstropfen: Es nehmen kaum Oberwalliser Klassen teil. «Es würde uns sehr am Herzen liegen, das Parlament auch Oberwalliser Klassen näher zu bringen. Es fehlt uns wohl ein Verbindungsglied zu den Schulen im Oberwallis, obwohl wir alle Möglichkeiten hätten, diese zu empfangen - dank der Zweisprachigkeit des Parlamentsdienstes und etwa auch durch Assistentin Claudia Bonani, die perfekt Walliserdeutsch spricht.»
Die Rückmeldungen der teilnehmenden Klassen seien jedenfalls durchwegs positiv. Petitjean fügt an: «Ich halte es für wichtig, dass die Schüler das Parlament entdecken, denn das Parlament ist das Volk. Und die Idee, die hinter dem Projekt steht, ist, der Jugend eine Tür zu öffnen und wenn die Schüler interessiert sind, können sie diese später weiter aufstossen. Vielleicht befinden sich ja zukünftige Parlamentarier unter ihnen?»
Das Angebot richtet sich an Schüler ab der 6. Primarklasse bis hin zur Orientierungsschule, aber beispielsweise auch an Berufsschulen und Privatschulen. Interessierte Lehrpersonen können ihre Klasse unter parlament@parl.vs.ch - das Walliser Parlament ist papierlos - zu einem Besuch anmelden.
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